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0184 - Der Kraken-Götze

0184 - Der Kraken-Götze

Titel: 0184 - Der Kraken-Götze
Autoren: Rolf Michael
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Brötchengeber den Kopf schüttelte.
    »Hat keinen Zweck, Cheri«, sagte er. »Ich bin mir ziemlich sicher, dort oben keinen Schwarzblütigen anzutreffen, zum mindesten keinen, der besonders gefährlich wäre. Denn auf diese Entfernung würde Leonardos Amulett mich bereits gewarnt haben. Sollte sich wirklich ein Wesen aus der Geisterwelt in diesem Gemäuer aufhalten, dürfte jeder, dem die Kirche ihre Weihen zuteil werden ließ, imstande sein, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Kreuz und Gebet sind noch immer starke Waffen gegen das Böse. Und mit harmlosen Gespenstern wollen wir alte Hasen uns doch nicht abgeben!«
    Hätte Zamorra auch nur den Schimmer einer Ahnung gehabt, auf welch verfluchten Fundamenten die einstmals stolze Burg erbaut ward, sein Mut wäre zum Nullpunkt gesunken.
    ***
    »Yoa le esch dhynja!« - Laßt uns den Leibe begraben!
    Die Prozession hatte ihr Ziel erreicht. Der dunkle Gang, der es kaum drei Männern gestattete, nebeneinander zu gehen, endete abrupt. Die blakenden Fackeln erhellten einen aus dem Felsen gehauenen Saal. Das Gestein war von mattschimmernden Silberadern durchzogen. Der spärliche Fackelschein ließ erahnen, daß der Saal ein Kuppelgewölbe besaß. In der Mitte dieses Gewölbes aber war ein kreisrundes Loch zu sehen. Just im gleichen Moment floß gleißendes Mondlicht durch diese Öffnung. Der silberne Lichtstrahl verstärkte etwas die fragmentarische Helligkeit, die von den Fackeln gespendet wurde.
    »Yoa le esch dhynja!«
    Genau unter der Öffnung, in der Mitte des kreisrunden Raumes, befand sich ein Gebilde, das eine vielfache Deutung zuließ. War es eine einfache Steinbahre, ein Tisch für die Arbeit eines Magiers oder ein Opferaltar. Niemand wird es je zu sagen vermögen.
    Auf ihren Lippen den monotonen Gesang, legten die Träger den Leichnam auf das Altarfragment. Und der Körper des Verblichenen wurde so gelegt, daß das Licht des Mondes seine Lippen küßte.
    »Ce Amun Re ovetiany cia ha spjufj!« gellte eine Stimme. Der Führer der Männer, der Oberpriester, hob seine fleischlosen Hände empor, »alo me äieb nexyrba!«
    »Hier liegt die sterbliche Hülle des gewaltigen Amun Re! Weinet um ihn, ihr Männer!«
    Auf dieses Kommando begannen die Anwesenden zu wehklagen. Aber dies hatte nichts mit den Gefühlsausbrüchen der Trauer zu tun, denen sich die Menschen hingeben. Dieses Gewimmer, dieses Kreischen, dieses Gebrüll - es schien aus den Grüften des Teiles der Hölle zu kommen, wo die verlorenen Seelen hausen. Es verlor den Anschein des Wirklichen, wurde zu einer Orgie des Wehklagens. Der Schmerz der Männer schien über das Maß dessen hinauszugehen, was Menschen empfinden können.
    Über all dem Kreischen und Wehklagen aber schrillte die Stimme des Oberpriesters, der vom Leben und Sterben ihres Abgotts sprach - vom Tode des gewaltigen Zauberfürsten Amun Re, dessen Zeuge er, versteckt in einer Felsspalte, wurde…
    ***
    Atlantis, das verfluchte Zauberreich im westlichen Ozean, es war nach seinem ersten Versinken erneut aus den Fluten emporgehoben worden. Menschenwesen von den Sternen hatten kraft ihrer Technik den ganzen Kontinent absacken lassen.
    Aber der Herrscher des Krakenthrones war durch den Dämonen Muurgh gerettet worden. Der Körper des Magiers ruhte in der Akropolis von Atlantis unter den Wellen, sein Innerstes aber weilte im Reiche derer, die in den Augen der Götter ein Greul sind.
    Und es vergingen Zeiten, die längst der Vergessenheit anheim gefallen sind. Nachtschwärze liegt über diesen Tagen, da der Mensch langsam zum Menschen wurde. Kein schriftliches Zeichen ist aus dieser Zeit überkommen, niemand erinnert sich an die Lieder aus jener Zeit. Nur medial begabte Menschen der heutigen Zeit, die sich, in Trance versetzt, dieser Zeit erinnern, geben bruchstückhafte Kunde davon. Und sie werden für Spinner oder Geschäftemacher gehalten.
    Dann dämmerten die Tage herauf, die in die Legenden als das hyborische Zeitalter eingegangen sind. Gewaltige Reiche entstanden. Aquilonia und Nemedia - die goldenen Reiche des Westens, Stygias schweigende Türme, in denen Schwarze Magie herrschte, wurden gebaut, aus dem hyrkanischen Reich Turania brachen Reitervölker hervor, die Lande zu verheeren. Und in den Eisfeldern des Nordens hausten die blonden Aesir und Vanier und ihre schwarzhaarigen Vetter, die wilden Cimmerier.
    Und in den Tagen, da die apokalyptischen Reiter über die hyborischen Kulturen hinwegfegten, als die unzivilisierten Pikten die goldenen Reiche
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