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025 - New York, New York!

025 - New York, New York!

Titel: 025 - New York, New York!
Autoren: Claudia Kern
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zertrümmerte Reste zu sehen, von anderen mehrere Stockwerke.
    Metie, las Matt auf einem von ihnen. Instinktiv glitt sein Blick nach rechts, am Hafen entlang, hinaus auf die gefrorene See bis zu einer Insel, die sich dort einmal befunden haben musste.
    Jetzt war von ihr nichts mehr zu sehen außer einer brüchigen, grünlich schimmernden Statue, die bis zur Hüfte im Eis steckte. Trotzdem war sie unverkennbar. In ihrer ausgestreckten Hand trug sie eine Fackel.
    Lady Liberty, dachte Matt in einem Anflug ungeahnter Sentimentalität.
    »Willkommen in New York City, Commander Drax«, murmelte er. »Willkommen zuhause…«
    Kapitaan Colomb hatte sich in Windeseile umgezogen und die Geschenke für die Eingeborenen auf dem Deck ausbreiten lassen. Jetzt stand er in der Pose eines großen Eroberers am Bug der Santanna. Die Federn seines Hutes wippten im Wind, der Zierdegen, der rhythmisch gegen seine polierten Stiefel schlug, blitzte in der Sonne.
    »Sie haben mich alle ausgelacht«, sagte er zu Matt, ohne den Blick vom Hafen zu nehmen. »Niemand hat geglaubt, dass es das Land im Westen gibt. Und nun sieh es dir an. Es ist prächtiger und reicher, als selbst ich es mir erträumt hätte.«
    Colomb grinste und breitete die Arme aus. »Ich bin der König der Welt!«
    »Ja, Kapitaan«, entgegnete Matt abwesend. Auch sein Blick haftete an der Stadt, allerdings empfand er dabei nicht die selbstgefällige Freude Colombs. Im Gegenteil, er fühlte sich einsamer und trauriger als je zuvor.
    Bis zuletzt hatte sich ein Teil von ihm an den Gedanken geklammert, dass es einen Weg nach Hause gab, zurück in seine eigene, fünfhundert Jahre entfernte Welt. Aber jetzt, wo er die versunkenen Wolkenkratzer im Eis sah, schwand auch diese Hoffnung.
    Matt erinnerte sich an einen Satz, den sein Vater einmal gesagt hatte: Du kannst niemals zurückkehren. Bestimmt hatte er nicht damit gerechnet, dass sich diese Weisheit so drastisch bestätigen würde, aber in diesem Moment verstand Matt zum ersten Mal, was damit gemeint war.
    Er war in seine Heimat zurückgekehrt, nur um festzustellen, dass er hier ebenso fremd war wie im Rest der Welt.
    Seine Gedanken schweiften zu Aruula, die sich Tausende von Meilen entfernt befand und die er vielleicht niemals wiedersehen würde. Die Liebe zu ihr hatte ihm Halt gegeben, war das einzig Konstante in dieser verworrenen Zeit gewesen. Aber das war vorbei. Matt war allein.
    Hinter ihm wurden unter lauten Rufen die Segel gerefft. Die Santanna drehte bei, bis sie längsseits zur Hafenmauer lag. Zwei Matrosen schoben eilig eine lange Holzplanke über die Reling und traten dann abwartend zurück. Colomb straffte sich. »Maddrax«, sagte er.
    »Ich möchte, dass du mit mir gemeinsam Amerikas Boden betrittst. Diese Ehre hast du dir verdient.«
    Matt lag nicht sehr viel daran, aber er wusste, dass für seinen Kapitaan mit diesem Schritt ein Traum in Erfüllung ging. Also verneigte er sich höflich und entgegnete: »Ich danke Euch, aber dieser Ruhm gebührt nur Euch. Wenn Ihr erlaubt, werde ich nach Euch das Schiff verlassen.«
    Die Antwort schien Colomb zu gefallen, denn er lächelte und schlug seinem Lytnant freundschaftlich auf die Schulter. »So soll es sein.«
    Matt folgte dem Kapitaan zur Reling, wo sich die gesamte Mannschaft versammelt hatte. Colomb schritt an den Männern vorbei, gab Bieena einen leichten KUSS und stieg auf die Planke.
    Einen Augenblick blieb er stehen, dann betrat er mit würdevollen Schritten den Boden der »Neuen Welt« - was im hektischen Alltag des Hafens jedoch kaum auffiel. Lastschlitten wurden um Colomb herum gezogen und Arbeiter, die Lasten auf Kopf oder Schulter trugen, drängten sich an ihm vorbei.
    Matt, der jetzt ebenfalls die Planke hinunter ging, bemerkte, dass die meisten Menschen afrikanischer oder südamerikanischer Herkunft zu sein schienen. Nur selten sah er ein weißes Gesicht zwischen ihnen.
    Colomb hob die Arme und räusperte sich. »Männer und Frauen der Santanna!«, rief er zum Schiff hinauf. »Euch ist mit dem heutigen Tag eine Leistung gelungen, von der man noch in tausend Jahren sprechen wird. Niemand…«
    »Papiere«, unterbrach ihn eine missmutige nuschelnde Stimme in einer Sprache, die entfernt englisch klang.
    Colomb und Matt drehten sich synchron um. Vor ihnen stand ein dunkelhäutiger Soldat. Er trug eine gefütterte braune Lederuniform mit hohen Stiefeln und einem polierten Brustpanzer aus Metall. Eine Fellmütze schützte seinen Kopf vor dem Wind. Seine Augen
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