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0227 - Gefangen in der Totenstadt

0227 - Gefangen in der Totenstadt

Titel: 0227 - Gefangen in der Totenstadt
Autoren: Rolf Michael
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Verständnis und Liebe gefunden.
    Hier aber schien alles Distanziertheit und Gefühllosigkeit auszustrahlen. In den verschlossenen Mienen schien keinerlei Regung zu wohnen. Die kalt glitzernden Augen sahen starr voraus auf den Weg.
    Nur der leise Hauch des Atems gab Sandra Jamis die Gewähr, daß es sich um lebendige Wesen handeln mußte.
    Lebendig - ja. Aber ob sie noch ein Herz hatten, ob sie noch eine Seele besaßen - das vermochte Sandra nicht zu sagen.
    Wandelnde Leichen konnten keinen unheimlicheren Anblick bieten.
    ***
    Es war schon eine geraume Zeit her, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Jeder der beiden Männer war seit den Tagen ihrer gemeinsamen Studienzeit eigene Wege gegangen.
    Aber jeder für sich hatte den Ruf des Schicksals in sich verspürt. Und seit diesen Tagen hatten sie beide nie aufgehört, ihre vorgezeichnete Aufgabe zu erfüllen.
    Stumm lagen sich beide in den Armen - der Mönch, dem die geheimen Bibliotheken des Vatikans unterstanden, und der Besitzer von Château Montagne, einem der schönsten Schlösser an der Loire in Frankreich.
    Und vor diesen beiden Männern zitterten alle Dämonen aus dem Reich der Flamme. Denn selbst die Herren der Finsteren Throne waren machtlos gegen das Amulett des Professor Zamorra und den silbernen Brustschild, der Pater Aurelian als einen Bruder vom Orden der »Reinen Gewalt« auswies. Nur sehr wenige Menschen wußten, wer dieser Pater Aurelian wirklich war.
    Auch Professor Zamorra hatte keine Ahnung, daß sein ehemaliger Kommilitone ein direkter Kämpfer des Guten war. Zwar wußte er, daß er über ein umfassendes Wissen in Sachen Magie und Zauberei verfügte, aber das war verständlich. Denn immerhin waren ihm die Schriften zugänglich, die der restlichen Welt verboten waren. Von ihm jedoch wurde erwartet, daß er den Inhalt der Bücher sehr gut kannte, damit er bei besonderen Umständen sofort den richtigen Band oder den gewünschten Foliant fand.
    Seit Professor Zamorra das erste Mal mit einem Gegner zusammengetroffen war, den er nicht besiegen konnte, hatte er sich wieder an Pater Aurelian erinnert. Es war in jener Nacht gewesen, als ihm Glarelion, der Hochkönig der Elben, riet, die Bücher Rostans, des Wissenden, zu suchen.
    Ein einziges Exemplar gab es davon noch, das in den päpstlichen Geheimarchiven aufbewahrt wurde.
    »Ein prähistorischer Abenteuerroman!« hatte Pater Aurelian dazu gesagt, als er von Zamorra das erste Mal aufgesucht wurde. Der Mönch selbst hatte einige Teile des Buches gelesen, ihm aber keine Bedeutung zugemessen. Es war alles viel zu fantastisch…
    Und das Buch war in einer Schrift gehalten, die an eine frühe Form des Altgriechischen erinnerte. So hochgebildet der Parapsychologe aus Frankreich auch war - mit diesen fast hieroglyphenartigen Frühformen abstrakter Buchstaben konnte er sehr wenig anfangen.
    »Hast du einen Teil der Bücher inzwischen übersetzt?« lautete daher eine der ersten Fragen, die Professor Zamorra stellte.
    Der für einen südländischen Typ sehr hochgewachsene Mönch nickte. Breite Schultern unter der grobgewirkten braunen Kutte ließen eine fast herkulische Gestalt ahnen. Und auch die Hände, die in ihrer Größe an Baggerschaufeln erinnerten, ließen vermuten, daß der Bücherwurm des Heiligen Vaters kein Schwächling war.
    Das schwarze Haar, unter dem man die Tonsur nur erahnte, umrahmte ein ebenmäßig geschnittenes Gesicht, dem ein leicht gestutzter Vollbart ein intellektuelles Aussehen gab.
    »Aber sicher!« sagte Pater Aurelian. »Doch es war nicht immer leicht. Viele der Zeichen haben unter gewissen Umständen verschiedene Auslegungen und… !«
    »Bitte keinen Vortrag in Altphilologie!« bat Professor Zamorra den Freund. »Aber gib mir bitte einen raschen Überblick. Denn ich will möglichst bald wissen, welche Gefahr mir droht, vor der sich selbst der Teufel fürchtet…«
    ***
    Irgend etwas trieb Sandra Jamis dazu, den Kapuzengestalten zu folgen. Mädchenhafte Neugier oder Abenteuersucht - darüber machte sie sich keine Gedanken. Und auch nicht, daß die Sache vielleicht ein böses Ende nehmen könnte.
    Es gab in und um Rom genug Verbrecherbanden, die unter dem Deckmantel des Unheimlichen ihr Wesen treiben mochten. Oder vielleicht irgendwelche Geheimkulte.
    Würde sie einem solchen Verbrecherring durch mutiges Verhalten das Handwerk legen können, dann war sie, Sandra Jamis, würdig, ein Jedi-Ritter zu sein.
    Was Geheimkulte anging, so hatte sie davon weniger Ahnung. Wenn ihr auch
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