Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

Titel: 0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt
Autoren: Die Spur führt in die gelbe Stadt
Vom Netzwerk:
vorgehaltenen Hand etwas ins Ohr.
    Auf dem Gesicht des Keepers erschien ein unwilliger Ausdruck. Er schüttelte verneinend den Kopf.
    Da zischte mir Phil einen Namen zu. Im gleichen Moment wußte ich, warum mir der Barkeeper so bekannt war.
    Es war Big Beater, dem ich wegen bewaffneten Baubüberfalls fünf Jährchen hinter Gittern verschafft hatte.
    Der junge Mann war nun auf gestanden. Anscheinend wollte er sich mit dem ablehnenden Bescheid nicht zufriedengeben und dem Geschäftsführer auf die Bude rücken.
    Er versuchte den Barkeeper an der Krawatte zu nehmen und auf die Seite zu schieben. Aber Beater streckte nur den Arm aus, und der junge Mann saß wieder auf seinem Stuhl.
    Er nahm sein Glas zur Hand und wollte es zum Mund führen. War er nun so zittrig oder so ungeschickt, oder hatte ihn jemand absichtlich gestoßen? Ich konnte es nicht genau sehen. Jedenfalls ergoß sich der Inhalt des Glases auf die Hose des Mannes, der neben ihm saß.
    Das Weitere ging so schnell, daß ich die Einzelheiten nur halbwegs verfolgen konnte. Plötzlich standen drei Männer vom Format Kleiderschrank hinter dem jungen Mann.
    Auch der Gast, dessen Hose durchnäßt worden war, hatte sich drohend erhoben. Im Nu hatten die drei Bullen dem Jungen die Arme nach hinten gedreht. Dann begannen sie, ihn unbarmherzig zusammenzuschlagen. Trotz des erheblichen Lärms in der Kneipe konnte ich die klatschenden Treffer auf Kinn und Nase vernehmen.
    Das alles spielte sich blitzschnell ab.
    Trotzdem war es verwunderlich, daß sich niemand rührte, um diese brutale Schlägerei zu verhindern. Es schien sogar, als nehme kein Mensch davon überhaupt Notiz.
    »Los, Phil!« sagte ich.
    Aber gerade als ich mich erheben wollte, fühlte ich zwei mächtige Pranken auf meinen Schultern, die mich unmißverständlich auf den Stuhl drücken wollten. Ich lasse mich aber gar nicht gern auf diese Weise an etwas hindern.
    Blitzschnell gab ich dem Druck der Pranken nach, indem ich mich etwas nach vorne beugte. Gleichzeitig stieß ich meinen Stuhl nach hinten.
    Ein wütender Aufschrei zeigte mir an, daß ich den anderen am Schienbein getroffen hatte.
    Ich sprang auf und wirbelte herum, wobei ich den Schwung ausnützte, meine rechte Faust dorthin zu placieren, wo ich den Kerl vermutete.
    Meine Faust krachte einem baumlangen Kerl in die kurzen Rippen, daß er nach Luft japste und im Zeitlupentempo zu Boden ging.
    Wenn ich aber geglaubt hatte, dadurch Luft zu bekommen, sah ich mich gewaltig getäuscht. Irgendein freundlicher Zeitgenosse hielt es nämlich für angebracht, ein Erzeugnis der amerikanischen Glasindustrie von hinten auf meinem Kopf zu zertrümmern.
    Mein Hut dämpfte den Schlag zwar ein wenig — ein G-man sollte nur Hüte mit Stahleinlagen tragen —, aber für Sekunden sah ich nichts anderes als tanzende Sterne.
    Ich holte tief Luft und spannte alle Muskeln an.
    Diesem Zirkus mußte umgehend ein Ende bereitet werden, sonst mußten wir Federn lassen. Ich ergriff den Stuhl, auf dem ich eben noch gesessen hatte, bei der Lehne, hob ihn hoch und machte Anstalten, ihn auf die Köpfe der Burschen sausen zu lassen, die sich so plötzlich vor mir aufgebaut hatten. Sie wichen zurück. Ich bekam Luft.
    Ich schwang das gute Möbelstück erneut, dann hatte ich mir eine Gasse freigekämpft.
    Gedankenschnell wandte ich den Oberkörper zurück und schleuderte den Stuhl auf die Gangster, die mir von hinten an den Leib wollten.
    Endlich stand ich mit dem Rücken an der Wand.
    Ich riß den Revolver heraus und brüllte: »Seid friedlich und nehmt die Hände hoch!«
    Vor einer Waffe kapitulieren die mutigsten Schläger. Meine freundliche Aufforderung wurde noch unterstützt durch das Geschrei Beaters, der in den Saal brüllte: »Boys, macht keinen Ärger. Das sind zwei Bullen vom FBI!«
    Das Wort FBI wirkte immer wieder Wunder! Niemand kommt gerne mit uns in Konflikt, und deshalb sah ich gleich darauf nur noch einen Wald von hochgestreckten Armen, als wollten sie die Pappmaché-Drachen kitzeln.
    Erst jetzt konnte ich nach Phil Ausschau halten.
    Allem Anschein nach hatte er mächtig gewirkt. Denn als er sich aus dem Getümmel löste, um zu mir zu kommen, hinterließ er drei Männer, die sich friedlich am Boden zum Schlafen gelegt hatten.
    Phil war guter Laune. Außer der verrutschten Krawatte waren an ihm kaum Spuren der Schlägerei zu entdecken. Seinen Hut hob er gerade auf, schnippte den Staub weg und setzte ihn, wenn er auch etwas verbeult war, mit großartiger Geste wieder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher