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0227 - Gefangen in der Totenstadt

0227 - Gefangen in der Totenstadt

Titel: 0227 - Gefangen in der Totenstadt
Autoren: Rolf Michael
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seine Insignien ablegen.
    Es war ihm nicht möglich, sich durch seine Kleidung dem Geist und Stil der Zeit, in der er lebte, anzupassen.
    Für seine Machtpläne war das ein fürchterliches Manko.
    Denn in der Tracht des Herrschers über das alte Atlantis konnte er es nicht wagen, auf die Straße zu gehen. Amun-Re wußte, daß er dadurch einen Volksauflauf provozieren würde.
    Gewiß, für die Hauptmasse des Volkes galt er so als ein Fantast. Ein armer Irrer, der da in seltsamer Gewandung herumlief. Man würde ihn mit »Helau« begrüßen und ihm klarmachen, daß der Karneval vorüber war. Sosehr das die Seele auch schmerzte, ließ es sich dennoch ertragen.
    Aber es brachte mit Sicherheit seine Feinde auf den Plan, wenn er sich in der Öffentlichkeit zeigte. Sicher würde ihn nicht nur sein Feind Zamorra jagen wie damals in der Eissteppe von Vanaheim, wo nur eine Lawine größeren Ausmaßes die Auseinandersetzung gestoppt hatte. Er fühlte sich auch nicht mächtig genug, Männern wie John Sinclair, Ted Ewigk oder Tony Ballard gegenüberzutreten, von denen er gehört hatte.
    Der dritte Grund aber war, daß die fest mit der Kleidung verbundenen Goldplatten und der Schlangenreif um die Stirn die Gier der Menschen hervorrufen konnte. Es gab Individuen, die für weniger als den reinen Goldwert dieser unersetzlichen magischen Relikte ihre Seele dem Teufel verkauft hätten.
    Der Glanz des Goldes läßt den Menschen die Schwärze des Mordes vergessen.
    Und Amun-Re war nicht unsterblich. Er war auch nicht unverwundbar. Eine wohlgezielte Kugel, ein gutgeworfenes Messer konnte ihm den Tod bringen.
    Der Magier verstand wohl die Kunst des Gedankenlesens. Aber bei der Vielzahl der im Raum umherschwirrenden Gedanken war das Erkennen feindlicher Gehimströme gleich mit dem Auffinden einer Perle in den Weiten des unendlichen Ozeans.
    Um seine Pläne zu verwirklichen, brauchte Amun-Re den schützenden Mantel der Nacht. Und die Verschwiegenheit einer Geheimgesellschaft, deren Führerschaft er übernehmen mußte. Standen sie einmal unter seinem Bann, waren sie gute Werkzeuge seines Willens.
    Das, was er lange gesucht hatte, fand er vor den Toren Roms.
    Eine geheime Sekte von Menschen, die wieder zu den alten Göttern von Rom beteten…
    ***
    Sandra Jamis hetzte durch die Nacht.
    Ihr Atem ging stoßweise keuchend. Die Lunge drohte fast zu zerspringen. Vorwärts! Nur vorwärts.
    Sie brauchte nicht zurückzusehen, um zu wissen, daß sie von den unheimlichen Gestalten verfolgt wurde. Hohle Schreie, deren Sinn das Mädchen nicht erfaßte, hallten durch die Nacht. Wie eine Meute von Jagdhunden auf der Spur des Edelwildes hingen die Verfolger auf Sandras Spur. Aus den Augenwinkeln bemerkte das Mädchen, daß die Reihe der Kuttengestalten weit auseinandergezogen war und ihr jeglichen Rückweg versperrte. Grau und düster lag die ungewisse Landschaft vor den Toren Roms vor ihr.
    Aus! dachte Sandra Jamis verbittert. Die sind schneller und schneiden mir den Weg ab!
    Wäre nicht diese würgende Angst vor dem Unbekannten gewesen. Und dieses Nichtwissen, ob ihre Verfolger nicht doch Geschöpfe der Nacht waren. Bestimmt hätte sich Sandra Jamis schweratmend ihrem Schicksal ergeben. Aber in den grau wallenden Gewandungen glichen die Gestalten den entfesselten Nachtgeistern. Oder den Ghouls, von denen ihr Tina Berner berichtet hatte.
    Das Entsetzen griff nach dem Mädchen aus Deutschland.
    Ein vom hohen Gras fast verdeckter Stein wurde Sandras Verhängnis.
    Sie stolperte.
    Aufkreischend fiel sie ins Gras. Verzweifelt versuchte sie, sich hochzurappeln.
    Aber die Verfolger waren schon heran. Langsam schloß sich der Kreis, den die Kapuzengestalten um Sandra Jamis bildeten.
    Alle Farbe war aus dem Gesicht des nach Atem ringenden Mädchens gewichen. Ein Stöhnen entrang sich seiner Brust. Vergeblich versuchte Sandra, kriechend Abstand zu den grauen Wesen zu bekommen, die sich nun zu ihr herabbeugten. Aus mitleidlosen, kaltglitzernden Augen und kalkigen Gesichtem sah Sandra Jamis die Maske des grinsenden Todes.
    Sie haben mich! dachte sie verzweifelt. Jetzt ist es aus!
    Von mehreren Händen fühlte sich Sandra Jamis gepackt und emporgehoben. Aus den wie Stahlklammem zupackenden Fingern gab es kein Entkommen. Nur beiläufig nahm sie wahr, daß ihr die Hände auf dem Rücken zusammengebunden wurden.
    Alle Gesichter wandten sich nun dem Mann zu, den eine Art Goldkette als einen der Anführer auswies. Das Gesicht lag im Halbdunkel, aber Sandra Jamis spürte, wie
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