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023 - Der Kopf des Vampirs

023 - Der Kopf des Vampirs

Titel: 023 - Der Kopf des Vampirs
Autoren: Dämonenkiller
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Schalldämpfer hatte er unter der Jacke im Hosenbund verborgen. Das Gummisäckchen hielt er in der Hand. Er begegnete ein paar Krankenschwestern und einigen Rekonvaleszenten; sie grüßten ihn freundlich.
    »Guten Tag, Dr. Kierkemann!«
    »Guten Tag!«
    Er wußte, daß sie – durch magischen Zauber verblendet – den jungen Arzt Dr. Kierkemann an seiner Stelle durch die Klinikgänge gehen sahen. Er hatte gleich nach dem Verlassen des OP-Saals die Beschwörungsformel gesprochen, die ihn sein Meister gelehrt hatte, und damit für jeden Beobachter das Trugbild des jungen Klinikarztes erzeugt.
    Niemand hielt ihn auf, als er das Hauptgebäude der Klinik verließ, zum Parkplatz ging und mit einem schwarzen Citroën davonraste. Als der Alarm ausgelöst wurde, war er schon weg.
    Die Klinik gehörte zum Amsterdamer Stadtteil Amstelveen und befand sich im Wäldchen am Nieuwe Meer. In einem Waldweg wechselte Ndoyo den Wagen. Mit einem alten Opel fuhr er über die Autobahn in die Stadt, wo er eine alte halbzerfallene Villa aufsuchte, deren Grundstück von einer hohen Mauer umgeben war.
    Ndoyo betrat das düstere Gebäude mit der grauen Stuckfassade. Im Erdgeschoß war niemand, und oben im ersten Stock fand er nur eine schwarze Katze. Es war keine normale Katze; sie hatte einen zweiten Kopf, der hinter dem ersten saß und nach hinten schaute.
    Als Ndoyo ins Zimmer sah, wandte sich ihm zuerst der erste und dann der zweite Kopf zu. Der Farbige ging hinab in den Keller. Im Wald hatte er die magische Formel geflüstert, die ihn wieder in seiner wirklichen Gestalt erscheinen ließ.
    In dem geräumigen Keller mit den Weinfässern, dem vielen alten Plunder und den unzähligen Spinnweben trat Ndoyo an eine Mauernische heran, an der auch bei genauerer Betrachtung nichts ungewöhnlich zu sein schien. Er drückte gegen einen Stein in halber Höhe der Nische, und die mit Spinnweben verhangene Mauer öffnete sich lautlos wie eine schwere Tür auf gut funktionierenden Scharnieren.
    Ndoyo betrat einen kahlen, von Neonröhren erhellten Gang, von dem mehrere Türen abzweigten. Das Mauerwerk hier unten war sehr alt, viel älter als die Villa, die aus dem letzten oder vorletzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts stammte.
    Hinter den dicken Türen hörte er Jammern und Klagen. Er wollte gerade einen der unterirdischen Räume betreten, da öffnete sich eine Tür, und ein älterer, fetter Mann von widerlichem Aussehen trat heraus. Er trug einen schmuddeligen Anzug, dessen Krawatte die Sauce- und Speiseflecke von Wochen aufwies, und er schnaufte asthmatisch, denn er wog bei mittlerer Größe sicherlich zweihundertfünfzig Pfund.
    Sein breites Mondgesicht mit dem dreifachen Kinn zerfloß förmlich. Links hatte der Mann – er mochte Mitte fünfzig oder auch schon sechzig sein – ein Glasauge. Die Gesichtshälfte mit dem Glasauge nahm an der lebhaften Mimik der anderen Gesichtshälfte nicht Anteil; sie blieb starr und zu einer dämonischen Grimasse verzogen. Der abstoßende Mann war kahl bis auf einen ungepflegten Kranz grauer Haare, die ihm über die Ohren und bis in den Nacken fielen.
    Als er Ndoyo sah, grinste er mit seiner rechten Gesichtshälfte und sagte mit einer einschmeichelnden, jovialen Stimme: »Meine Kinderchen sind unruhig geworden und haben dein Kommen angemeldet, mein guter Ndoyo. Hat alles geklappt, oder gab es Schwierigkeiten?«
    Ndoyo gab eine kurze Schilderung der Ereignisse. Er fürchtete den abstoßenden fetten Mann, das war ihm deutlich anzumerken. Er redete ihn unterwürfig und betont respektvoll mit Mijnheer oder mit Professor Zaander an.
    Johan Zaander nickte zufrieden, als Ndoyo seine knappe Erzählung beendet hatte. Er nahm ihm den Gummisack aus der Hand und öffnete ihn. Die blutfrischen Organe waren von der durchsichtigen Gelatinemasse umhüllt worden; sie zuckten und pulsierten, als hätten sie ein eigenes Leben.
    Professor Zaander war hochzufrieden. »Sehr gut, Ndoyo. Das hast du fein gemacht. Jetzt habe ich einen weiteren Auftrag für dich, mein Guter. Ich habe schlechte Nachrichten erhalten. Es gibt Schwierigkeiten. Ein gewisser Dorian Hunter, der sich hochtrabend als Dämonenkiller bezeichnet, ist auf dem Weg hierher. Der Kopf Thören Rosqvanas, dieses Narren, schickt ihn zu mir.«
    Zaander schien daran viel Lustiges zu finden, denn er schlug sich vor Vergnügen auf die unförmigen Schenkel.
    »Andere verlieren den Kopf, Ndoyo, aber dieser eingebildete Vampir, den ich nie habe ausstehen können, war damit
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