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023 - Der grüne Bogenschütze

023 - Der grüne Bogenschütze

Titel: 023 - Der grüne Bogenschütze
Autoren: Edgar Wallace
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wahrscheinlich eine Kompanie Soldaten. Ich glaube, der Chefinspektor wird gleich deswegen nach Reading telefonieren.«
    Später stellte sich heraus, daß man an zuständiger Stelle vorerst noch abgeneigt war, wegen eines einzigen Mannes gleich eine ganze Kompanie Soldaten zu entsenden. Möglicherweise befürchtete man auch diplomatische Verwicklungen, da Bellamy amerikanischer Bürger war.
    Spike war tatsächlich in heller Aufregung; er rannte zum Telefon, um Mr. Syme die neuesten Nachrichten durchzugeben.
    Der Chefinspektor versuchte schließlich auf gut Glück, mit Bellamy telefonisch zu verhandeln. Die Verbindung kam auch ohne weiteres zustande.
    »Machen Sie keinen Unsinn, Mr. Bellamy!« rief er eindringlich. »Ergeben Sie sich, es bleibt Ihnen ja doch nichts anderes übrig.«
    »Fällt mir nicht ein - Sie werden noch einiges erleben, bis Sie mich haben!« schrie Bellamy zurück.
    Valerie kam noch ein paarmal zum Parktor. Die Polizeikräfte waren inzwischen verstärkt und mit Gewehren ausgerüstet worden. In großer Sorge kehrte sie am Nachmittag nach Hause zurück. Die Dienstboten waren alle weggegangen, um sich das ungewöhnliche Schauspiel anzusehen. Nach kurzem Zögern holte Valerie eine Leiter, die sie an der Gartenmauer anlegte. Von der Mauer aus war es ihr möglich, das ganze Gelände um die Burg zu überblicken. Kaum war sie oben, schlug ein Geschoß dicht neben ihr in die Mauer. Schnell stieg sie die Leiter wieder hinab.
    Sie war völlig verwirrt. Das Ganze war so phantastisch, so außerhalb jeder Wirklichkeit, daß es ihr wie ein böser Traum vorkam. Am meisten beunruhigte sie der Gedanke an Jim. Sie ging ins Haus zurück. Bei jedem peitschenden Knall, der von draußen hereindrang, zuckte sie zusammen. In einem dichten Ring um die Burg lagen hinter jedem Gebüsch Schützen, die die Kolben ihrer Gewehre gegen die Schultern preßten.
    Nervös lief sie im Zimmer hin und her. Sie war ganz allein im Haus. Nun tat es ihr doch leid, daß ihr Vater nicht hiergeblieben war. Manchmal flaute das Feuergefecht draußen ab, doch gleich gellte es von neuem auf. Unbegreiflich - in einem friedlichen englischen Dorf tobte ein Kampf!
    Sie trat vom Fenster zurück, setzte sich und wollte ein wenig zu lesen versuchen, als sie im Gang Schritte hörte. Sie hoffte, eines der Mädchen wäre zurückgekehrt, und lief in die Küche, um etwas Gesellschaft zu haben.
    Es begann schon zu dunkeln, und in der Küche war es dämmrig. Sie schaute sich um, niemand war da. Die Tür zum Keller stand offen, von dort hatte sie ein schwaches Geräusch zu hören geglaubt.
    »Ist jemand hier?« rief sie hinunter und knipste das Licht an.
    Sie stieg ein paar Stufen die Kellertreppe hinunter - und schrie plötzlich schrill auf. Jemand umfaßte sie von hinten, auf ihrer Brust kreuzten sich zwei grüne Arme.
    Nach all den Aufregungen war dieser Schreck zuviel - sie wurde ohnmächtig. Als sie wieder zu sich kam, trug sie jemand einen langen finsteren Tunnel entlang. Die Luft war dumpf und modrig. Sie begann sich zu erinnern - der grüne Bogenschütze ...
    »Vater - bist du es?« flüsterte sie, ohne darauf eine Antwort zu bekommen.
    Eine kaum verständliche Stimme fragte sie, ob sie gehen könne. Als sie ja sagte, wurde sie an der Hand genommen und weitergezogen. Dann ging es drei Treppenstufen hinauf.
    »Vorsicht - die Decke ist hier sehr niedrig!«
    Sie folgte gebückt. Noch einmal kamen zwei Stufen, dann fiel ein schwacher Schimmer des letzten Tageslichts durch ein kleines Fenster. Der Raum, in den sie durch eine niedrige Öffnung zusammengekauert hineinkriechen mußten, war anscheinend eine Speisekammer. Regale mit Konserven und Nahrungsmitteln standen an den Wänden.
    »Wo sind wir?« Sie getraute sich kaum, ihren gespenstischen Entführer anzusehen. Sein Gesicht leuchtete unheimlich weiß im Dämmerlicht.
    »Sie sind in Garre Castle, Miss Howett!« antwortete die fremde, kalte Stimme.
    Valerie riß ihre Hand aus der Umklammerung los und wollte zurück in den unterirdischen Gang flüchten. Schon nach zwei Schritten hatte der Maskierte sie wieder gepackt. Sie wehrte sich verzweifelt, mit den Fäusten hämmerte sie ihm ins Gesicht. Er wich den Schlägen aus, warf heftig den Kopf zur Seite - in diesem Moment löste sich seine Maske. Valerie schrie auf.
    »Sie - der grüne Bogenschütze!«
    Es war Lacy. Er stieß sie wortlos in einen Flur hinaus, zerrte sie die Wendeltreppe hoch und über den oberen Korridor die Haupttreppe hinab in die Halle. Die
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