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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II
Autoren: Karl May
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aus dem Staube gemacht.“
    „Das ist freilich wahr. Ich hielt es für das beste, zunächst mich in Sicherheit zu bringen, um dann diesen Gentlemen, zu denen ich gehöre, zur Flucht behilflich sein zu können. Darum bin ich nicht fort, sondern ich habe mich hier versteckt, um den geeigneten Augenblick abzuwarten. Aber was sehe ich! Sie sind gefesselt und noch dazu in einer solchen Weise? Das darf nicht sein; das kann ich unmöglich zugeben; ich werde sie losbinden!“
    Er wendete sich uns zu, jedoch Santer ergriff ihn beim Arm und antwortete:
    „Halt, was fällt Euch ein, Mr. Rollins! Diese Kerls sind meine ärgsten Todfeinde.“
    „Aber meine Freunde!“
    „Das geht mich nichts an. Ich habe eine Rechnung mit ihnen, die sie mit dem Leben bezahlen müssen; darum überfiel ich sie und nahm sie fest, freilich ohne zu ahnen, daß Ihr zu ihnen gehörtet.“
    „Alle Wetter, ist das unangenehm! Eure Todfeinde? Und doch muß ich ihnen helfen! Ist es denn gar so viel, was Ihr gegen sie habt?“
    „Mehr als genug, um ihnen zehnmal an den Hals zu gehen.“
    „Aber bedenkt, wer sie sind!“
    „Meint Ihr etwa, daß ich sie nicht kenne?“
    „Winnetou und Old Shatterhand! Die bringt man nicht so mir nichts dir nichts um!“
    „Grad weil es diese beiden sind, gibt es bei mir kein Erbarmen.“
    „Ist das wirklich Euer Ernst, Mr. Santer?“
    „Mein völligster und blutigster Ernst. Ich gebe Euch die Versicherung, daß sie verloren sind.“
    „Selbst dann, wenn ich für sie bitte?“
    „Auch dann.“
    „Aber bedenkt, was Ihr mir zu verdanken habt. Ich habe Euch mehrere Male das Leben gerettet!“
    „Das weiß ich sehr wohl und werde es Euch auch nicht vergessen, Mr. Rollins.“
    „Wißt Ihr denn auch noch, was bei dem letzten Mal geschah?“
    „Was?“
    „Ihr schwurt mir zu, daß Ihr mir jeden Wunsch, jede Bitte erfüllen würdet.“
    „Hm! Ich glaube, so sagte ich.“
    „Wenn ich nun jetzt eine Bitte ausspreche?“
    „Tut es nicht, denn in diesem Falle kann ich sie nicht erfüllen und möchte doch mein Wort nicht gern brechen. Hebt es lieber für später auf.“
    „Das kann ich nicht. Ich habe hier Verpflichtungen, die mir heilig sind. Kommt also einmal her, Mr. Santer, und laßt mit Euch reden!“
    Er nahm ihn beim Arm und zog ihn ein Stück fort, wo sie stehenblieben und, heftig gestikulierend, miteinander sprachen, doch ohne daß wir die Worte verstehen konnten. Sie führten die Spiegelfechterei so gut aus, daß sie uns wohl getäuscht hätten, wenn wir weniger fest überzeugt gewesen wären. Dann kam Rollins allein zu uns und sagte:
    „Ich habe wenigstens die Erlaubnis bekommen, euch eure Lage etwas zu erleichtern, Mesch'schurs. Ihr seht und hört, welche Mühe ich mir gebe. Hoffentlich gelingt es mir doch noch, euch ganz freizubekommen.“
    Er lockerte unsere Fesseln so weit, daß wir nicht mehr krumm gebunden waren, und kehrte dann wieder zu Santer zurück, um seine scheinbare Fürbitte auf das lebhafteste fortzusetzen. Nach längerer Zeit kamen beide zu uns, und Santer redete uns an:
    „Es ist, als ob der Teufel euch beschützen wolle. Ich habe diesem Gentleman hier einst ein Versprechen gegeben, welches ich halten muß. Er beruft sich jetzt darauf und läßt sich nicht davon abbringen. Ich will ihm zuliebe die größte Dummheit meines Lebens begehen und euch freigeben, aber alles, was ihr bei euch habt, also auch eure Waffen, sind mein Eigentum.“
    Winnetou sagte kein Wort, und ich antwortete ebensowenig.
    „Nun? Ihr könnt wohl vor Erstaunen über meinen Edelmut nicht sprechen?“
    Als auch hierauf keine Antwort erfolgte, meinte Rollins:
    „Natürlich sind sie sprachlos über diese Gnade. Ich werde sie losbinden.“
    Er griff nach meinen Banden.
    „Halt!“ sagte ich. „Laßt diese Riemen so, wie sie sind, Mr. Rollins!“
    „Seid Ihr des Teufels? Warum denn?“
    „Entweder alles oder gar nichts.“
    „Wie meint Ihr das?“
    „Die Freiheit ohne unsere Waffen und alles unser Eigentum mögen wir nicht.“
    „Ist das möglich? Ist das zu denken?“
    „Andere mögen anders denken als wir; Winnetou und ich aber gehen ohne das, was uns gehört, nicht von der Stelle. Lieber tot als hören zu müssen, daß wir von unseren Waffen lassen mußten.“
    „Aber seid doch froh, daß …“
    „Schweigt!“ unterbrach ich ihn. „Ihr kennt unsere Ansicht, die kein Mensch anders macht.“
    „Tod und Hölle! Ich will euch retten und muß mich in dieser Weise abfahren lassen!“
    Er zog Santer wieder mit
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