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0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

Titel: 0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert
Autoren: Zum Dinner wird der Tod serviert
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Mädchen fing an zu weinen. Es krümmte sich zusammen und preßte die Hände auf den Leib.
    »Bauchschmerzen!« wimmerte das kleine Mädchen.
    »Einen Augenblick, Ma'am!« sagte die blonde Stewardeß. »Wir haben Tabletten an Bord.«
    Während die Blonde schnell den Gang hinuntertrippelte, kniete die Brünette nieder und sprach begütigend auf das Kind ein. Zehn Minuten vergingen.
    Aber plötzlich ging der Lärm in Bees Rücken wieder los. Wütend über die Störung drehte er sich um. Es lag ihm bereits ein heftiger Protest auf der Zunge, aber als er das Gesicht des kleinen Mädchens sah, erschrak er und sagte nichts.
    Das Gesicht des Kindes hatte sich blaurot verfärbt. Sein ganzer Körper bebte in krampfhaften Zuckungen.
    »Ich glaube«, sagte die blonde Stewardeß, die augenblicklich zur Stelle war, »ich glaube, wir bringen das Kind am besten nach hinten in die Bettkabine. Sie ist leer, und wir können sofort ein Bett fertig machen.«
    »Danke, ja«, erwiderte die Mutter und bemühte sich um das wimmernde Kind.
    Bees kramte in seinen Hosentaschen. Er hatte doch eine Tüte Bonbons gekauft für seinen Enkel. Wohin hatte er denn die verdammten Dinger nur gesteckt? Er fand sie in der rechten Innentasche seins Jacketts, riß hastig die Cellophantüte auf und schüttelte sich ein paar Bonbons auf die linke Hand.
    »Na, na«, sagte er in gutmütigem Ton und hielt seine Hand dem Mädchen hin. »Sieh mal, was ich hier habe! Bonbons! Die besten Bonbons der Welt. Du kannst sie haben, meine Kleine! Na, ist das nichts?«
    Die Mutter warf ihm einen dankbaren Blick zu. Aber das Kind beachtete das Angebot überhaupt nicht. Die kleinen Hände hatten sich vor dem Magen verkrampft. Man sah deutlich, wie es in ihrer Kehle würgte.
    »Vielleicht hat sie etwas in die falsche Kehle bekommen?« sagte Gloria Steffen und war ausnahmsweise einmal nicht darauf bedacht, ihre Figur zur Geltung zu bringen, womit sie sonst neunzig Prozent ihres Lebens verbrachte.
    »Ausgeschlossen«, sagte Randra-Pun, der indische UN-Diplomat. »In diesem Falle würde sie husten.« Er stand auf und stellte sich mitten in den Gang. »Meine Damen und Herren!« sagte er laut. »Verzeihen Sie, daß ich Ihre Aufmerksamkeit erbitte! Befindet sich ein Arzt an Bord?«
    »Ja, hier!« kam eine zitterige Stimme von der letzten Sitzbank ganz am Ende des Passagierraumes. »Ich bin Arzt! Um was handelt es sich denn?«
    Ein älterer Mann von mindestens sechzig Jahren tappte den Gang herunter. Sein Haar hing ihm ein wenig wirr in die Stirn, und er blickte so unsicher umher, wie es jemand tut, der gerade aus dem Schlafe aufgeschreckt wurde.
    »Hier«, sagte der Inder. »Das Kind!« Der Arzt kam heran und beugte sich über die Kleine. Er hob ihr das Köpfchen, zog ein Lid herunter, legte die Finger an ihren Puls und blickte auf seine Armbanduhr.
    Auf einmal hatte sich eine gespannte Stille in der Maschine ausgebreitet. Der Arzt drehte sich um und fuhr die Stewardeß an, die gerade wieder vom -Heck der Maschine kam.
    »Wir müssen die Kleine irgendwo hinlegen!«
    »Ja, ich habe ein Bett hinten in der Kabine fertig gemacht.«
    »Gut. Haben Sie Milch an Bord?«
    »Ja, Sir.«
    »Bitte ein wenig anwärmen. ’ Lauwarm. Kommen Sie! Sie sind die Mutter?«
    »Ja, Sir!« erwiderte die Frau verstört, während sie den Arzt ansah. Ihr Blick hatte etwas rührend Hoffnungsvolles, dachte Bees, der sie beobachtete.
    »Was hat das Mädchen in den letzten Stunden gegessen?« fragte der Arzt. »Jetzt, gerade eben das halbe Huhn.«
    »Das kann es nicht sein«, sagte der alte Mann und rieb sich nervös über die Nasenspitze. »Hat die Kleine heute oder gestern Fisch.gegessen?«
    »Nein, Sir, ganz bestimmt nicht.«
    »Seltsam… Na, wir wollen sie erst auf das Bett legen. Ich habe eine kleine Tasche bei mir, vielleicht komme ich damit aus. Vielleicht ist ein Herr so freundlich, das Kind zu tragen? Ich selbst bin leider nicht mehr sehr kräftig…«
    Der Arzt sah sich suchend um. Randra-Pun erhob sich sofort und bot seine Hilfe an. Als er stand, bewunderte Gloria Steffen seine schlanke, kraftvolle Gestalt. Der Mann nahm das Mädchen behutsam auf den Arm und trug es den Gang hinab. Der Arzt ging ihm nach. Die Mutter folgte. Bees drehte sich wieder nach vorn und ließ die Bonbons mit einem Achselzucken zurück in die aufgerissene Tüte rutschen, die er wieder in seine Rocktasche schob.
    »Ich verstehe nicht, wie man mit so kleinen Kindern in ein Flugzeug steigen kann!« meckerte eine ältere Dame und
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