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025 - New York, New York!

025 - New York, New York!

Titel: 025 - New York, New York!
Autoren: Claudia Kern
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waren hinter einer schwarz getönten Sonnenbrille nicht zu erkennen.
    »Was?«, fragte Colomb irritiert.
    »Papiere, paipers, docjuuments«, wiederholte der Soldat ungeduldig. »Die Anlegegebühr beträgt fünf Silbermünzen für eine Woche, sieben mit Bewachung. Es gelten die Gesetze der Stadt Nuu'ork. Zoll wird auf Alk, Kiff und Seide erhoben. Wenn du nicht zahlen kannst, habe ich das Recht, die Waren auf deinem Schiff zu beschlagnahmen. Also, was soll's sein? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Matt verbiss sich ein Grinsen. Auch wenn die Welt aus den Fugen geraten war, an der legendären Unhöflichkeit der New Yorker hatte sich zumindest nichts geändert.
    Er sah, dass Colombs Hand sich auf den Knauf des Degens gelegt hatte. Anscheinend stand er kurz davor, den Tonfall des Soldaten auf seine Weise zu bestrafen.
    Matt trat rasch zwischen die beiden und wandte sich an den Soldaten. »Wir haben eine sehr lange Reise hinter uns. Vielleicht sollten wir mit deinem Vorgesetzten sprechen, um ihm alles zu erklären.«
    »Der ist beschäftigt. Wenn ihr das Geld nicht…«
    Der Soldat unterbrach sich. Er nahm die Sonnenbrille ab und musterte zuerst Matt, dann die Seeleute, die an der Reling lehnten. Für ihn mussten sie mit ihren langen Haaren und bärtigen Gesichtern wie Barbaren aussehen. Nur Colomb hatte in den letzten Wochen die Gelegenheit zur Körperpflege gehabt und hob sich dementsprechend vom Rest der Mannschaft ab.
    Matt wurde sich seines eigenen Aussehens und Geruchs bewusst und hatte auf einmal mehr Verständnis für die rüde Reaktion des Soldaten. Der wandte sich an Colomb, welcher ihm wohl am vertrauensvollsten erschien, und fragte: »Wo kommt ihr her?«
    Der Kapitaan schob das Kinn vor. »Guter Mann, wir sind aus Plymeth, einer Stadt im Westen Britanas, was eine Insel in Euree ist, am anderen Ende der Welt.«
    Die Unhöflichkeit des Soldaten schlug in Ungläubigkeit um. »Euree?«, fragte er. »Ihr seid aus Euree?«
    Er sah sich hektisch um, als suche er nach einem Vorgesetzten, der ihm die Last der Entscheidung abnehmen konnte. Aber es war kein zweiter Uniformierter zu sehen.
    Der Soldat kratzte sich unter der Fellmütze am Kopf und setzte die Sonnenbrille wieder auf.
    »Okee«, entschied er.
    »Ich bringe euch wohl am besten zum Maa'or. Der soll entscheiden, ob wir in diesem besonderen Fall auf die Anlegegebühr verzichten können. Kommt mit.«
    Maa'or, dachte Matt.
    Das klingt nach Mayor. Er will uns wohl zum Bürgermeister bringen.
    Während Colomb dem Soldaten bereits folgte, wandte er sich noch einmal zum Schiff.
    »Pieroo«, rief er. »Du übernimmst das Kommando, bis wir wieder hier sind.« Eigentlich hätte er Jochim das Kommando anvertrauen müssen, aber das Risiko wollte er nicht eingehen. Der Steuermann spielte ein falsches Spiel, und je mehr Autorität er über die Mannschaft hatte, desto leichter würde es ihm fallen, diese zu manipulieren.
    Der Hüne winkte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, dann folgte auch Matt dem Soldaten. Er glaubte Jochims hasserfüllte Blicke im Rücken zu spüren…
    ***
    ###
    ###
    Samtha rannte um ihr Leben. Hinter sich hörte die junge Frau das rhythmische Klatschen nackter Fußsohlen, die auf das Eis schlugen.
    Was wollen sie nur von mir?, dachte sie panisch.
    Samtha war selten zuvor so weit nach Norden vorgestoßen wie an diesem Tag. Ihr Stamm, der sich die Broodwejs nannte, lebte im Süden, eng verbrüdert mit den Wiithols und den Fuultons.
    Für die Menschen an der Oberfläche spielte das keine Rolle. Sie bezeichneten die Bewohner der verschütteten Ruinenstadt als Sabwejs und wussten nichts von den Unterschieden zwischen den Stämmen.
    Hier unten, inmitten der steinernen Räume und eisigen Gänge war das anders. Jeder Stamm hatte seine eigenen Rituale und Besonderheiten, die ihn von den anderen abhoben.
    Nur eins zeichnete sie alle aus: Hilfsbereitschaft. Niemand wurde in Notzeiten allein gelassen und wer im Abfall der Stadt über ihren Köpfen etwas Wertvolles fand, teilte es mit allen anderen.
    So hatte Samtha auch ohne Schwierigkeiten die Stammesgebiete der Fuultons und der Chaamberä durchquert und war weiter nach Norden gegangen, hinein in das Gebiet der Bruklinns, das kalt und still vor ihr gelegen hatte - zumindest bis ihre unheimlichen Verfolger auftauchten.
    Samtha sah zurück in den grünlich leuchtenden Eisgang. Es mochten zehn oder fünfzehn Gestalten sein, die ihr folgten. Sie bewegten sich seltsam steif. Immer wieder stießen ihre nackten
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