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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel
Autoren: Edgar Wallace
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bring' ich Ihr spaßhaftes Kinn zur Polizei!«
    Pause.
    Als keine Antwort kam, ging er die Treppe hinab und versuchte, die Haustüre zu öffnen. Aber da war kein Griff, und das Schlüsselloch war so winzig, daß man nicht hindurchsehen konnte. Fluchend rannte er wieder die Treppe hinauf, und er hatte fast den ersten Absatz erreicht, als etwas herabfiel. Er blickte auf und gewahrte oben das häßliche Gesicht, sah dann ein schwarzes Gesicht fallen und versuchte, ihm auszuweichen. Eine Sekunde noch, und er glitt wie ein schwerfälliger Klumpen die Treppe hinab.

2
    In der amerikanischen Botschaft fand ein Ball statt - schon seit einer Stunde brachten zahllose elegante Limousinen die vornehmen Gäste herbei. Eines der letzten Autos setzte einen gedrungenen, jovial aussehenden Herrn ab, der dem diensttuenden Schutzmann zunickte und gleich darauf die große Halle betrat.
    »Oberst James Bothwell«, sagte er zu dem Diener, indem er auf die Salons zuging.
    »Verzeihen Sie!« Ein gutaussehender, eleganter Mann im Frack nahm seinen Arm und führte ihn in ein kleines Vorzimmer.
    Oberst Bothwell machte ein freundlich erstauntes Gesicht.
    »Nein«, sagte der Fremde, »ich glaube nicht -«
    »Mein lieber amerikanischer Freund«, wandte der Oberst ein, indem er sich loszumachen suchte, »Sie müssen sich geirrt haben.«
    Der andere schüttelte sanft den Kopf. »Ich irre mich nie und bin, wie Sie sehr gut wissen, Engländer - ebenso wie Sie. Mein armer alter Slick, es tut mir leid.«
    Slick Smith seufzte: »Aber ich habe eine Einladung, und wenn der Botschafter mich zu sehen wünscht -«
    Captain Dick Shannon lächelte: »Er wünscht es nicht, Slick. Es würde ihm höchst unangenehm sein, einen gewandten englischen Dieb in erreichbarer Nähe von einer Million Dollar in Diamanten zu wissen. Oberst Bothwell von der 94. Kavalleriebrigade würde er gewiß gern die Hand drücken, aber den Juwelenräuber, Bauernfänger und Gelegenheitsdieb Slick Smith kann er hier wirklich nicht brauchen.«
    Slick seufzte nochmals. »Schade!« murmelte er. »Dieses Halsband der Königin von Schweden hätte ich gern gesehen. Vielleicht wär's zum letztenmal gewesen! Ich besitze nämlich zu meinem Unglück einen Detektivinstinkt. Und dieses Halsband ist vorgemerkt, glauben Sie mir! Eine sehr geschickte Bande hat es aufs Korn genommen. Namen nenne ich natürlich nicht -«
    »Ist sie hier in der Botschaft?« fragte Dick lebhaft.
    »Ich weiß es nicht. Das wollte ich ja gern sehen. Ich bin darin wie ein Doktor - sehe gern bei Operationen zu. Dabei lernt man Sachen, die einem nie einfallen würden, wenn man nichts weiter als seine eigene Arbeit studierte.«
    Dick Shannon sann einen Augenblick nach. »Warten Sie hier, und Hände weg vom Silber«, sagte er, ließ den entrüsteten Slick allein und drängte sich rasch durch die überfüllten Räume, bis er eine Stelle erreichte, wo der Botschafter mit einer hochgewachsenen, müde aussehenden Frau plauderte, zu deren Schutz Dick hierher beordert war.
    An ihrem Hals flimmerte eine Kette, die bei jeder kleinen Bewegung funkelnde Blitze schoß. Shannon sah sich um und winkte einen jungen Mann herbei, der ein Monokel trug und eben mit einem der Legationssekretäre sprach.
    »Steel«, raunte er ihm zu. »Slick Smith ist hier und behauptet, man würde versuchen, das Halsband der Königin zu ergattern. Sie dürfen sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Und sagen Sie irgendeinem Botschaftsbeamten, daß er die Liste der Gäste nachkontrolliert. Wenn sich ein Unbefugter findet, so bringen Sie ihn zu mir.«
    Als er zu Slick zurückkehrte, fragte er ihn: »Warum sind Sie hier, wenn Sie von diesem Raubplan wußten? Auch wenn Sie nichts damit zu tun haben, wird man Sie natürlich in Verdacht haben.«
    »Ja, das hab' ich mir auch gedacht«, erwiderte Slick. »Überhaupt, seit acht Tagen habe ich gelernt, was das Wort ›Beunruhigung‹ bedeutet.«
    Die Tür zur Halle stand weit offen, so daß die beiden alle Ankömmlinge sehen konnten, und eben jetzt kam ein älterer Mann vorüber und neben ihm eine so auffallend schöne Frau, daß selbst der abgehärtete Slick große Augen machte.
    »Ist das 'ne Schönheit! Martin Elton ist übrigens nicht hier. Seine Frau läuft viel mit Lacy herum.«
    »Lacy?«
    »Ja, der ehrenwerte Lacy Marshalt. Er ist Millionär, ein ganz gerissener, zäher Kerl. Kennen Sie sie, Captain?«
    Dick nickte. Dora Elton war eine bekannte Persönlichkeit, die bei keiner Veranstaltung der mondänen Welt fehlte.
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