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Das volle Risiko

Das volle Risiko

Titel: Das volle Risiko
Autoren: A. A. Fair
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Erstes Kapitel

    Es war eine der wenigen schöpferischen Pausen, und ich saß ohne vordringliche Arbeit und ohne Angstgefühl um das Wohlergehen eines Klienten im Büro unserer Detektei B. Cool & Lam. Lässig in einem breiten Ledersessel zurückgelehnt, der sonst nur für gutbetuchte Klienten bestimmt ist, entspannte ich mich von den Aufregungen eines eben erfolgreich abgeschlossenen Falles. Während ich genußvoll den Rauch meiner Zigarette zur Zimmerdecke emporblies, betrachtete ich nachdenklich das ,B’ in unserem Firmennamen. ,B’ — das stand für Bertha. Und Bertha — nun, das waren 165 Pfund Lebendgewicht, angefüllt mit einer der Körperschwere entsprechenden Portion Streitlust und Reizbarkeit. Bertha war eine Frau mit hartem Blick, sie hatte eine Figur, die zylindrische Form angenommen hatte, und ein Kinn wie eine Bulldogge. Ihr Gesicht wirkte wie ein aufgeblasener Fischkopf, wenn sie nicht gerade das Kinn betont vorstreckte und ihre Hängebacken einzog, was sie stets tat, sobald sie Eindruck erwecken wollte. Bertha, meine Geschäftspartnerin, widmete sich wieder einmal ihrer Lieblingsbeschäftigung: dem Registrieren und Vergleichen von ,Soll und Haben’. Sie addierte mit grimmiger Miene die im abgeschlossenen Fall angefallenen Spesen. Ihre Wut wich jedoch einem verklärten Lächeln, als sie den Scheck über das vereinbarte Honorar verbuchte und dazu einen zweiten als Erfolgsprämie — ein Ausdruck der Dankbarkeit des Klienten dafür, daß B. Cool & Lam ihm aus der Patsche geholfen hatten, ohne daß sein bedrohtes Renommee dabei so strapaziert wurde, wie es vielleicht geschehen wäre, wenn wir nicht mit unseren häufig recht unbürokratischen Methoden in die Bresche gesprungen wären.
    Es klopfte. Elsie Brand, meine charmante und mir treu ergebene Sekretärin, trat ein und meldete:
    „Ein Klient wartet im Vorzimmer. Der Herr macht einen vornehmen Eindruck und will auf keinen Fall warten; er möchte sofort mit Ihnen beiden sprechen.“
    „Was könnte es Ihrer Meinung nach für ein Mann sein, Elsie?“ fragte ich.
    „Oh, er sieht sehr distinguiert aus. Wie ein Bankier oder ein Börsenmakler.“
    Die Worte ,Bankier’ und .»Börsenmakler’ wirkten elektrisierend auf Bertha, die Elsie Brand ungeduldig anfuhr und ihr befahl, den Herrn sofort in ihr Privatbüro zu führen.
    Während sich Bertha in Richtung ihres Arbeitszimmers in Marsch setzte und dabei ihr einstudiertes wohlwollendes Lächeln zur Schau trug, folgte ich ihr mit weniger angenehmen Gefühlen. Kaum war der letzte kräftezehrende Auftrag erledigt und nun schon ein neuer? Mit ein paar Tagen Ruhe hatte ich eigentlich gerechnet.
    Als wir in Berthas Zimmer traten, erhob sich ein großer, schlanker Herr mit grauen Schläfen aus dem Sessel, in den Elsie ihn hineinkomplimentiert hatte. Er mochte etwa 45 Jahre alt sein, hatte einen kurz geschnittenen Bart über der Oberlippe, forschende graue Augen und war gut 15 Zentimeter größer als ich. Nach der gleichmäßigen Bräune seines Gesichts zu urteilen, konnte er ein passionierter Golfspieler sein.
    „Mein Name ist Beckinridge“, stellte er sich vor. „Ich leite die Allzweck Versicherungsgesellschaft und brauche die Dienste eines Privatdetektivs, der eine sehr spezielle Aufgabe für uns übernehmen soll. Sie, Mr. Lam, sind mir als der geeignete Mann empfohlen worden.“
    Ich machte ein erstauntes Gesicht. „Darf ich fragen, von wem?“
    Beckinridge setzte für einen kurzen Augenblick ein Lächeln auf, das so etwas wie Herzlichkeit und Über-den-Dingen-Ste-hen zugleich ausdrücken sollte. „Das sind Geschäftsgeheimnisse, Mr. Lam. Aber ich kann Ihnen versichern, daß ich mich gründlich mit Ihrer beruflichen Reputation befaßt habe, bevor ich zu Ihnen kam.“
    Ich antwortete zunächst nichts, und er reichte mir seine Visitenkarte.
    Die Geschäftskarte aus gehämmertem Büttenpapier gab darüber Auskunft, daß sein Vorname Homer lautete und er Präsident und geschäftsführender Direktor der Allzweck Versicherungsgesellschaft war.
    Beckinridge kam sofort zur Sache: „Wir brauchen für einen besonderen Fall jemanden, dessen Arbeitsweise sich von der anderer Privatdetektive grundlegend abhebt. Die meisten Klienten wollen einen Detektiv, der wie ein Preisboxer aussieht und entsprechend auf tritt. Wir aber brauchen jemanden, der jung, drahtig, wachsam und darauf trainiert ist, das Gehirn statt der Muskeln einzusetzen. Für einen solchen Mann haben wir laufend Arbeit, und zwar recht lukrative,
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