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0198 - Das Höllen-Orchester

0198 - Das Höllen-Orchester

Titel: 0198 - Das Höllen-Orchester
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sache. Es gibt ja nicht einmal Notenblätter!«
    »Bist du sicher, daß du es schaffst?« fragte sie.
    »So sicher, wie man nur sein kann.« Sein Blick ging an ihr vorbei zum Fenster und verlor sich zwischen den Häuserschluchten New Yorks. Broadway, dachte d’Oro. Der Broadway war so weit entfernt, und bewußt hatte er darauf verzichtet, seinen Auftritt in einem der dortigen Häuser zu lancieren. Was ihm hier am Rande Manhattans unterkam, reichte für seine Zwecke völlig. Hier war er sicherer.
    Lis kuschelte sich an ihn, aber plötzlich rückte er von ihr ab und erhob sich. Den Cognacschwenker wieder in der Hand, trat er zum Fenster und öffnete es. Fünf Stockwerke tiefer lag der Vorplatz und die Straße.
    Dort würden schon bald die Lichter aufglühen und die Nacht zum farbigen Glitzerspektakel machen. Und bis zum Beginn des Konzerts waren es noch siebzig Minuten.
    »Laß mich in Ruhe«, sagte er schroff, als Lis lautlos zu ihm huschen wollte. Widerspruchslos kehrte sie zurück und sah ihn an.
    Es war, als schimmere eine dunkle Aura um seinen hochaufgerichteten Körper.
    Der Meister sammelte Energie für seinen Auftritt.
    Noch fünfundsechzig Minuten.
    ***
    Der weiße Mercury Zephir rollte auf dem Hotelvorplatz aus. Der blonde Fahrer stieg aus, schloß den Wagen sorgfältig ab und warf einen Blick in die Runde. Blickfang war ein Bentley Corniche Convertible mit abgenommenem Verdeck. Bill Fleming pfiff leise durch die Zähne, ging möglichst dicht an dem silbernen Riesen vorbei und versuchte so viel wie möglich von der Innenausstattung des Wagens mit einem Blick zu erhaschen.
    Nicht, daß es der erste Bentley seines Lebens gewesen wäre. Bill Fleming als fast ebensolcher Weltenbummler wie Zamorra war schon über so mancherlei Vehikel gestolpert. Aber immerhin sah man einen solchen Wagen nicht an jeder Straßenecke, und gerade in der Offen-Version gehörten Bentley wie Rolls-Royce zu den teuersten Gefährten.
    Schließlich löste der blonde Historiker sich von dem Anblick und marschierte auf das Hauptportal des Hotels zu, um sich an der Rezeption nach Professor Zamorra und Nicole Duval zu erkundigen. Die machten auch nicht alle Tage Urlaub in New York und hatten ihren Besuch vorher angekündigt, so daß es Bill gerade noch darauf ankam, ob sie momentan anwesend waren oder sich irgendwo in der City herumtrieben.
    Gegen Mittag mußten sie angekommen sein. Bill sah auf die Uhr; die Geschäfte hatten bereits geschlossen. Folglich mußte Nicoles Einkaufsbummel bereits sein Ende gefunden haben.
    Sie hatten sich nicht direkt verabredet, aber es war sonnenklar, daß Bill hereinschauen und sie auch zu sich einladen würde. Lange genug waren sie miteinander befreundet.
    »Monsieur Zamorra und seine Begleiterin sind oben«, wurde ihm erklärt. »Wen darf ich melden?«
    »Das«, versprach Bill Fleming grinsend, »besorge ich schon selbst, wenn Sie mir nur die Zimmernummer nennen.«
    Die erfuhr er.
    »Fünfeinundzwanzig…«, murmelte er und pfiff vergnügt, aber falsch die ersten Takte eines Liedchens, während er auf den Lift zuging.
    Er freute sich bereits auf das Wiedersehen.
    ***
    Lautlos war der vierte Mann im Team zwischen den beiden Leitern zusammengebrochen. Fahl im Gesicht wieselte Al Vorster die Leitersprossen hinunter und starrte seinen Kollegen entsetzt an.
    Der rührte sich nicht mehr.
    Stewart Jones enterte die Bühne und war mit ein paar Schritten bei dem Mann, neben dem der Hammer jetzt am Boden lag. Aus einer Kopfwunde sickerte ein dünner Blutfaden.
    Auch Jack kam jetzt die Leiter herunter.
    Al Vorster kniete neben dem Zusammengebrochenen. »Cody, Mann, mach keinen Mist«, murmelte er erschrocken. »He, klapp die Augen wieder auf! Sag doch was!«
    Stumm griff Jones nach dem Puls des Mannes. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Nichts mehr zu machen, Al…«
    Jack ballte plötzlich die Hände. »Du hast ihn umgebracht mit deinem verfluchten Hammer!« schrie er und warf sich auf Al. Stewart Jones riß ihn mit energischem Griff zurück und schleuderte ihn gegen die Wand. »Ein Unfall!« brüllte er Jack an. »Das Ding ist ihm aus der Hand gefallen! Hätte dir auch passieren können!«
    »Mir nicht!« fauchte Jack wütend.
    Plötzlich tauchten von überallher Menschen auf. Sie gehörten zum Theaterpersonal. Auch der hagere Manager Marcello d’Oros und einer der Subdirektoren des Theaters, der aus unerfindlichen Gründen ausnahmsweise einmal zur Arbeit erschienen war, tauchten auf. »Was ist denn hier passiert?«
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