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0198 - Das Höllen-Orchester

0198 - Das Höllen-Orchester

Titel: 0198 - Das Höllen-Orchester
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Blutopfern. Die Weiße Magie aber ließ schon aus sich heraus solche Praktiken niemals zu.
    Also mußte ein Weißer Magier wie Zamorra die nötige Lebenskraft auf andere Weise aktivieren - aus sich selbst heraus! Normalerweise stand ihm das Amulett als Verstärker zur Verfügung. Jetzt aber hatte er auf seine eigenen Reserven zurückgreifen müssen - das Resultat war Erschöpfung, geistig wie körperlich.
    »Wenigstens zwei Stunden brauche ich«, murmelte er, während er vor dem Hotel aus dem Chevy stieg und Bill Fleming zahlte. Stewart Jones hatten sie der Einfachheit halber direkt mitgenommen. »Danach spüre ich den Kerl anhand des Amuletts auf und sehe zu, daß ich irgendwie Nicole aus seinen Klauen reiße.«
    »Und ich breche ihm jeden Knochen«, versprach Bill wieder einmal, und wer den blonden Hünen sah, der ebensowenig wie Zamorra einem trockenen Hochschulprofessor glich, der glaubte es ihm unbesehen. Dabei konnte Bill kaum einer Fliege etwas zuleide tun - wenn es nicht gerade eine dämonische Fliege war…
    Mehr wankend als gehend bewegte Zamorra sich durch die Vorhalle. Der Nachtportier entdeckte ihn prompt.
    »Es wurde eine Nachricht für Sie hinterlassen, Monsieur Zamorra«, beeilte sich der Mann zu erklären. »Von der Polizei. Sie möchten sich umgehend melden, weil man Ihre Unterstützung benötigt. Es geht um einen Fall von Massenhypnose.«
    Trotz seiner Mattigkeit mußte Zamorra grinsen. »Schau an«, murmelte er. »Ein Fall von Massenhypnose… kommt dir das nicht bekannt vor, Bill?«
    Der blonde Historiker rieb sich das Genick. »Tja, irgendwann habe ich schon mal davon gehört, daß es so etwas geben soll«, gestand er zu.
    Der Nachtportier erwies sich als einer der schnellen Truppe. »Darf ich der Polizei mitteilen, daß…«
    »Frühestens in drei, vier Stunden«, brummte Zamorra und wankte zum Lift. Er hoffte, in dieser Zeit den Dirigenten aufgespürt und kaltgestellt zu haben - wie, würde sich vor Ort ergeben. Aber bevor er Nicole nicht in Sicherheit und den Teuflischen unschädlich gemacht wußte, war die Polizei nur eine Störquelle für ihn.
    »Eines nach dem anderen«, murmelte er.
    Aber der Portier hatte seinen Protest bereits nicht mehr gehört. Eifrig gab er die Rufnummer der Polizeistation in die Tasten des Telefons ein…
    ***
    Unwillkürlich federte Nicole zurück und wich dadurch dem Schlag aus. Unversehens sah sie sich dem Angriff der schwarzhaarigen Begleiterin d’Oros ausgesetzt. Wütend fauchend drang das Mädchen auf Nicole ein und versuchte sie niederzuschlagen und niederzuringen.
    Nicole schalt sich eine blutige Närrin! Sie hatte nicht damit gerechnet, daß d’Oro nicht allein kommen würde. Jetzt blieb ihr nur noch die Flucht. Jeden Moment konnte der Dirigent wieder erwachen, und dann war es aus.
    Nicole wehrte die Schwarzhaarige mit einem Judogriff ab und wandte sich zur Flucht. Sie hatte keine Chance, die andere zu besiegen, wiel sie körperlich gleich stark war. Also mußte Nicole verschwinden. Immerhin hatte sie das Amulett!
    Ihren Satinanzug mitzunehmen, blieb keine Gelegenheit mehr. Nicole weinte ihm nicht nach, es stand ohnehin noch ein ausgiebiger Einkaufsbummel aus. Daß sie nur noch Schuhe und ein knappes Tanga-Höschen trug, störte sie weniger als die Tatsache, nicht zu wissen, in welchem Bezirk der Riesenstadt sie sich aufhielt!
    Sie hetzte davon. Das Amulett baumelte vor ihren Brüsten. Die Nacht nahm sie auf, und irgendwo vor ihr schimmerte Wasser. Der Hudson oder der East River? Bei Nacht sind alle Flüsse grau…
    Sie lief weiter und weiter. Einmal sah sie sich um, aber die Schwarzhaarige hatte die Verfolgung aufgegeben. Sie war nicht mehr zu sehen. Nicole war allein in einer ihr fremden Umgebung.
    Und nicht einmal die Sterne durchdrangen die Dunstglocke über New York, um hilfreich zu leuchten und Trost zu spenden.
    ***
    In der metallischen Manifestation magischer Kraft, die einst wie ein Sonnenfeuer gebrannt hatte, ehe sie entartete und von Merlin in feste Form gepreßt wurde, entstand etwas, das einem Gefühl gleichkam und doch kein Gefühl war, weil es sich nicht um ein lebendes Wesen handelte. Es gab aber keine treffendere Beschreibung für den entstehenden Zustand als den Begriff Gefühl: das Gefühl der Zufriedenheit.
    Des Teufels Dirigent hatte einen Fehler begangen. In jenem Moment, in dem er zuließ, daß das Teufelsauge vom Drudenfuß des Amuletts auf seinen eigenen Körper, in seine Stirn, überwechselte, hatte er das Amulett bereits
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