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0214 - Die Leichenkutsche von London

0214 - Die Leichenkutsche von London

Titel: 0214 - Die Leichenkutsche von London
Autoren: Jason Dark
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dadurch nicht täuschen. Er winkte dem Mann zu und deutete auf den dritten Monitor von rechts. »Siehst du die Kleine mit den blonden Haaren?«
    »Natürlich.«
    »Dann schnapp sie dir.«
    Benny schaute auf. »Sie ist allein?«
    »Wenigstens tanzt sie allein. Alles andere wirst du bestimmt rausbekommen.«
    »Natürlich, Chef. Muß sie bearbeitet werden?«
    »Nein, die ist für den Export.«
    »Schade.« Bennys Mundwinkel verzogen sich nach unten. Er sah jetzt aus wie ein ungezogener Junge, der bald anfangen würde zu weinen.
    »Auch kein kleines bißchen?«
    »Nein, zum Henker. Denkst du, ich biete unseren Geschäftspartnern schlechte Ware an?«
    »Ja, ja, schon gut.« Benny verschwand wieder und ließ einen kopfschüttelnden Steele zurück, der sich nun bequem in seinen Sessel lehnte und den bewußten Bildschirm beobachtete. Er war gespannt, wie Benny die Kleine anmachte.
    Benny war schon unterwegs. Er hatte sich das Gesicht des Mädchens gut eingeprägt und wußte auch, wo es tanzte, denn er kannte die einzelnen Stellen, die von der Kamera ausgeleuchtet wurden. Mit dem Lift fuhr er nach unten.
    Kaum hatte er die Halle betreten, als ihn der hämmernde Sound empfing, diesmal wurden keine weichen Platten gespielt, jetzt ging es rund, und die Fetzen flogen.
    Die Gäste tanzten nicht nur, die kreischten auch auf, warfen ihre Arme hoch, klatschten und hämmerten mit beiden Füßen den Rhythmus der Musik mit.
    Benny hatte Mühe, sich zwischen den wogenden und zuckenden Tänzern einherzuschlängeln. Immer wenn er das Kreuz durchdrückte, spürte er am oberen Rücken den Druck.
    Dort befand sich das Messer. Es steckte in einer weichen Nackenscheide, und Benny trug nur diese eine Waffe. Damit konnte er allerdings auch umgehen. Kaum jemand kam zudem auf den Gedanken, daß er am Rücken eine Waffe versteckt hatte, und eine für den anderen fast tödliche Überraschung war Benny schon mehr als einmal gelungen.
    Unruhig schaukelte seine Zunge den Kaugummi von einer Wange in die andere. Er suchte das Mädchen, hatte leider die Übersicht verloren, da die zuckenden und hochspringenden Tänzer ihm die Sicht versperrten.
    Benny hoffte nur, daß die Platte bald abgelaufen war.
    Er hatte Glück. Mit einem letzten Trommelwirbel verstummte die Scheibe.
    »So, meine Freunde, das war mal wieder ein wenig Gymnastik. Kommen wir nun zu den weicheren Sachen, den Softies. Zu Elvis oder zu Barry Manilow, Sein Song heißt Mandy…«
    Und als Barry Manilow die ersten Worte schluchzte, da entdeckte Benny auch das Girl.
    Es wollte sich abwenden, denn nach diesem Song wurde paarweise getanzt. Dagegen hatte Benny etwas.
    »Aber warum willst du denn weg?« fragte er mit seiner Samtstimme und lächelte.
    Das Mädchen schaute hoch und genau in die Augen eines jungen Mannes. Und was für Augen. Braun, träumerisch, Romantik versprechend, lächelnd. Sie war hin.
    Benny legte einen Arm um sie. Das Mädchen ließ es geschehen.
    »Wie heißt du?« fragte Benny.
    »Rose.«
    »Ein schöner Name, wirklich«, antwortete der Abschlepper, während er sich im Takt der Musik wiegte. »Eine Rose bist du.«
    »Ach, hör auf, ich mag den Namen nicht.«
    »Er ist wunderbar.«
    »Nein.«
    Jetzt nahm Benny auch die zweite Hand. »Magst du den Sänger?«
    Rose nickte.
    »Ich auch. Weißt du, ich bin eigentlich ein Romantiker, und eine Disco wie diese hier paßt gar nicht zu mir. Aber was soll ich machen? Es gibt kaum Lokale, wo man als romantisch veranlagter junger Mensch noch hingehen kann. Findest du nicht auch?«
    »Sicher.«
    »Da sind wir ja einer Meinung.« Benny hob seine zweite Hand. Die Finger spielten auf dem Rücken des Mädchens. Unter dem dünnen Stoff spürte er die warme Haut.
    »Du bist toll«, hauchte er.
    »Das sagst du nur so.«
    »Nein, wirklich nicht. Ich habe lange gesucht. Das ist mein erster Tanz heute.« Mit diesen Worten hatte Benny nicht gelogen. »Und ich weiß nicht, ob ich noch lange bleiben werde.«
    Rose drückte ihn weg und schaute wieder in seine braunen Augen. »Du willst weg?«
    »Eigentlich ja.« Benny lächelte. Er hatte einen fraulich wirkenden Mund, passend zu seinen Augen. »Aber nicht allein, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ich soll mit?«
    »Das möchte ich. Später bringe ich dich auch nach Hause. Wo wohnst du denn?«
    »Ich bin nicht von hier.«
    »Nicht aus London?«
    »Nein.«
    Das läuft ja besser, als ich dachte. Benny grinste innerlich. »Wo kommst du her?«
    »Vom Land. Da habe ich es nicht ausgehalten. Ich wollte
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