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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre
Autoren: Stephen Fry
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bot uns den Milky Bar an und KitKat, Rowntree’s hatte den Aero, Fruit Pastilles, Fruit Gums, Smarties und Jelly Tots, Mars hatte den Milky Way, den Mars-Riegel, Maltesers und Marathon. Du meine Güte! Erst jetzt ist mir aufgefallen, dass die Produkte von Mars alle mit dem Buchstaben M begannen. Natürlich, Marathon sollte viele Jahre später in Snickers umgetauft werden (und ich sollte dabei helfen, den neuen Namen ins Gespräch zu bringen, indem ich für die Werbespots den Kommentar sprach: Wenn ich damals gewusst hätte, dass so etwas geschehen könnte, wäre ich vielleicht explodiert), so wie die Opal Fruits von Mars eines Tages zu Starburst werden sollten. Zweifellos hatte man seine Gründe. Sie produzierten auch Spangles, den quadratischen Fruchtbonbon, der zum Kürzel für eben die Art erschöpfter und denkfauler Nostalgie wurde, in derich mich jetzt gerade suhle. Aber halten Sie durch; all dies läuft auf etwas hinaus, das jenseits der hektischen Deklamation von Markennamen wartet.
    Der Stouts Hill Tuck Shop war an verschiedenen Tagen für jeweils eines der vier Häuser geöffnet, in die man die Schule aufgeteilt hatte: Kingfishers, Otters, Wasps and Panthers. Ich war ein Otter, und unser Tuck-Tag war der Donnerstag. Zuerst stellte man sich in die Schlange, um Geld zu holen. Was die Eltern uns an Taschengeld zugeteilt hatten, wurde verwaltet und in Raten vom diensthabenden Lehrer ausgeteilt, der die abgehobene Summe auf der jeweils individuellen Seite im Taschengeld-Kontobuch vermerkte. Je weiter das Halbjahr voranschritt, desto größer war meine Bestürzung über das Dahinschwinden meines Kapitals. Verzweifelte Briefe mit der flehentlichen Bitte, so schnell wie möglich einen Zehnshillingschein zu schicken, wurden nach Hause geschickt. »Bitte, Mami, bitte. All die anderen Jungen haben so viel Geld, dass es für
immer
reicht, Ach,
bitte, bitte, bitte
…«
    Und so nahm es seinen Anfang.
    So herrlich der Stouts Hill Tuck Shop auch gewesen sein mag, er war höchstens ein Johannes der Täufer gegenüber dem messianischen Glorienschein des Dorfladens von Uley, nicht wert, dessen rote Schnürbänder aus Lakritz zu knoten oder dessen Brausepulver aufzulecken. Das kleine Postamt und die Gemischtwarenhandlung waren nur eine halbe Meile von unserem Schultor entfernt, und wenn wir bei beaufsichtigten Spaziergängen in Zweierreihen an ihnen vorbeikamen, wandten wir gleichzeitig den Kopf zu den einladenden Schaufenstern wie Kadetten, die ihren Monarchen mit einem »Augen rechts!« grüßen. Auf den Regalen diesesLadens glänzte, schimmerte und funkelte der exotischste, bunteste und zuckersüßeste Schatz, den ich je gesehen oder erträumt hatte: Jamboree-Wundertüten. Trebor Refreshers. Fruit Salads und Blackjacks, jeweils für einen Farthing (also vier für einen alten Penny). Schaumshrimps. Fliegende Untertassen aus Reispapier, gefüllt mit Brausepulver. Swizzels Matlow Twizzlers, die im Mund brodelten und barsten wie Feuerwerk. Love Hearts. Zähe saure Colaflaschen und gummiähnliche weiße Milchflaschen. Schokoladenplätzchen mit Hunderten und Tausenden Streuseln. Kaugummistreifen von Wrigley’s, Juicy Fruit und Spearmint, Behälter mit Chiclets und Pez, lose Bazooka-Joe-Würfel und Packungen mit Beatles-Bubblegum mit eingesteckten Foto-Kärtchen, die mit biografischen Informationen von unschätzbarem Wert aufwarteten: »John hasst Marmelade, aber Ringo mag Zitronencreme besonders gerne!«, »George ist der größte Beatle, aber nur um gut einen Zentimeter!« sowie weitere umwerfende und wertvolle Geheimnisse, die sämtlich mit Ausrufezeichen endeten, was bis heute charakteristisch für Ergüsse der Fanliteratur geblieben ist. Auf anderen Regalen lagerten die harten Gobstoppers, Anisbonbons und Everlasting Strips. Sherbet Fountains mit Tupfern und Stäbchen. Weingummi, Wagon Wheels und Walnut Whips. Man verzeihe mir die unbeabsichtigten Alliterationen. Da gab es das heißbegehrte Spanish Gold in Beuteln aus gelbem Wachspapier mit dem Bild einer roten Galeone und gefüllt mit Kokosnussfasern, die mit Kakaopulver gebräunt worden waren, damit sie wie Drehtabak aussahen. Lakritz, zu Sherlock-Holmes-Pfeifen geformt, komplett mit Pfeifenstiel und Pfeifenkopf. Weiße Candy-Zigaretten mit roten Spitzen und in Reispapier gehüllte Schokoladenzigaretten,die in einem imitierten Chesterfield-Karton angeboten wurden.
    Sämtliche wichtigen Elemente waren jetzt versammelt: Zucker. Weißes Pulver. Tabak. Verlangen. Geldmangel.
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