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0214 - Die Leichenkutsche von London

0214 - Die Leichenkutsche von London

Titel: 0214 - Die Leichenkutsche von London
Autoren: Jason Dark
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heute eigentlich zu einer Freundin.«
    »Da bringe ich dich hin.«
    Noch immer sang Barry Manilow. Diesmal jedoch einen anderen Song.
    Ebenfalls weich und mit viel, viel Schmalz in der Stimme, so daß manche Tänzer eine Gänsehaut bekamen.
    »Sollen wir denn sofort gehen?« fragte Rose. »Ich würde gern noch tanzen.«
    »Das ist doch klar. Aber ich kenne ein Lokal in der Nähe, das ist etwas für uns. Richtig romantisch. Da sitzt man in Nischen und kann sich bei Kerzenschein unterhalten. Wir könnten auch etwas essen. Ich habe Hunger, du auch?«
    »Und wie.«
    »Dann ist ja alles klar!« lachte Benny und nahm das Mädchen fester in seine Arme. Er spürte ihren jungen Körper, die Bewegungen und mußte an sich halten. Die wäre genau richtig für ihn gewesen. Die hätte er rumgekriegt und…
    Seine Blicke glitten über die meisten Köpfe hinweg. Plötzlich spürte er, daß sich irgend etwas in der Disco verändert hatte. Zwar tanzten die Paare noch, es lief auch die Musik, aber die Atmosphäre war eine andere geworden.
    Benny war auf eine gewisse Art und Weise sensibel, ihm fielen Veränderungen auf, und er hatte sich nicht getäuscht.
    Da rollte etwas an.
    Etwas Grauenhaftes, Furchterregendes. Über den Köpfen der Tänzer begann es. Dort bewegte sich die Luft, es wurde ein wenig dunkler, und plötzlich sahen es alle, als ein schrilles Wiehern die Lider des Sängers übertönte.
    Eine Sekunde später war es soweit.
    Wie aus dem Nichts kristallisierte sich ein Gegenstand hervor und jagte zwischen die jungen Leute, die nach allen Seiten wegrannten und so einen freien Platz schufen.
    Ein unheimlicher Gast war gekommen. Ein Gast, der überhaupt nicht in die Disco paßte.
    Die Leichenkutsche!
    ***
    Auch Benny hatte sie gesehen. Er und das Mädchen gehörten zu denjenigen, die am nächsten standen. Der Kopf des Pferdes berührte fast ihre Haare, und beide zuckten sie zurück, bevor das Tier zubeißen konnte und ihre Zähne in den Haarschopf der jungen Menschen gruben.
    Dann gellten die ersten Schreie auf. Wie eine Woge brandeten die Körper der Gäste zurück, keiner wollte unmittelbar in der Nähe der Leichenkutsche sein, die Angst wurde übergroß, und doch kam es nicht zur Panik, da viele es für einen Gag des Hauses hielten, diese unheimliche Kutsche in die Disco zu holen.
    Benny wußte, daß es kein Gag war, sondern ein unheimliches, unerklärliches Ereignis. Er spürte die Hände seiner neuen Freundin auf der Schulter. Ihre spitzen Fingernägel drangen durch den Stoff, und Benny biß die Zähne zusammen.
    Wie würde es weitergehen?
    Der DiscJockey war clever. Er erfaßte augenblicklich die Situation, stellte die Musik leiser, und seine Stimme erklang aus den zahlreichen Boxen im weiten Rund.
    »Wir haben Besuch bekommen, Freunde. Besuch aus dem Jenseits. Na, wenn das keine Schau ist. Willkommen im ›Come in‹, liebe Freunde aus dem Totenreich. Fühlt euch wie zu Hause. Singt mit, tanzt mit, trinkt mit. Hier könnt ihr sehen, wie sich die Jugend vergnügt. Hier könnt ihr mitmachen, hier ist was los…«
    Keiner hörte auf ihn. Die zahlreichen Gäste hatten nur Augen für die unheimliche schwarze Kutsche, die inmitten der Disco stand und sich nicht bewegte, so daß sie an ein unheimliches Denkmal erinnerte, das aus einem anderen, makabren Reich gekommen war.
    Aber man schaute nicht nur die Leichenkutsche an, sondern auch auf die Person, die auf dem Bock saß.
    Eine zwergenhafte Gestalt, die in dunkler Kleidung steckte und ein Gesicht besaß, das mit Schleim überdeckt war. Mit widerlichem grünlich schimmernden Schleim, von dem sich ein dicker Tropfen löste und auf das Holz fiel, als sich der Mann bewegte und aufstand, wobei er die Zügel losließ.
    Doch er war nicht allein gekommen.
    Die meisten Gäste standen so, daß sie einen freien Blick in das Innere der Kutsche besaßen und die beiden Särge sahen, die dort standen.
    Zwei pechschwarze Totenkisten, lackiert und glänzend, weil sich das Licht der Scheinwerfer darauf brach.
    Eine schaurige Szenerie, die noch unheimlicher wirkte, als die Musik verstummte.
    Dafür wurde ein Sargdeckel in die Höhe geschoben. Das geschah mit einer gespenstischen Lautlosigkeit, und die über die Kutsche fallenden zuckenden Lichtlanzen gaben der Szenerie einen geisterhaften Touch.
    Etwas Weißes, Helles schob sich durch den Spalt.
    Eine Hand!
    Xorron kam.
    Im Sarg hatte er gelauert und auf seinen Auftritt gewartet. Den dritten in dieser Nacht. Ihn wollte er genießen, denn heute
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