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0227 - Gefangen in der Totenstadt

0227 - Gefangen in der Totenstadt

Titel: 0227 - Gefangen in der Totenstadt
Autoren: Rolf Michael
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durchschritten. Sandra Jamis hatte das Gefühl, als stände sie vor dem Eingang zum Orcus, der Unterwelt der römischen Mythologie. Starke Hände hielten das Mädchen gepackt, das sich vergeblich sträubte, Namenlose Furcht überkam sie vor dem Erdschlund, in dem ihr Schicksal sich entscheiden sollte.
    Dunkle Gestalten drängten an ihr vorbei in das schauerliche Reich der Katakombe. Männer und Frauen aller Altersklassen waren vertreten. Und auch alle Bevölkerungsschichten.
    Hier glänzten die feisten Wangen eines Mannes, dem offensichtlich ein gutgehendes Modehaus am Corso di Roma gehörte. Dort humpelte ein hohläugiges Weib aus den Elendsquartieren außerhalb der Stadt, die nie ein Tourist besuchte. Der intelligente Blick eines Studenten wechselte ab mit den einfältigen Augen des Arbeiters, dem drei Griffe an einer seelenlosen Maschine den ganzen Lebensinhalt bildeten.
    Dann wurde Sandra Jamis auf den Befehl von Claudio Sejano vorwärts gerissen. Vergeblich wand sich das Mädchen, um vielleicht noch im letzten Augenblick entkommen zu können.
    Ein letzter Blick noch zu den Sternen, die kalt vom nachtschwarzen Himmel herabblinkten, dann hatten die Kapuzenmänner Sandra Jamis durch das Tor zur Totenstadt gezerrt…
    ***
    »Via Vittorio Veneto! Hotel Savoy!« befahl Professor Zamorra dem Fahrer des gelben Taxis, der mit seinen Kollegen an der Piazza di San Pietro herumlungerte. Krachend warf der Taxi-Driver den Gang ein, wirbelte das Lenkrad und winkte mit der Hand aus dem Fenster.
    Häßliches Quietschen hinter ihm zeigte Zamorra an, daß sein Fahrer beim Nervenpoker um die Vorfahrt den hinter ihm fließenden Verkehr ausgeblufft hatte.
    Zwar war der französische Parapsychologe von seinen Landsleuten bereits einen riskanten Fahrstil gewöhnt, aber hier hatte er offensichtlich einen Großmeister des Lenkrades erwischt. Der Kerl schien sich für Ben Hur zu halten und fuhr wie ein Henker.
    Die Fahrt vom Vatikan zum Savoy hätte in Deutschland einen ganzen Block voll Strafzettel gekostet.
    Aber in Italien sah man das alles nicht so eng. Es durfte nur nichts passieren. Kreischende Bremsen, radierende Reifen und grelles Hupen begleiteten die Fahrt, auf der Professor Zamorra alle Sünden seines Lebens abbüßte. Dieser Mann brauchte kein Lenkrad, sondern einen Steuerknüppel. Mit wackligen Knien verließ der Parapsychologe das Taxi, als dieser Risikopilot des Gaspedals mit einer Vollbremsung vor dem Savoy stoppte.
    »Mille grazie! - Tausend Dank!« sagte Zamorra, als er den Driver entlohnte.
    »Grazie?! - Mille!« grinste der Fahrer unverschämt und hielt zu seiner Wortspielerei die rechte Hand auf. Wohl oder übel stopfte der Franzose noch einmal tausend Lire extra hinein. Sein Weg zum Hotel glich eher einer überstürzten Flucht, während sich das Taxi wieder rücksichtslos in den fließenden Verkehr der Schickeria-Straße des eleganten Rom einordnete.
    In der Hotelbar beruhigte Professor Zamorra seine Nerven mit einem Drink. Das Gespräch mit Pater Aurelian kreiste immer wieder in seinem Kopf.
    Wenn das alles, was Aurelian aus den alten Schriften gelesen hatte, stimmte, dann war die Menschheit in höchster Gefahr. Denn die Götzen, denen Amun-Re diente, waren älter und mächtiger als alle Dämonen, gegen die sich Professor Zamorra bisher behauptet hatte.
    Gegen sie waren die Meeghs harmlose, kleine grüne Männchen und Asmodis samt seiner Schwarzen Familie die Hauptdarsteller einer Geisterbahn.
    Große Teile der Schriften Rostans, des Wissenden, beschäftigten sich mit den Taten eines gewaltigen Kriegers, den man in seinen Tagen »Gunnar mit den zwei Schwertern« nannte. Dieser Name kam von »Gorgran«, dem Schwert, das durch Stein schneidet, und von »Salonar«, dem Zauberschwert mit der gespaltenen Klinge, die einst aus der Zunge eines der legendären Eisdrachen geschmiedet wurde.
    Mit diesen beiden Schwertern hatte Gunnar Amun-Re damals getötet, als Atlantis versank.
    Aber es gab noch eine dritte Klinge. Gunnars Gefährtin Moniema, die Hexenprinzessin von Boroque, führte diese Waffe. »Gwaiyur« wurde das Schwert genannt. Und diese Waffe hatte ein Eigenleben, gehorchte außer Moniema nur dem, den sie anerkannte und der sie zu beherrschen wußte. Die Lieder berichteten, daß an der Schwelle der Zeiten die Elben beschlossen, ihrem Hochkönig Glarelion ein Schwert zu schmieden, wie es seit dem Bestehen des Universums kein besseres gegeben hatte. Tiefen Zauber legten die Elbenschmiede in ihre Arbeit, um hier ein
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