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0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

Titel: 0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert
Autoren: Zum Dinner wird der Tod serviert
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Maschine nach New York ihr Gebiet kreuzen, bis dahin mußte er versuchen, diesen Trottel loszuwerden, der zwar in der Luft herumschwirrte, aber offenbar keinen Schimmer davon hatte, wie man sich bei einer Bodenleitstelle zu melden hatte.
    Aus den Augenwinkeln sah er, daß Dave aufgestanden und mit dem Fernglas an eins der großen Fenster getreten war. Er suchte den Himmel ab. Joe nahm seinen Drehbleistift und fragte sich gerade, warum — zum Teufel — der Kerl nicht mehr antwortete, als die schrille Stimme wieder in seinen Kopfhörern kreischte.
    »Mir ist jetzt gerade nach euren verdammten Vorschriften zumute! Hören Sie zu, Flugsicherung! Hier ist der Teufel los! Wenn Ihnen nicht bald etwas einfällt, gibt es eine Katastrophe!«
    Katastrophe! dachte Doogan geringschätzig. Meine Güte, wie leicht die Leute immer gleich mit den fürchterlichsten Ausdrücken bei der Hand sind!
    Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß aus der Stirn und wurde sich plötzlich bewußt, daß er sich in dieser Hitze nicht konzentrieren konnte. Seine Gedanken waren wie ein dickflüssiger Brei, der durch die Maschen des Vorschriftennetzes in alle erdenkliche Richtungen quoll, statt schön in einer Bahn zu bleiben.
    »He, Mister Trupperville!« rief er gereizt ins Mikrofon. »Wir sind hier nur eine ganz gewöhnliche Bodenleitstelle, und wir haben nicht einen einzigen Hellseher vorrätig. Ich fürchte, wir können überhaupt nichts für Sie tun, wenn Sie nicht imstande sind, eine präzise Meldung zu machen.«
    Der Kerl keucht wie eine Dampfmaschine, schoß es Joe Doogan durch den Kopf, als er die hastig hervorgestoßene Antwort vernahm.
    »Hier ist Planmaschine DOXC 10 237 auf dem Flug nach New York, haben Sie das kapiert?« gellte die hysterische Stimme. »Wir fliegen ungefähr in viertausend Meter Höhe. An Bord sind vierundfünfzig Passagiere, darunter sechs Kinder. Vor ein paar Minuten sind Pilot und Co-Pilot ausgefallen!«
    Doogan spürte, wie sich seine Kopfhaut zusammenzog. Aber diese Meldung war so unfaßbar, daß sich sein Verstand sträubte, sie hinzunehmen.
    »Reden Sie keinen Unsinn, DOXC 10 237!« sagte er scharf. »Pilot und Co-Pilot ausgefallen? Wie soll denn das möglich sein?«
    »Wir haben leider keinen Hellseher vorrätig!« kreischte die hysterische Stimme beißend. »Jedenfalls hängen sie beide in ihren Sitzen und rühren und regen sich nicht. Es sieht verdammt danach aus, als ob sie tot wären!«
    Der Drehstift fiel Doogan aus der Hand. Vierundfünfzig Passagiere! hämmerte etwas in seinem Gehirn. Viertausend Meter Höhe! Pilot und Co-Pilot tot… Aus. Das ist das Ende. Nimm ein schwarzes Leertäfelchen und steck es über die Nummer DOXC 10 237. Du kannst es ebensogut jetzt wie in 'einer Stunde tun.
    Er schwieg. Fassungslos. Bis in die letzte Konsequenz um die Fähigkeit des Denkens gebracht von der Unerbittlichkeit eines grauenhaften Ereignisses, das sich angekündigt hatte und vor dem es kein Entfliehen geben würde. Als er den Kopf hob, bemerkte er erschrocken, daß er mit dem Drehstift lauter kleine Kreuze auf den Block gekritzelt hatte.
    »Verehrte Fluggäste«, sagte die schlanke, dunkelhaarige, bildschöne Stewardeß mit heller Stimme. »In zwanzig Minuten werden wir uns erlauben, Ihnen das Dinner zu servieren. Sie können wählen zwischen Menü I — Masthuhn auf Reis — und Menü II — Zunge in Madeira. Die genaue Zusammensetzung der Menüs entnehmen Sie bitte unseren kleinen Dinnerkarten!«
    Sie begann, zusammen mit ihrer blonden, nicht weniger hübschen Kollegin, die Kärtchen mit den aufgedruckten Menüs zu verteilen. Mit routinemäßigem Lächeln eilten sie von Platz zu Platz, gingen hier auf eine scherzhafte Bemerkung ein und erklärten dort das französische Wort in dieser oder jener Zeile der Karte.
    Die beiden hohen Regierungsbeamten aus Washington entschieden sich in schöner Einigkeit für das Masthuhn, wobei der eine allerdings leise näselte, so wenig Auswahl sei eigentlich eine Zumutung. Der andere sah sich ängstlich um, ob ja niemand das Nörgeln seines Kollegen gehört hätte.
    Gloria Steffen, die beim Fernsehen ebenso bekannt war wie etwa die Monroe im Film, räkelte sich bequemer in ihrem Sitz zurecht und entschied sich nach langem Zögern für die Madeira-Zunge. Unter ihren langen, seidigen Wimpern flog dabei ein verstohlener Blick hinüber zu dem sonnengebräunten Mann, der jenseits des Ganges saß und sich als einziger während des ganzen Flugs noch nicht einmal nach Gloria
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