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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel
Autoren: Edgar Wallace
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Lacy Marshalt kannte er nur dem Namen nach. Gleich darauf geleitete er Slick Smith an die Haustür und wartete, bis ein Taxi mit ihm davongefahren war. Dann kehrte Shannon in den Ballsaal zurück.
    Um ein Uhr brach die Königin auf; um in ihr Hotel am Buckingham Gate zurückzukehren, wo sie inkognito abgestiegen war. Dick Shannon blieb unbedeckten Hauptes stehen, bis die Schlußleuchten des Autos im Nebel verschwunden waren. Vorn saß ein bewaffneter Detektiv neben dem Chauffeur - Shannon zweifelte nicht daran, daß Ihre Majestät ungefährdet ihr Schlafgemach erreichen würde.
    Nachdem er sich von dem dankbaren und sichtlich erleichterten Botschafter verabschiedet hatte, fuhr er nach Scotland Yard zurück, und zwar wegen des überaus dichten Nebels im Schneckentempo. Als er sein Auto nach allerhand Zwischenfällen in den Hof gelenkt hatte, gab er Befehl, den Wagen in die Garage zu bringen.
    »Ich werde lieber zu Fuß nach Hause gehen«, sagte er zu dem diensttuenden Beamten. »Es ist sicherer.«
    »Der Inspektor hat nach Ihnen gefragt, Captain. Er ist nach dem Themse-Embankment gegangen. Sie suchen da nach der Leiche eines Mannes, der heute abend in den Fluß geworfen wurde«, meldete der Polizist.
    »Geworfen?« wiederholte Dick. »Sie meinen gesprungen.«
    »Nein, Captain. Eine Flußpatrouille fuhr an der Embankmentmauer entlang, als der Nebel noch nicht so dicht war wie jetzt, und da sahen sie, daß ein Mann aufgehoben und übers Geländer geschoben wurde. Der Sergeant pfiff sofort, aber es war gerade keiner von uns in der Nähe, und so kam es, daß der Kerl, der ihn hineingeworfen hat, entwischte. Sie suchen jetzt nach der Leiche. Der Inspektor trug mir auf, es Ihnen mitzuteilen.«
    Shannon besann sich keine Sekunde, tappte durch den Nebel von dannen und stieß bald mit dem Inspektor zusammen.
    »Ein Mord«, sagte dieser. »Eben haben sie die Leiche gefunden: Der Mann ist totgeschlagen worden, bevor er ins Wasser geworfen wurde. Wenn Sie die Stufen herunterkommen wollen, können Sie es sehen.«
    »Wann ist es denn geschehen?«
    »Heute - oder vielmehr gestern abend um neun herum. Jetzt ist es gleich zwei.«
    Shannon ging hinunter und beugte sich über das dunkle Etwas, das ein Polizist mit seiner Taschenlampe beleuchtete.
    »Die Taschen waren leer«, meldete der Sergeant, »aber sein Name wird sich leicht feststellen lassen - er hat 'ne große Messernarbe quer übers Gesicht.«
    Als Dick mit dem Inspektor nach dem Yard zurückkehrte, herrschte dort mit einem Mal fieberhaftes Leben, denn soeben war eine Nachricht eingegangen, die jeden dienstfreien Detektiv aus dem Bett gescheucht hatte.
    Das Auto der Königin von Schweden war an der finstersten Stelle der Mall überfallen und der Detektiv erschossen worden. Das Diamanthalsband der Königin war im Nebel verschwunden.

3
    »Von den Hühnern hat jedes vier Shilling eingebracht«, berichtete die alte Frau Graffitt und zählte das Geld auf den Tisch.
    Audrey Bedford rechnete rasch nach. »Mit den Möbeln macht das siebenunddreißig Pfund, zehn Shilling«, sagte sie. »Reicht also gerade für den Hühnerfuttermann und Ihren Lohn und für meine Reise nach London.«
    »Ein Pfund können Sie doch als Trinkgeld für mich zulegen«, bettelte Frau Graffitt weinerlich. »Ich hab' doch alles für Sie besorgt, seit Ihre liebe Mama starb, und -«
    »Unsinn!« fiel ihr das junge Mädchen ins Wort. »Sie haben Ihr Schäfchen dabei wahrhaftig ins Trockene gebracht! Hühnerzucht lohnt sich nicht und wird sich niemals lohnen, wenn der Generalstabschef heimlichen Eierhandel betreibt.«
    »Wo wollen Sie denn hin, Fräulein?« fragte Frau Graffitt, um auf ein weniger heikles Thema überzugehen.
    »Ich weiß es noch nicht. Vielleicht nach London.«
    »London ist 'ne fürchterliche Stadt«, bemerkte Frau Graffitt kopfschüttelnd. »Lauter Morde und Diebstähle -«
    »Bei ›Diebstählen‹ fällt mir ein: Was ist eigentlich aus den letzten Hühnern geworden?« fiel Audrey ihr sanft ins Wort.
    »Ach, die! Hab' ich Ihnen das Geld nicht gegeben? Ich muß es reinweg verloren haben.«
    »Oh, dann brauchen wir nur den Gendarm zu holen, der versteht sich aufs Suchen«, sagte Audrey, worauf die alte Frau das Geld sofort fand und verdrießlich das Zimmer verließ.
    Audrey sah sich im Zimmer um. Der Sessel, in dem ihre Mutter immer gesessen und mit harten Augen in den schwarzen Kamin gestarrt hatte, war von Audrey verbrannt worden. Ihren Vater hatte sie nie gesehen. Er war wohl ein schlechter
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