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018 - Eleanors Baby

018 - Eleanors Baby

Titel: 018 - Eleanors Baby
Autoren: Linda duBreuil
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deinen, Eleanor. Die ganze Nacht starrte dein Bruder zum Fenster hinaus und hielt Ausschau, um seinen wahnsinnigen Vater abzuwehren, falls er dich angreifen sollte. So, der Kaffee ist fertig. Hier, trink!«
    Er füllte einen Zahnputzbecher und reichte ihn ihr.
    Eleanor vertiefte sich wieder in das Buch. »Ach, Dad, ich komme mit der Ahnentafel nicht zurecht!«
    Er setzte sich neben sie und deutete mit dem gebrochenen Nagel seines Zeigefingers auf die Namen. Mehr als alles andere, bewies ihr der Zustand seiner Hände die Charakterveränderung in ihm. Als er sich zu ihr setzte, strömte ihr ein penetranter Gestank entgegen. Das war doch nicht ihr Vater! Und doch! Die Situation war nur allzu wirklich. Sie musste versuchen, ihn bei Laune zu halten, bis ihr ein Ausweg einfiel.
    »Hier fängt es an. Das war das erste Mal, dass sich die Hexe einen Körper nahm. Sie hieß damals Remember Walton, geboren 1648, vermutlich in Irland. Sie starb eines entsetzlichen Todes.«
    »O Dad, bitte …«
    »Dann lies selbst.«
    Sie las von Honora, die man ertränkte, und Anna Marie, die wilde Hunde zerrissen, und sie begann das Muster zu begreifen. Es folgten Mary Rose, die erschossen worden war, Cecilli Annette, die mit neunundzwanzig ins Wasser sprang und ertrank, und Annette Maybelle, die starb, als ein Priester ihr den Teufel austreiben wollte, und Laurel, Melanie, Katherine, Louisa Jeanette, Floris, Lorinda, Regina, Naomi Ruth, Nancy, Mary Rose, und schließlich kam Gail, ihre eigene Mutter.
    Halb betäubt schüttelte Eleanor den Kopf. Remember existierte seit mindestens 1648 und hatte, bis sie nun ihr Baby übernehmen würde, in über zwanzig Wirtinnen gelebt. Diese entsetzliche Eröffnung ihrer Mutter war also ändern Zustand ihres Vaters schuld. Besonders beunruhigte sie als Schwangere die Schilderung der Mütter, die ihre Kinder in der Wiege erstickt hatten.
    Diese Säuglinge, las sie, waren weit ihrem Alter voraus. Ihre Gehirne schienen mit ungeheurem Wissen voll gepfropft.
    Würde auch ihr Baby mit einem vollständigen Wissen geboren werden? Angstvoll blickte sie hoch und in ihres Vaters funkelnde Augen.
    Gails ehrliche, ungeschminkte Berichterstattung erfüllte Remember sogar ein wenig mit Stolz. Doch plötzlich bemerkte sie beunruhigt Gails für alle anderen unsichtbare Erscheinung.
    »Verschwinde!« knurrte Remember.
    Aber Gail ignorierte sie.
    Remember betrachtete das Baby in Eleanors Schoss. Bald, sehr bald musste es ins Freie drängen. Eleanors Rücken schmerzte schon seit geraumer Zeit, aber sie merkte es bei all der Aufregung nicht einmal. Steven Nelson würde das Baby sofort umbringen, sobald es einen ersten Atemzug tat, dessen war sie sicher. Irgendwie musste sie ihn davon abhalten. Natürlich würde Gail ihm helfen, das Leben zu vernichten, das ihr, Remember gehörte. Besorgt betrachtete sie wieder Eleanors Schoss. Sie begann, ihre Freunde der Finsternis anzurufen. Im gleichen Augenblick verschwand Gail. Irgendjemand musste ihren Namen erwähnt haben. Jetzt wird alles noch gut. Remember freute sich. Wenn Gail aus dem Weg war, hatte sie viel größere Macht.
    »Damuth und Granyun!« rief sie. »Flovar und Ilk!
    Shillhook, Liemuth, Greednick und Prejudick! Steigt aus der Hölle empor und steht mir bei! Ich stehe vor meiner Wiedergeburt. Ihr müsst euch dieses Verrückten annehmen, der mich töten will, ehe ich geboren bin.«
    Immer wieder rief Remember die Namen. Sie wusste, sie würden kommen, wenn sie sie hörten, denn auch sie hatte nie ihre Hilfe verweigert.
    Eleanor las den Teil des Tagebuchs, in dem Gail ihren geplanten Selbstmord erwähnte.
     
    Ich kann nicht mehr weiterleben mit der Last, die besonders seit Joans Tod mich erdrückt. Meine Kinder werden ohne mich ein friedlicheres Leben haben. Ich fürchte nur so um Eleanor! Gebe Gott, dass sie lediglich Söhne haben wird, denn wenn sie jemals eine Tochter gebärt, wird die erbarmungslose
    Remember wieder auferstehen. Ich kann nicht mehr. Steven werde ich in einem Brief alles erklären. Ich hoffe und bete, dass er mich in seiner Güte verstehen wird.
     
    Als Eleanor sich erhob, tat es auch Steven. Er starrte sie mit fiebrig glänzenden Augen an.
    »Nun verstehst du, nicht wahr? Es ist dir klar, dass das Baby nicht leben darf?«
    »Ja.«
    »Dann lass dir diese Spritze geben. Du brauchst keine Angst zu haben. Es wird nicht wehtun. Sie leitet nur die Wehentätigkeit ein. Das Kind wird dann gleich hier geboren. Du musst es nicht umbringen. Ich werde es tun.
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