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023 - Der grüne Bogenschütze

023 - Der grüne Bogenschütze

Titel: 023 - Der grüne Bogenschütze
Autoren: Edgar Wallace
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Tür zur Bibliothek stand offen. Bellamy erwartete sie bereits, während Sen oben im Turm an der Schießscharte auf Posten stand und seinen Herrn vertrat.
    »Auf Sie habe ich nur noch gewartet, mein liebes Kind«, begann er höhnisch. »Sie sind mein letzter Gast. Für die beiden Schüsse möchte ich mich übrigens entschuldigen. Mein Chauffeur, der Dummkopf, hat sie abgegeben. Sie waren keineswegs vorgesehen, im Gegenteil - ich wollte Sie selbstverständlich unversehrt hier haben.«
    Von draußen drang gedämpft das Krachen der Schüsse herein. Bellamy rückte den Schreibtisch zur Seite, hob die Falltür hoch. Mit dem Gewehrlauf wies er auf die Öffnung.
    »Da hinunter! Sie werden einige Bekannte finden. Diesmal entkommen Sie mir nicht, Valerie Howett!«
    Widerstandslos, ohne das geringste überlegen zu können, kletterte sie die steile Treppe hinunter, und der Alte schlug die Falltür zu.
    Atemlos hatte Lacy die Szene verfolgt.
    »Wen haben Sie da unten eingesperrt?« stieß er hervor.
    »Savini samt Frau - tja, und Featherstone ist auch drunten.«
    Lacy erschrak. In seiner schlechtsitzenden grünen Maskerade bot er einen grotesken Anblick. Er hatte sie auf Bellamys Befehl selbst angefertigt, um grüner Bogenschütze spielen zu können. Beinahe wäre er dabei von John Wood erwischt worden. Der Schreck darüber saß ihm jetzt noch in den Gliedern.
    »Diese Geschichte hier wird mir zu riskant. Wir sitzen in der Falle, jeden Moment kann die Polizei hereinplatzen. Geben Sie mir mein Geld, Mr. Bellamy, ich verschwinde lieber rechtzeitig.«
    »Auf welchem Weg wollen Sie denn die Burg verlassen?«
    »Über Lady's Manor natürlich - nur muß ich mich erst umziehen.«
    Bellamy schloß seinen Geldschrank auf und nahm ein Bündel Banknoten heraus.
    »Hier haben Sie Ihr Geld! - Gut, Sie können nachher gehen, aber im Moment brauche ich Sie noch. Erst müssen wir da unten zum Rechten sehen - Miss Howett ist noch im Gang, wir werden sie in die unterirdische Wohnung hineinlassen, und dann will ich die Savinis heraufholen - ich habe mich entschlossen, die beiden laufenzulassen. Bei alldem werden Sie mir jetzt behilflich sein, weil ich den verrückten Captain in Schach halten muß. Kommen Sie!«
    Bellamy hob die Falltür und machte eine einladende Geste.
    Lacy runzelte die Stirn und überlegte einen Augenblick.
    »Sie kommen bestimmt mit?«
    »Selbstverständlich -«
    Lacy stieg die ersten Stufen hinab, Bellamy trat hinter ihn auf den obersten Absatz und gab ihm einen heftigen Stoß, der ihn vollends hinunterbeförderte. Gleich darauf schlug die Falltür mit dumpfem Knall zu.
     
55.
     
    Aus dem Kamin des kleinen Hauses im Klosterwald stieg Rauch auf. Im alten Küchenherd brannte ein Feuer. Daneben stand ein Mann. Er hielt eine Gabel in der Hand und wendete ab und zu das Kotelett, das in der Pfanne brutzelte. Zwischendurch zog er mehrmals ein Telegramm aus der Rocktasche und las es immer wieder. Über den Inhalt schien er sich zu freuen, denn er lächelte jedesmal.
    Er aß im Stehen und ging dabei ständig auf und ab durch die beiden Zimmer, die Spike so genau durchsucht hatte. Einige Male blieb er stehen und horchte. Aus der Ferne drang in immer kürzeren Abständen ein dumpfes Knallen. Er trat durch die Hintertür in den verwilderten Garten hinaus, um die Richtung festzustellen, aus der das beunruhigende Geräusch kam. Rasch drehte er sich um, rannte ins Haus zurück und zog sich den Mantel an. So schnell er konnte, lief er den Waldweg hinunter zur Hauptstraße. Dort rief er einen Bauern an, der ihm entgegenkam, und fragte, was im Dorf los sei. Der Bauer grinste.
    »Auf Garre Castle gibt's eine mächtige Schießerei. Der alte Bellamy wird von Polizeimannschaften angegriffen und verteidigt seine Burg.«
    Der Mann vom Waldhaus lief noch rascher und kam bald darauf ins Dorf. Er konnte jetzt deutlich die einzelnen Schüsse unterscheiden und folgte den Dorfbewohnern, die sich neugierig zum Schauplatz des ungewöhnlichen Kampfes drängten. Er blieb nur einen Augenblick beim Tor zur Burg stehen und schlug den Weg nach Lady's Manor ein.
    Die Haustür stand weit offen. Obwohl er mehrmals klopfte, meldete sich niemand. Er blickte sich rasch um und trat in die Vorhalle. Niemand schien im Haus zu sein. Im Wohnzimmer fand er auf dem Schreibtisch ein aufgeschlagenes Buch. Leise ging er in die Küche, fand aber auch dort niemand.
    Es war schon dunkel. Vor dem Haus hörte er Stimmen. Die Tür zum Keller war nicht verschlossen. Er nahm eine
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