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023 - Der Kopf des Vampirs

023 - Der Kopf des Vampirs

Titel: 023 - Der Kopf des Vampirs
Autoren: Dämonenkiller
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auszukundschaften. Ihr magisch geschulter Instinkt verriet Coco, daß Gefahr drohte.
    Nachdem der Zug Arnheim passiert hatte, gingen Dorian und Coco in den Speisewagen. Cohen blieb im Abteil zurück, um den Vampirkopf zu bewachen; er hatte bereits früher gegessen. Dorian hatte ihn und Don Chapman ausführlich informiert. Chapman lag in der offenen Reisetasche, die auf dem Boden stand, auf ein paar weiche Handtücher gebettet und schlief.
    Cohen streckte sich gemütlich auf den Sitzen aus. Er schloß halb die Augen und döste vor sich hin. Das monotone Geräusch des dahinrasenden Zuges schläferte ihn ein. Zudem war es völlig still im Abteil – von den leisen und regelmäßigen Atemzügen Donald Chapmans abgesehen. Armes Schwein , dachte Cohen. Ich an seiner Stelle hätte mir längst eine Kugel aus dem Spielzeugpistölchen, das er da mit sich herumschleppt, in den Kopf gejagt.
    Er versuchte sich vorzustellen, wie man sich wohl fühlte, wenn man nur dreißig Zentimeter groß war, aber dazu reichte seine Phantasie nicht aus; er empfand nur Spott und Verachtung für den Puppenmann. Marvin Cohen betrachtete Sentenzen wie »Fressen und Gefressenwerden« und »der Starke kämpft, der Schwache geht unter« als einzig gültige Grundregeln des menschlichen Zusammenlebens. Es störte ihn nicht, daß er sich ständig Feinde schuf und überall aneckte.
    Lähmende Müdigkeit überkam ihn, und er nahm alles um sich her nur noch wie im Traum wahr. Er wußte, daß er in einem Zug saß und in Richtung Amsterdam fuhr, doch er hatte vergessen, weshalb er dorthin unterwegs war; er konnte kein Glied mehr rühren.
    Er kam nicht auf den Gedanken, seinen Zustand einem magischen Bann zuzuschreiben; dazu war er zu benommen. Über ihm öffnete sich die Hutschachtel, in der Thören Rosqvanas Kopf versteckt war. Marvin Cohen sah den Vampirkopf durchs Abteil zur Tür schweben. Dumpf regte sich in ihm irgendwo ein Gedanke, daß hier etwas nicht stimmte, daß etwas geschah, was nicht sein sollte, doch er konnte den Gedanken nicht weiterverfolgen.
    Der Vampirkopf ging im Zug auf Jagd, von unersättlichem Blutdurst getrieben. Thören Rosqvana konnte sein Verlangen nicht länger bezähmen; er hatte sich den günstigsten Augenblick ausgesucht; durch magischen Zauber hatte er Cohen ausgeschaltet.
    Die rotglühenden Augen starrten Cohen an, und der Kopf murmelte einen Bannspruch, der Cohen für die nächste halbe Stunde aktionsunfähig machte. Dann schwebte er durch die geschlossene Abteiltür hinaus in den Gang. Niemand war in der Nähe. Er schwebte den Gang entlang und schlug die Richtung zum Zugende hin ein.
    Beim Durchgang zum nächsten Waggon stand ein hünenhafter Schwarzer, den er sofort angriff. Doch Ndoyo riß sich blitzschnell das rote Baumwollhemd auf. Ein kleines goldenes Kreuz mit einem Herzchen in der Mitte baumelte auf seiner breiten Brust.
    Rosqvana erblickte das Kreuz und schrak zurück. Ndoyo wollte nach ihm greifen, aber der Vampirkopf entwischte ihm und schwebte schnell in den nächsten Waggon. Der Schwarze fluchte, lief hinter dem Vampirkopf her, verlor ihn aber aus den Augen. Ndoyo suchte die Abteile ab, ohne auf die Proteste der Reisenden zu achten, wenn er seinen schwarzen Kopf zur Tür hereinsteckte und sich sorgfältig umschaute.
    Rosqvanas Kopf schwebte indessen in den letzten Waggon. Er sah in einem Abteil, das nur durch das vom Gang hereinfallende Licht erhellt wurde, eine Frau mittleren Alters sitzen und schlafen. Rosqvana bemerkte in seiner Gier nicht, daß ein Schaffner ihm vom Ende des Gangs aus beobachtete. Der Mann stand wie vom Schlag gerührt da.
    Der Vampirkopf verschwand im Abteil.
    Statt dort nach dem Rechten zu sehen, stürzte der Schaffner schreckensbleich zu seinen Kollegen ins Dienstabteil hinten im letzten Waggon.
    »Ich habe einen Kopf draußen den Gang entlangschweben sehen«, schrie er völlig aufgelöst. »Oh, es war gräßlich! Mich überläuft es jetzt noch kalt, wenn ich nur daran denke.«
    Der dienstälteste Schaffner, der die Verantwortung für die reibungslose Abwicklung des Dienstbetriebes im Zug hatte, sah den jungen Mann streng an. »Du hast wohl Halluzinationen gehabt, was?«
    »Ich schwöre, daß es so war! Der Kopf ist über den Gang geschwebt.«
    »Erzähl mir nichts! Du solltest dich ausruhen, damit du wieder einen klaren Kopf bekommst.«
    »Aber ich habe diesen Kopf wirklich gesehen, so wie ich euch beide jetzt sehe.«
    »Leg dich dort auf das untere Bett und sieh zu, daß du deine fünf
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