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0240 - An der Schwelle der Hölle

Titel: 0240 - An der Schwelle der Hölle
Autoren: Unbekannt
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warzenähnliche Auswüchse bedeckten sie. Offenbar handelte es sich dabei um mechanische Sinnesorgane. Die Gliedmaßen waren relativ primitiv. Nur mit einem einseitig wirksamen Scharniergelenk versehen, am unteren Ende mit Greifklauen besetzt, ermöglichten sie ein Minimum an Beweglichkeit.
    Diese Feststellung ermutigte den Offizier, noch näher heranzugehen. Mit einigen kurzen Schüben ließ er sich zum Vorderende treiben. Dabei war er darauf bedacht, nicht in den Griffbereich der Klauen zu geraten. Da die Gliedmaßen außerordentlich kurz waren, konnte Aino sich bis auf wenige Zentimeter an sie heranwagen.
    Mit dem Lauf des Schockblasters schlug er auf die Hülle. Es klang hohl und dumpf. Mit ironischem Lächeln registrierte Aino, daß selbst über der schwarzen Ebene eine Lufthülle existierte. Als der Roboter sich nicht regte, schlug er härter zu.
    Plötzlich vernahm er ein schwaches Summen. Erschrocken wollte er zurücktreten. Doch da die Ebene ihm keinen Widerstand bot, drehte er sich mit grotesken Bewegungen nur einmal um sich selbst.
    Erstaunt stellte er fest, daß der Roboter sich nicht bewegt hatte.
    Erst jetzt kam ihm zu Bewußtsein, was ihm fehlte: Ein Translatorgerät. Falls der Roboter Sprechwerkzeuge besaß, wie sollte er sich ihm verständlich machen? Es war nicht zu erwarten, daß er das Terranische oder Interkosmo, die galaktische Umgangssprache, beherrschte.
    Wieder ertönte das Summen. Dann folgten einige modulierte Töne. Aino Uwanok hob bedauernd die Schultern.
    „Tut mir leid, alter Freund. Du verstehst mich nicht, und ich verstehe dich nicht."
    Langanhaltendes Summen ging von dem Roboter aus.
    Allmählich stieg es in eine höhere Tonlage.
    „Hör auf damit!" brummte Uwanok. „Wer soll das Gepfeife denn aushalten!"
    „Ich, älter Freund!" dröhnte es an seine Ohren.
    Ainos Unterkiefer rutschten nach unten. Er hatte Anglo-Terranisch gesprochen - und der Robot hatte in der gleichen Sprache geantwortet.
    „Beim Jupiter!" entschlüpfte es ihm.
    „Was... ist... Jupiter?" klang es zurück. „Ich verstehe nicht. Mehr hören!"
    Aino Uwanok war verblüfft. Er begriff, daß der Roboter mit einer Translatoreinheit ausgerüstet war. Natürlich war es unmöglich, eine völlig fremde Sprache anhand weniger Sätze zu analysieren und zu rekonstruieren.
    Der Oberleutnant begann sich seiner Schulung in Sprachenanalyse zu entsinnen. Auf der Akademie hatten sie versuchen müssen, von Positroniken geschaffene Kunstsprachen durch systematisches Abfragen und Auswerten der Antworten zu analysieren und anzuwenden.
    Nach einer dem Anschein nach sinnlosen Unterhaltung von zehn Minuten unterbrach der Roboter das Gespräch „Vielen Dank, Sir. Ich verstehe Sie jetzt recht gut. Kommen wir zum Thema. Wie lauten Ihre Bedingungen?"
    „Be...! Was...?" stotterte Uwanok. „Was meinst du?" fragte er, als er keine Antwort erhielt.
    „Reden wir ganz offen, Sir. Ich habe die Aufgabe, diese Ebene zu schützen. Sie sind unerlaubt eingedrungen. Sie können sich auch jetzt noch nicht als 'Berechtigter' identifizieren. Aber ich kann Sie auch nicht vernichten, wie es mein Auftrag vorschreibt. Es ist Ihnen offenbar möglich, meinen Orientierungssinn auszuschalten.
    In diesem Falle gehen meine Befehle dahin, einen Kompromiß zu schließen."
    „So...!" erwiderte Aino gedehnt. Allmählich dämmerte es ihm. Der Roboter - er hatte sich mit dem Namen oder der Bezeichnung Lub' vorgestellt - glaubte offensichtlich, er Aino Uwanok, hätte das „Umkippen" der Existenzebene bewirkt. Aino überlegte, welchen Vorteil er daraus schlagen könnte. Er kam zu dem Schluß, daß er mit der Wahrheit am weitesten käme.
    „Hör zu, Lub!" befahl er. „Du irrst dich ganz gewaltig. Ich bin nicht absichtlich in deine Ebene eingedrungen. Im Gegenteil. Ich wäre froh, wenn ich wieder hinauskäme. Alles, was ich von dir verlange, ist daß du mir dabei hilfst."
    Lub schwieg einige Sekunden lang. Für einen Roboter wollte das schon etwas heißen. Dann erwiderte er: „Ich bin einverstanden. Aber ich kann Ihnen nicht helfen, solange Sie meinen Orientierungssinn behindern."
    Aino lachte trocken.
    „Ich behindere deinen Orientierungssinn, nicht. Aber selbst wenn ich die Behinderung aufheben könnte, ich täte es nicht. Du würdest mich wahrscheinlich sofort vernichten."
    „Allerdings, Sir. Meine Programmierung schreibt das vor."
    „Eine tolle Programmierung!" stellte der Oberleutnant fest. „Deine Herren scheinen wenig Sinn für Humor zu haben. Aber jetzt
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