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025 - New York, New York!

025 - New York, New York!

Titel: 025 - New York, New York!
Autoren: Claudia Kern
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mir leid, Pieroo. Ich war mit den Gedanken kurz woanders.«
    »Wenn Noodmänne komme undu midde Gedanke nich da bis, isse Kopp ab, Maddrax. Wills von mi lerne, muss aufpasse.«
    »Ich weiß. Lass uns weitermachen.«
    Matt ging in die Ausgangsposition, standbreitbeinig da, den Schwertgriff fest in beiden Händen. Zu seiner eigenen Überraschung gelang es ihm, die ersten beiden Angriffe Pieroos zu parieren. Dann holte ihn seine Unerfahrenheit jedoch wieder ein. Eine schnelle Drehung, ein kurzer Ruck - Matts Schwert flog durch die Luft und bohrte sich tief ins Holz.
    »Shit«, fluchte er und rieb sich das Bein, wo Pieroo ihn mit der flachen Klinge getroffen hatte. So pflegte der Hüne jede Lektion zu kommentieren, die sein Schüler nicht begriff. Matt glaubte Pieroo hinter all den Haaren in seinem Gesicht grinsen zu sehen. »Nochma?«, fragte der Hüne.
    »Vielleicht«, mischte sich eine Stimme von der Reling ein, »solltest du es mit einem Gegner versuchen, der dir ebenbürtiger ist, Maddrax.«
    Matt drehte sich zu dem Schiffskoch Kuki um, der den Vorschlag gemacht hatte. »Hattest du an dich gedacht?«
    Kuki fuhr sich mit der Hand über seinen dichten grauen Vollbart, als müsse er über die Frage nachdenken, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, eher an den«, entgegnete er trocken und zeigte auf Fiigo, das Schiffsmaskottchen. Das kleine Tier, das wie eine Mischung aus Skunk und Streifenhörnchen mit viel zu großen Pfoten aussah, bemerkte die plötzliche Aufmerksamkeit und verschwand fiepend zwischen der Takelage.
    Matt musste trotz des wenig schmeichelhaften Vergleichs grinsen. So ganz unrecht hatte Kuki nicht.
    »Danke für…«
    »Land!«, unterbrach ihn eine Stimme, die vor Aufregung schrill und kreischend klang. »Ich sehe festes Land!«
    Gegenstände fielen polternd zu Boden, als Männer, die sich seit anderthalb Monaten nach diesem Ruf gesehnt hatten, ihre Arbeit liegen ließen und zur Reling stürmten. Matt sah hinauf zum Ausguck.
    »In welcher Richtung?«, rief er dem jungen Mann zu, der den Schrei ausgestoßen hatte. Sein Name war Cosimus und er war nicht nur ein selbsternannter Gelehrter, sondern auch der Neffe von Colombs Geldgeber. Wenn er dem Kapitaan nicht gerade bei den Kursberechnungen half, verbrachte er seine Zeit im Ausguck, wo er niemandem im Weg stand und sich wichtig fühlen durfte. Außerdem hatte diese Position den entscheidenden Vorteil, dass seine Gesänge an Deck kaum hörbar waren, was die Gefahr einer Meuterei drastisch reduzierte.
    Cosimus zeigte nach vorne. Die Tücher, die er zum Schutz um seinen Kopf gelegt hatte, wehten im starken Wind. »Nord-Nordwest«, schrie er zurück.
    Matt drängte sich zwischen die Männer, die mit zusammengekniffenen Lippen dem arktischen Wind trotzten und auf das Eis starrten, das in der strahlenden Wintersonne wie ein Feld von Diamanten glitzerte. Es hatte zwar schon drei leichte Fälle von Schneeblindheit an Bord gegeben, aber daran dachte in diesem Moment niemand mehr.
    Eine fast schon körperlich spürbare Spannung lag über der kleinen Gruppe. Abgesehen von den Geräuschen des Schiffs - knatternde Segel, ächzendes Holz, knirschende Kufen - war nichts zu hören. Zumindest nicht, bis eine Tür mit lautem Knall zugeworfen wurde.
    Matt fuhr zusammen und drehte sich um. Vor der Kajütentür stand Colomb. Im Gesicht des hochgewachsenen hageren Mannes zuckte es. »Bei Orguudoo!«, brüllte er. »Was ist denn hier los? Zurück an die Arbeit, oder ihr spürt die Peitsche!«
    Verdammt, dachte Matt. Als erster Lytnant wäre es seine Aufgabe gewesen, den Kapitaan sofort von der Entdeckung zu unterrichten, aber er hatte sich von der Stimmung an Deck mitreißen lassen. Er räusperte sich und trat vor. »Kapitaan, der Ausguck hat Land gesichtet. Ich wollte Euch gerade…«
    Colomb ließ ihn nicht ausreden. »Zeig mir die Richtung«, verlangte er.
    Die Matrosen wichen respektvoll zur Seite, als ihr Kapitaan an die Reling trat und sein Messingfernglas aus dem Gürtel zog. Eine Weile suchte er damit die endlos scheinende Eisfläche ab, dann senkte er es wieder. In seinen Augen lag Enttäuschung. »Ich sehe nichts«, sagte er leise und reichte das Fernglas seinem ersten Lytnant. »Versuch du es. Deine Augen sind besser als meine.«
    Matt nickte, verzichtete jedoch auf das Fernrohr, das seiner Ansicht nach den Blick eher krümmte als schärfte. Statt dessen kletterte er in die Takelage des Hauptsegels und sah in die Richtung, die Cosimus mit ausgestrecktem Arm
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