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0184 - Der Kraken-Götze

0184 - Der Kraken-Götze

Titel: 0184 - Der Kraken-Götze
Autoren: Rolf Michael
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Geisterwelt, seien es Götter oder Dämonen, von Gebeten und Opfergaben der Gläubigen ernähren. Schwindet die Verehrung, erlischt ihre Kraft und sie sinken in Schlaf. Und in diesem Zustand sind ihnen tausend Jahre wie ein Tag. Zu neuem Leben erwachen sie, erinnert man sich ihrer und entzündet die heilige Flamme zur Ehre ihres Namens erneut. So wandten sich die Gläubigen von Chopceshezcia und (ein Teil des nachfolgenden Textes ist verloren gegangen)… dagegen zollen die Völker der hyborischen Welt derzeit höchste Verehrung dem Mithra und der Ishtar während die Hyrkanier (auch hier sind mehrere Teile des Textes verloren gegangen) die Barbaren des Nordens aber verehren Mannanan, Badb und den schwarzen Crom. Sie alle sind bestimmt zum Todesschlaf der Vergessenheit.
    Dies sagen denn auch die Pergamente von Esh-Jeza-Yül, worin behauptet wird, daß auch die namenlosen Alten aus der nebelhaften Vergangenheit wieder emporsteigen werden, um erneut die Herrschaft über die Erde anzutreten. Noch liegen sie, den Blicken der Sterblichen entzogen, auf dem Grunde des Ozeans in der Leichenstadt Rhl-ye, bewacht vom großen Ctulhu. Und die Alten aus Urtagen raunen, daß auch der nicht tot ist, dessen verfluchter Leib von unheiligen Händen bestattet in der Akropolis des versunkenen Hexenreiches Atlantis liegt und dessen Name nie genannt werden darf…
    ***
    Nicole Duval öffnete blinzelnd die Augen. Ausgiebig räkelte sie sich im Beifahrersitz der großen Limousine. »Bonjour«, grinste sie Zamorra an, »das habe ich gerne, wenn die Arbeitskräfte den ganzen Tag verschlafen. Für mein gutes Geld muß ich noch den Kutscher für die 120 Pferdchen im Motorraum spielen.«
    »Hättest ja längst schon einen Chauffeur für deine PS-Flotte einstellen können«, entgegnete sie schnippisch. »Diese großen Schlitten sind nun mal nicht für die zarten Hände einer Frau geschaffen.«
    »Der Wagen ist aber sehr bequem und läuft ausgezeichnet«, protestierte er, »außerdem…«
    »… außerdem nimmst du nächstes Mal einen Porsche, der steht mir weit besser zu Gesicht!« bestimmte Nicole.
    »Versprochen!« stöhnte der Professor.
    Danach folgte minutenlanges Schweigen. Auch Nicole Duvals Augen weideten sich an der malerischen Landschaft. Über einem bewaldeten Bergkegel erhob sich die Ruine einer Burg. Trutzig reckte sich der Bergfried gen Himmel von der einst das Horn des Wächters geblasen wurde. Aber die Mauern waren größtenteils eingefallen. Mehr war auf die Entfernung nicht auszumachen.
    Eine Handbewegung seiner Sekretärin ließ Zamorra auf die Burg aufmerksam werden. »Sehr gut angelegt, diese Befestigung!« bemerkte er nach flüchtigem Betrachten. Seine ganze Konzentration galt wieder der Straße und den entgegenkommenden Fahrzeugen. »Ich vermute, daß zur Zeit der Ritter der Berg ohne Baumbestand war«, sinnierte er. »Es war also keinem Feind möglich, ungesehen an die Burg heranzukommen. Und für Belagerungsmaschinen, Steinschleudern und Bailisten ist die Entfernung zu groß. Wenn sie jemals erstürmt worden ist, dann erst im Spätmittelalter mit Einsatz von Feldschlangen und Kartaunen.«
    »Welche Menschen mögen hier gelebt haben?« wollte Nicole Duval wissen.
    »Nun, Menschen jeder Art und Gattung mit dem Glauben an die Kraft ihres Schwertes und der Angst vor Hexen und Dämonen!« versetzte der Professor.
    Unwillkürlich zuckte Nicole zusammen. Zamorra hatte einen wunden Punkt berührt.
    »Sind nicht gerade solche verlassenen Felsennester Fluchtpunkte und Unterschlupf für die Mitglieder der schwarzen Familie?« fragte sie zaghaft.
    »Im Prinzip, ja!« zitierte Zamorra Radio Eriwan, »aber meist sind es die niedrigsten Geister gefallener Seelen, oft nicht mehr als Poltergeister, die ihren lieben Mitmenschen zwar Erstaunen und heilloses Entsetzen beibringen können, aber nicht die Macht besitzen, ihnen zu schaden.«
    »Aber auch sie sind Diener im Reiche des Kaiser Luzifer!« bemerkte Nicole Duval. »Es ist also deine Pflicht, zur Burg zu fahren und diesen armen Seelen die ewige Ruhe zu geben!«
    Nicole Duval versuchte damit zu verbergen, daß sie, neugierig wie Frauen nun einmal sind, der Burgruine gerne einen Besuch abgestattet hätte. Gespenster oder nicht. Nicole war immer wieder fasziniert von Stätten, wo einst Menschen lebten, liebten, lachten, litten und starben. Und gerade die Behausungen der Ritter übten auf Zamorras Sekretärin derzeit einen besonderen Reiz aus. Enttäuscht bemerkte sie, wie ihr Freund und
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