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018 - Eleanors Baby

018 - Eleanors Baby

Titel: 018 - Eleanors Baby
Autoren: Linda duBreuil
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dass sie die Fenster neben dem Fahrersitz offen gelassen hatte. Vermutlich wäre sie nicht einmal darauf aufmerksam geworden, wenn sie sich nicht auf etwas Hartes gesetzt hätte, das vorher sicher nicht da gewesen war. Sie griff unter sich und sah, dass es sich um ein in weinroten Samt gebundenes Buch handelte. Verblüfft betrachtete sie den Einband und die goldenen Ecken, ehe sie es aufschlug. Ihr erster Gedanke war, dass jemand den Wagen verwechselt und das Buch versehentlich in ihren geworfen hatte. Sie blickte auf die erste Seite, um vielleicht den Namen des Besitzers zu entdecken. Doch dann weiteten sich ihre Augen und sie holte tief Luft, als sie die sorgfältig gemalte Kinderschrift las.
    Tagebuch von GailMoss, 7 Jahre alt.
    Aber das war ja der Mädchenname ihrer Mutter! Flüchtig blätterte sie in dem Buch. Es bestand aus Seiten verschiedenen Papiers, und der größte Teil der zweiten Hälfte war mit der Schreibmaschine getippt. Ein leicht muffiger Geruch ging von dem Buch aus. Eleanor wunderte sich, wie es in ihr Auto gelangt war. Hatte Johnny es hineingelegt, um sie damit zu überraschen? Vielleicht hatte es doch schon im Auto gelegen, als sie von zu Hause abfuhr, und sie hatte es nur nicht bemerkt. Sie würde es gleich lesen, wenn sie wieder daheim war. Im Moment wollte sie es nur schnell einmal durchblättern.
     

     
    Sobald Eleanor in ihren Wagen stieg, spürte Remember das Unheil, das wie ein Damoklesschwert über ihr hing. Aber sie war hilflos und konnte absolut nichts tun. Remember kannte den Inhalt von Gails Tagebuch. Es war ihr klar gewesen, dass es noch irgendwo sein musste, aber sie hatte es trotz intensiver Suche nicht finden können. Gail hatte das Buch in ihrem Schreibtisch eingesperrt gehabt. Nach ihrem Tod war beides verschwunden. Obwohl Remember unzählige Antiquitätenläden durchstöbert hatte, waren weder der Schreibtisch noch das Buch zum Vorschein gekommen. Schließlich war sie so überzeugt gewesen, das Buch würde nie mehr auftauchen, dass sie gar keine Gedanken mehr daran verwendet hatte. Und nun das! Am liebsten hätte sie mit den Zähnen geknirscht und den Füssen aufgestampft, aber in ihrem körperlosen Zustand war das nicht möglich. Sie tröstete sich damit, dass Eleanor nun nichts mehr gegen das Kind unternehmen konnte, selbst wenn sie wollte.
    Eleanor blieb unbewegt im Auto sitzen, ganz vertieft in das Tagebuch. Sie sah und hörte nichts. Nur die Worte, die sie las, drangen in ihr Bewusstsein ein.
    Remember lähmte der Schreck. In den vergangenen Monaten war sie in gewisser Weise imstande gewesen, Eleanors Gedanken zu beeinflussen. Eine solche Beeinflussung war jedoch nur möglich, wenn Eleanor sich nicht auf irgendetwas konzentrierte, sondern ihre Gedanken wandern ließ. Entsetzliche, lange nicht mehr gekannte Furcht erfüllte die Wesenheit. Eleanors Vater befand sich im Wagen, versteckt zwischen den Vorder- und Hintersitzen. Remember kannte seine Gedanken. Er würde Eleanor töten, nicht gern, aber er würde es tun. Und mit Eleanor würde ihr Inkubus sterben.
    »Eleanor, so höre mir doch zu!« drängte Remember verzweifelt.
    Doch die junge Frau las weiter. Dann ließ sie plötzlich den Motor an und fuhr aus der Stadt hinaus. Sie mietete ein Zimmer in einem Motel. Remember konnte sich nicht vorstellen, aus welchem Grunde sie das tat. Erneut versuchte sie Eleanor vor dem Professor zu warnen, aber Eleanor hatte erst dreißig Seiten des Tagebuches gelesen, aber sie begann bereits zu begreifen. Auch die Gegenwart ihres Bruders im Haus war ihr jetzt verständlich. Er sollte auf sie aufpassen, sollte um sie sein, wenn das Baby das Licht der Welt erblickte, und sollte es schließlich töten. Jemand will nicht, dass mein Kind lebt. Diese Erkenntnis bohrte sich wie eine Dolchspitze in ihr Herz.
    Auf den ersten Seiten hatte sie einen sorgfältig ausgearbeiteten Familienstammbaum gefunden, der sehr aufschlussreich war. Periodisch wiederholten sich die gewaltsamen Todesfälle. Es gab da ein unverkennbares Muster: immer war es die erste Tochter, die getötet wurde, und diese erste Tochter war nie aus einer ehelichen Vereinigung hervorgegangen, sondern von einem Wesen gezeugt worden, das zwar menschliche Züge annahm, aber doch kein Mensch war.
    Eleanor steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür. Hier zumindest würde sie sicher sein, denn niemand konnte ahnen, wo sie sich befand. Benjie und Neal waren bei Johnny gut aufgehoben. Hinter ihnen war ja niemand her; nur hinter
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