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0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

Titel: 0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt
Autoren: Die Spur führt in die gelbe Stadt
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Nichtstuer mimten, beobachteten wir unauffällig die zahlreichen Gäste.
    Plötzlich stieß mich Phil mit dem Fuß an. Mein Freund deutete auf einen äußerst vornehm gekleideten Snob, dem man auch im dicksten Nebel angesehen hätte, was mit ihm los war. Die gelblichen Augen flackerten nervös. Die Hände zitterten in fahrigen Bewegungen. Der Gang des Burschen war tapsig und unsicher.
    Den eingefallenen Gesichtszügen nach konnte der Mann gut 60 Jahre zählen. Aber er konnte auch viel jünger sein. Wahrscheinlich hatte ihn der Rauschgiftgenuß vorzeitig altern lassen.
    Der Mann hielt den Mund leicht geöffnet. Seine Zungenspitze hing heraus, als lechze er nach einer Erfrischung.
    Er wankte geradewegs auf die Theke zu, nahm nach einigen vergeblichen Versuchen auf einem Barschemel Platz und verlangte hastig einen Whisky, den er auch sofort bekam.
    Ich war überzeugt, daß der Mann den Grünen Drachen nur aufgesucht hatte, um sich mit Rauschgift zu versorgen.
    Plötzlich fiel mir auf, daß der Mann etwas mit dem Zeigefinger auf die nasse Platte der Theke schrieb! Zum Teufel, das konnte kein Zufall sein, zumal der Barkeeper auffällig genug auf das Geschmiere des Mannes starrte.
    Der Barkeeper kam mir plötzlich bekannt vor. Aber ich wußte im Augenblick nicht, wo ich ihm schon begegnet war.
    Er flüsterte jetzt dem Gast etwas zu und entfernte sich, um wenig später mit einem Herrn zurückzukehren, den man für einen Scheich auf Urlaub halten konnte: Eine fast schwarze Sonnenbrille verbarg die obere Hälfte des Gesichts. Darüber funkelte eine pclierte Glatze in der Neonbeleuchtung der Spelunke. Die untere Gesichtshälfte wirkte brutal mit den wulstigen Lippen und dem massigen Doppelkinn, das ohne Übergang auf dem gorillaartigen Brustkasten saß. Der Kerl schien der Geschäftsführer des Grünen Drachen zu sein.
    Jetzt unterhielten sich der Dicke und der Snob. Sie schienen sich nicht einig zu werden.
    Ich beobachtete ihn sehr genau.
    Ich wollte nicht übersehen, ob und auf welche Weise ihm der Stoff zugesteckt wurde.
    Der Geschäftsführer schüttelte wieder seinen Quallenkopf, doch der Süchtige wollte sich nicht zufriedengeben.
    Er zog seine Brieftasche und knallte ein ansehnliches Bündel Banknoten auf die Theke.
    Ich ging wohl nicht fehl in der Annahme, daß der Bursche einen höheren Betrag anbot, als ich ihn in einem ganzen Jahr beim FBI verdiene.
    Der Geschäftsführer ließ sich dadurch in keiner Weise beeindrucken oder umstimmen.
    Nach wie vor schüttelte er ablehnend den Kopf. Aber nun drückten seine Züge ein gewisses Bedauern aus.
    Der Süchtige geriet jetzt in Wut, schlug mehrmals mit der Faust auf die Theke und verstieg sich sogar zu einer drohenden Gebärde.
    »Phil, den Kerl kaufen wir uns, sobald er das Lokal verlassen hat«, raunte ich meinem Freund zu. »Der Bursche ist völlig fertig. Vermutlich ist er in der richtigen Stimmung, uns Wissenswertes zuzuflüstern!«
    Phil kam nicht mehr zu einer Antwort. Der Mann raffte außer sich vor Wut und Enttäuschung seine Geldscheine zusammen, steckte sie achtlos in die Rocktasche, rutschte vom Barschemel herunter und hetzte, so rasch es sein zerrütteter Zustand erlaubte, aus dem Lokal.
    Gut, daß ich die Angewohnheit habe, bei solchen Unternehmungen die Getränke sofort zu bezahlen, um unverzüglich verschwinden zu können.
    Wir erhoben uns, ließen dem Mann einen kleinen Vorsprung und folgten ihm dann. Selbst auf der Straße schimpfte der Mann noch vor sich hin. Nun hatte die grenzenlose Enttäuschung eindeutig die Oberhand über seine Wut gewonnen.
    Der Mann schien dem Zusammenbruch nahe. Es sah ganz so aus, als seien seine Rauschgiftvorräte erschöpft.
    Vielleicht wurde der vorgesehene Nachschub des teuflischen Gifts für den Grünen Drachen in diesem Augenblick von den Fischen im Hudson in stark verwässerter Dosis genossen?
    Ich nahm an, daß der Mann jetzt eine andere Verteilerstelle für Rauschgift aufsuchen würde, nachdem er im Grünen Drachen nicht auf seine Rechnung gekommen war.
    Wir brauchten ihm also nur zu folgen, um eine weitere Quelle ausfindig zu machen. In seiner Erregung würde er sich voraussichtlich so auffällig benehmen, daß wir den Rauschgifthändler auf frischer Tat ertappten oder zumindest beobachten konnten.
    Aber uns interessierten nicht die kleinen Verteiler, sondern die Männer im Hintergrund, die Millionen an den Rauschgiften verdienten. Man mußte von den kleinen Verteilern an die Hintermänner herankommen!
    Der Mann ging zu
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