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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel
Autoren: Edgar Wallace
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schon in Bewegung. Langsam kehrte er zu seinem Auto zurück. Frau Elton - und das war ihre Schwester!
    Dora Elton war ja die Londoner Schwindlerin, der er mit heißem Eifer nachstellte.

4
    Lacy Marshalt war einst Senator des Gesetzgebenden Rats von Südafrika gewesen und führte seitdem - zur großen Belustigung seines Kammerdieners Tonger - den Titel ›Der Ehrenwerte‹.
    An einem trüben Morgen stand er am Fenster und starrte verdrießlich in den Regen hinaus, als Tonger hereinkam und die Post brachte. Marshalt griff nach einem blauen Brief, riß ihn auf und las: ›O. K. Niedergebrochen!‹
    »Schick ihm zwanzig Pfund!« sagte er und warf den Brief seinem Diener zu.
    Tonger las die Worte und bemerkte nachdenklich: »Ob der Brief wirklich aus Matjesfontain kommt?«
    »Hast du den Poststempel nicht gesehen?« erwiderte Lacy Marshalt.
    »Hm, ja! Hören Sie mal, Lacy, wer ist der Kerl, der nebenan wohnt?« fuhr Tonger fort. »Malpas heißt er. Gestern sprach ich mit einem Polizisten, und der sagte, der Kerl wär' nicht richtig im Kopf, lebte ganz allein und verrichtete alle Hausarbeit selbst. Wer kann das sein?«
    »Du scheinst ja mehr darüber zu wissen als ich«, knurrte Marshalt.
    »Wenn er es nun wäre?« fragte Tonger nachdenklich.
    Marshalt fuhr herum: »Mach, daß du 'rauskommst, du Esel!«
    »Der Privatdetektiv, den Sie bestellt haben, wartet draußen«, sagte Tonger gleichmütig, und Lacy stieß einen Fluch aus.
    »Warum hast du das nicht gleich gesagt! Du wirst alle Tage dümmer! Grinse gefälligst nicht so. Und bring den Mann herein!«
    Ein schäbig aussehender Mann trat ins Zimmer und überreichte Lacy eine Fotografie. »Ich hab' sie gefunden«, sagte er, »und rasch diese Aufnahme gemacht. Das ist sie, und sie heißt Audrey Bedford. Ihre Mutter ist tot - seit fünf Jahren. Aber auch von der habe ich ein Bild - eine Gruppenaufnahme.« Er wickelte ein größeres Bild aus, und Lacy nahm es ihm rasch aus der Hand.
    »Mein Gott! Ja, gleich als ich das Mädchen sah, hatte ich ein Gefühl -«
    »Sie kennen sie also, Herr Marshalt?«
    »Nein! Was treibt sie? Lebt sie allein?«
    »Bis jetzt tat sie das, aber vor kurzem hat sie ihr Haus verkaufen müssen. Sie soll mittellos sein und ist gestern nach London abgereist.«
    »Bildhübsch, nicht wahr?«
    »Ja, ganz ungewöhnlich hübsch. Leider hatte ich das Pech, daß Captain Shannon im Gasthof von Fontwell abstieg, um einen Reifen auszuwechseln.«
    »Wer ist Shannon?«
    »Eins von den größten Tieren, die sie in Scotland Yard haben. Der neue Executive Commissioner. Aber was ich da in Fontwell vorhatte, hab' ich ihm nicht verraten. Er hat mich nur fürchterlich heruntergemacht, weil ich mich für einen Beamten vom Yard ausgegeben hatte.«
    Lacy schien kaum zuzuhören. »Verschaffen Sie mir vor allem Fräulein Bedfords Adresse, und versuchen Sie, mit ihr bekannt zu werden. Geben Sie sich für einen Geschäftsmann aus, borgen Sie ihr Geld - aber hüten Sie sich davor, sie bange zu machen!« Er nahm ein halbes Dutzend Geldscheine aus der Tasche, knüllte sie zusammen und warf sie in die ausgestreckte Hand. »Bringen Sie sie einmal abends zu Tisch her«, sagte er leise.
    Der andere machte große Augen und schüttelte den Kopf. »So was liegt mir nicht«, murmelte er.
    »Ich will sie nur sprechen. Sie bekommen fünfhundert.«
    »Fünfhundert? Na, ich werde sehen .«
    Als der Mann fort war, trat Lacy ans Fenster.
    Er rühmte sich, keine Furcht zu kennen. Rücksichtslos und reuelos war er über Menschenherzen hinweg zum Ziel geschritten. Frauen in drei Erdteilen fluchten seinem Andenken, und verbitterte Männer brüteten Rache. Er aber fürchtete nichts. Er haßte Dan Torrington und wußte nicht, daß Haß Furcht in sich trägt!

5
    Dick wurde von seinem Gehilfen Steel empfangen, als er heimkehrte, und seine erste Frage lautete: »Wissen Sie irgend etwas von Dora Eltons Verwandtschaft?«
    »Hat sie denn Verwandte?« entgegnete Steel.
    »Vielleicht weiß Slick darüber Bescheid. Ich habe ihn auf sechs Uhr herbestellt. Übrigens - ist die Leiche identifiziert worden?«
    »Nein, aber nach seinen Schuhen und dem Tabakbeutel zu urteilen, ist er Ausländer - wahrscheinlich aus Südafrika. Er wird wohl mit der ›Buluwayo‹ oder der ›Balmoral Castle‹ angekommen sein. Haben Sie den Bognor-Mann wegen des Halsbandes der Königin gefragt?«
    »Ja, aber er behauptet, daß er sich mit Elton verkracht hat und nicht weiß, was der vorhat. Eltons Haus wird doch bewacht, nicht wahr? -
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