Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Unter dem Namen eines Rechtsanwalts Crewe hatte er eine prächtige Wohnung in den Greville-Gebäuden gemietet, was mir längst bekannt war, da ich nebenan wohnte. Dorthin ging er an jenem Abend, stärkte sich ein wenig und kehrte dann zurück, um die Diamanten zu holen. Das weiß ich, weil ich ihn gesehen habe.«
    »War es etwa Ihr Gesicht, das ich in jener Nacht durchs Oberlicht des Fensters sah?« fragte Dick lebhaft.
    »Freilich!« lachte Stormer. »Der Mann auf dem Dach hatte mich natürlich auch gesehen, wenn er es auch nicht sagen durfte. Klettern ist immer meine Spezialität gewesen, obwohl Martin Elton mir noch überlegen ist, denn der kam ohne Strick hinauf.
    Nun, Marshalt war natürlich verzweifelt, als sein Diamantenversteck entdeckt wurde, und mit Hilfe von Stanford, den er zu dem Zweck in das Geheimnis einweihen mußte, leerte er das Götzenbild gewissermaßen vor Ihren Augen. Aber Stanford war ungeschickt, und als die Steine in den Beutel gepackt waren, probierte er an dem Mechanismus herum, was zur Folge hatte, daß der Götze ins Zimmer zurückgedreht wurde. Dabei hat er das Licht abgestellt und muß den Beutel wohl in seiner Angst aus der Hand gelegt haben, denn als der Götze sich wieder umdrehte, schob er den Beutel mit sich.«
    »Woran verbrannte ich mir denn die Hand?« fragte Steel.
    »Am Kamin. Sie berührten die heißen Eisenstangen des Rostes, aus dem die Kohlen eben erst herausgenommen worden waren. Stanford begab sich dann in Shannons Wohnung und raubte die Steine, während Marshalt den kleinen Autozwischenfall in Szene setzte. Aber den Beutel hat Stanford zurückerobert, der noch im Haus war, als Shannon heimkehrte und seinen Diener besinnungslos vorfand. Nun brachte Marshalt die Steine in seine Wohnung in den Greville-Gebäuden. Ich fand sie, als ich dort einbrach, um nach Fräulein Torrington zu suchen. Natürlich nahm ich den Beutel mit und gab ihn erst heraus, als ich ihn in die rechten Hände legen konnte, ohne selbst verhaftet zu werden. Leider faßte Marshalt aber einen Verdacht gegen Stanford und hat ihn niedergeschossen, als Sie heute morgen hinkamen. Was zwischen ihm und Stanford vorgegangen war, weiß ich nicht. Vermutlich erfuhr Marshalt erst dabei, daß die junge Dame im Haus versteckt gehalten wurde, und wollte sich, da das Spiel doch für ihn verloren war, zum Schluß noch an der Tochter des Mannes rächen, den er mehr als alles auf Erden haßte und fürchtete. Zu seinem Unglück schlich ich jedoch häufig im Haus herum, früher, um die Leute zu beobachten, die ihm Diamanten brachten, und jetzt, weil ich das Geheimnis jener Tür lösen wollte. Wenn ich bei ihm einbrach, verkleidete ich mich immer als Malpas.«
    Er lächelte, und auch Audrey war jetzt imstande, zu lächeln. »Ich schrie fürchterlich, nicht wahr?« sagte sie beschämt.
    »Ich schreie zuweilen auch«, erwiderte Smith, »oder habe doch Lust dazu. - Aber eins muß ich noch erwähnen, obwohl Sie es sich wohl schon gedacht haben werden, Shannon. Sobald er die Diamanten zurückerobert hatte, blieb Marshalt nichts anderes übrig, als auf dramatische Weise wieder aufzutauchen. Und das hatte er beinahe allzu gründlich besorgt! Er stellte sich ins Wasser, legte sich selbst die Handschellen an und wartete mit dem Schlüssel in einer und einem Revolver in der andern Hand auf Ihr Erscheinen. Aber Sie kamen etwas später, als er berechnet hatte, und in den fünf Minuten ließ er den Schlüssel zu den Handschellen aus Versehen ins Wasser fallen und konnte sich nicht wieder befreien. Wenn Sie nicht gekommen wären, wäre er sicher ertrunken. Den Revolver warf er ins Wasser, sobald er auf Sie geschossen hatte. Ich habe ihn nachher gefunden. Wenn er Sie getötet hätte, wäre seine Unschuld erwiesen gewesen - er konnte die Tat nicht begangen haben. - Und nun möchte ich Sie um Ihr Abzeichen bitten, Fräulein Torrington!«
    Sie tastete in ihrer Tasche herum und gab ihm den Stern.
    »Danke!« sagte Slick liebenswürdig. »Sie nehmen es mir hoffentlich nicht übel. Ich lasse mir ein für allemal den Stern zurückgeben, wenn jemand aus meiner Agentur ausscheidet und zur Konkurrenz übergeht.«
    Er blickte Shannon an, und beide lachten.
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher