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0198 - Das Höllen-Orchester

0198 - Das Höllen-Orchester

Titel: 0198 - Das Höllen-Orchester
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Hochschuldozent, sondern eher wie ein dynamischer, durchtrainierter Sportlertyp. Wer ihn sah, mußte erst nachdrücklich daran erinnert werden, daß Zamorra der Experte für Parapsychologie war.
    Jetzt endlich setzte sich Nicole wieder in Bewegung, warf dem Teufelskopf auf dem Plakat noch einen abschiednehmenden Schmachtblick zu und fragte unschuldig an: »Gehen wir heute abend in das Konzert chérie? Zamorra verdrehte die Augen. Mein Schatz, wir sind hier, um Urlaub zu machen, nicht um Kultur zu genießen oder das, was man als Kultur ausgibt.«
    »Du könntest mir ein Abendessen ausgeben«, sagte sie. »Nach dem Konzert.«
    »Und du flirtest auf meine Kosten mit diesem dämlichen Taktstock-Bändiger auf Teufel-komm-raus!« fauchte Zamorra in gespieltem Ärger. Nicole grinste ihn an.
    »Klar, er sieht ja auch wie ein Teufel aus!« sagte sie. »Und das Konzert, das Diabolique heißt…«
    Zamorra sah auf seine am Armband befestigte Zeitmaschine. »Zwei Stunden noch… laß uns ein Taxi erobern und zum Hotel fahren.«
    »Das heißt also: ja!« stellte Nicole selbstsicher fest, umarmte Zamorra und küßte ihn. Einer altehrwürdigen Dame auf dem Gehsteig an der anderen Straßenseite fiel das Monokel aus dem Auge; geistesgegenwärtig fing sie es auf.
    »Diese heutige Jugend«, murmelte sie kopfschüttelnd. »Zu meiner Zeit hätte das leider keiner gewagt, so in der Öffentlichkeit…«
    Zamorra erwiderte Nicoles Kuß heiß und innig, mit einem Auge nach einem vorübergleitenden Taxi schielend und mit einem Arm ihm winkend. Der Wagen stoppte neben ihnen ab, und engumschlungen ließen sie sich auf die Fondbank des Chevrolet fallen. Zamorra schaffte es gerade noch, den Namen des Hotels zu hauchen, dann nahm Nicole ihn schon wieder in Beschlag.
    O du meine Güte, dachte der Parapsychologe in wohligem Schrecken, dieser Urlaub wird der reinste Stress!
    ***
    »Ich komme mir vor wie im Zirkus Rad-Ab«, grinste Al Vorster. »Der muß ja ’ne ganz schöne Macke haben, der Mann!«
    »Hat er noch Extra wünsche?« wollte Steward Jones wissen, jüngster im Team, aber schon seit fünf Jahren fest unter Vertrag. Die Theaterleitung wußte sehr wohl, warum; Stewart Jones hatte in diesen fünf Jahren die besten Bühnenbilder geliefert, die das Theater jemals aufzuweisen hatte. Stewart Jones war daher zum Team-Chef erklärt worden.
    »Stellen Sie sich vor«, knurrte Vorster. »Stellen Sie sich vor, junger Mann, hat er gesagt. Sie wollten eine schwarze Messe zelebrieren. So perfekt muß das alles aussehen.«
    »Schwarze Messe«, murmelte Jones. »Der spinnt wahrhaftig. Ich habe mir die Plakate mal angesehen. Als Teufel haben sie ihn zurechtgemacht. Mit Hörnern.«
    Al Vorster ließ den Hammer einfach auf den Bodenbelag fallen. Er trat ein paar Schritte zurück zum Rand der Bühne, deren Vorhang man jetzt aufgezogen hatte, und starrte den Wandbehang im Hintergrund kritisch an. »Der wirft ja immer noch Falten«, behauptete er.
    »Laß ihn werfen, Al«, winkte Stewart Jones ab. »Die Falten sind nur unten, und da wird das Orchester aufgebaut. Oder glaubst du, daß die Herren Musiker aus Glas sind?«
    »Wer weiß«, orakelte Vorster. »Neuerdings soll’s Operngläser geben, mit denen man feststellen kann, was die Diva unter dem Kleid trägt. Vielleicht ist auch schon eine Neuentwicklung in Arbeit und…«
    »Halt die Klappe«, murrte Jones unwillig und winkte zwei anderen Dekorateuren zu. »Könnt ihr mal da vorn noch etwas raffen? Sonst flippt Al aus…«
    Al schnappte sich selbst den Hammer wieder. »Und das Auge schielt«, sagte er und turnte die Stehleiter empor, um ein paar Nägel wieder aus Wand und Behang zu ziehen.
    Blutrot bespannt worden war die Rückwand, und auf diesem Behang prangte ein riesiger schwarzer Drudenfuß vom Bühnenboden bis zur Sichtbarkeitsgrenze hinauf. Im Zentrum hing, momentan noch etwas schielend befestigt, ein Auge.
    »Wie ein Teufel sieht er ja nun wirklich aus«, behauptete Vorster nun aus schwindelnder Höhe, während Stewart Jones von der Bühne sprang und in den Zuschauerraum hinaus schritt, um die Wirkung der sparsamen Dekoration von dort aus zu überprüfen. Normalerweise hätte die Dekoration bereits einen Tag vorher fertig sein müssen. Aber in diesem Fall lief alles ein wenig hektisch ab. Jones fragte sich, aus welchem Grund die Theaterleitung sich auf dieses Spielchen eingelassen hatte. Ein gut laufendes Musical wurde von einem Tag auf den anderen abgesetzt, um das Musikopus Diabolique
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