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0184 - Der Kraken-Götze

0184 - Der Kraken-Götze

Titel: 0184 - Der Kraken-Götze
Autoren: Rolf Michael
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Lippen.
    »Nein, kein Waldbrand«, sinnierte Zamorra, »sonst müßten die Flammen meterhoch über die Baumwipfel schlagen. Aber es brennt in der Burg!«
    »Sehen wir nach, Chef?« Nicoles Frage kam drängend. Wortlos schob sie Professor Zamorra zum Wagen.
    ***
    Sie hatten jahrelang zusammen die Schulbank gedrückt. Inzwischen waren sie Auszubildende in verschiedenen Berufen und hatten einmal in der Woche ihren Bierabend im »Hobel«, einer Studentenkneipe in der Kasseler Innenstadt. Irgendwann waren sie auf die Idee gekommen, das Wochenende auch einmal anders als in Discotheken oder Altbierdestillen zu verbringen. Und es war beschlossen worden, mal eine richtig abenteuerliche Campingfahrt fernab vom allgemeinen Touristenrummel zu machen. Ihre Wahl war auf die Burg Stolzenfels gefallen. Und am Samstag morgen war der ganze Trupp aufgebrochen, drei leichte Motorräder, sogenannte Mokicks und ein Ford Fiesta, den sich Jörg Bernhard zum Transport der Zelte, des großen Gepäcks und seiner Freundin Monika von seiner Mutter ausgeliehen hatte. Man war auch angekommen, aber ab dann verlief alles negativ.
    Niemand hatte Erfahrung mit dem Aufbau der Zelte. Gespannt beobachteten die Mädchen, drei an der Zahl, die verzweifelten Bemühungen ihrer Freunde und Verehrer, mit Zeltstangen, Seilen und Leinwand fertig zu werden. »Der Kampf mit dem Drachen!« grinste Doris belustigt. Birgit, ihre blondhaarige Freundin, wirkte schon skeptischer. »Hoffentlich packen die das heute noch«, seufzte sie. »Ich habe keine Lust, die Nacht unter freiem Himmel zu verbringen!« Sie und Doris waren als die beiden Nonnen bekannt. Jeder wußte, daß sie trotz ihrer neunzehn Jahre beide noch kein besonderes Verhältnis mit der Männerwelt gehabt hatten. Immer hielt eine die andere ab, wenn sich mal die Gelegenheit ergab, daß ein Junge seine Augen länger als gewöhnlich auf ihre reizvollen Gestalten geworfen hatte. Und natürlich war klar, daß auch ihre ehemaligen Klassenkameraden sich ihnen nicht nähern durften. Von den entstehenden Zeltfragmenten war wüstes Schimpfen zu hören. Eine Stimme aber übertönte alles.
    »Also, jetzt seid ihr mal ruhig, und ich übernehme das Kommando!« Aus dem Gewirr der Zeltplanen schälte sich eine Gestalt, die bei voller Größe die 1,90 Meter überschritt. Wegen seines Zweitnamens Karl wurde Peter Michael von den anderen auch »Karl der Große« genannt, eine Bezeichnung, die ihn dazu veranlaßte, sich hin und wieder des Majestätsplurals zu bedienen. Er war auf dem Sozius eines der Motorräder mitgekommen und hatte auf dem Bock alle Sünden seines 18jährigen Lebens abgebüßt.
    Hermann Zartes, der Fahrer, aus unerfindlichen Gründen »Gockel« genannt, war durch die Gegend gerast wie einer, der Schweine zum Schlachthof fährt. Die hervorstechendsten Eigenschaften des Gockels waren einmal seine mächtig große Nase, die wie der Schnabel eines Greifvogels in seinem Gesicht saß und sein großes Mundwerk.
    Hierbei hatte er allerdings in Andreas Dahlmeier einen scharfen Konkurrenten, denn dessen Revolverschnauze war weit bekannt und berüchtigt. Wenn er gar zu dick auftrug, ranzte gewöhnlich einer: »Halt deinen Rüssel!« So entstand im Laufe der Zeit die Bezeichnung »Dahli van Rüssel« und jeder wußte, wer gemeint war.
    Der letzte im Bunde war Hartmut Sachse, ein stiller, gemütlicher Typ, dessen rundliches Gesicht unwillkürlich an das Lied: »Guter Mond, du gehst so stille…« erinnerte. Hartmut war zuletzt angekommen, Andreas hatte als angehender Automechaniker seine Maschine etwas technisch aufpoliert, und die Frisur war der Mühle schlecht bekommen. Somit konnte Hartmut Sachse mit einer besonderen Gabe glänzen: er nörgelte an allem herum.
    Peters Geschimpfe hatte alle aufhorchen lassen, auch die Mädchen blickten neugierig auf den Jungen, der als einziger der ganzen Truppe stolz einen Oberlippenbart trug.
    »Rede, Herr! Dein Knecht hört!« zitierte der schwarzhaarige Jörg Bernhard die Bibel. Jörg war ein durchtrainierter Sportler, seine besondere Freude galt dem Langstreckenlauf. Er und Peter waren die besten Kumpels.
    »Jörg und ich bauen die Zelte auf!« bestimmte Peter fest, »Hartmut holt Wasser von der Quelle - meckere nicht -Gockel und Rüssel, ihr macht Feuer, aber presto, sonst mache ich euch Feuer. Noch Fragen, meine Herren. Wegtreten! Ausführung!«
    Die Freunde grinsten. »Jawoll, Herr Hauptfeldwebel!« trompetete Andreas Dahlmeier. »Komm, Gockel, Holz holen!« Beide zogen,
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