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018 - Eleanors Baby

018 - Eleanors Baby

Titel: 018 - Eleanors Baby
Autoren: Linda duBreuil
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kratzte sich das stoppelige Kinn und fuhr mit der Zunge über die rissigen Lippen. »Wasser! Bring mir bitte Wasser!«
    »Ich hole dir welches. Und dann musst du dich hinlegen und ausruhen, Dad. Du bist völlig erschöpft.«
    »Ausruhen! Versuche ja nicht, mir ebenfalls Schlaftabletten einzuflössen, wie Pamela es getan hat. Ich wäre schon seit Wochen hier, wenn dieser Bastard Julian nicht seine Beziehungen hätte spielen lassen. Ich war eingesperrt wie ein gemeingefährlicher Verbrecher. So, aber jetzt bring mir das Wasser!«
    Er fiel auf das Bett. Als sie mit einem Glas zurückkam, sprang er wild hoch und umfasste ihre beiden Handgelenke mit eisernem Griff.
    »Dad! Du tust mir weh!«
    »Ich will dir nicht weh tun, Eleanor Gott weiß, dass ich dir nicht weh tun will.«
    Sein Atem stank faulig, und sie fragte sich, wie lange er sich nicht mehr gewaschen, wie lange er nicht mehr gegessen hatte; und sie überlegte, wieviel von dem wahr war, was er behauptet hatte. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Wäre sie nur heimgefahren! Nun wusste sie, dass nicht Johnny es war, den sie fürchten musste, sondern dass Pamela ihn im Gegenteil zu ihrem Schutz geschickt hatte; zum Schutz vor ihrem eigenen Vater.
    »Du hast das Tagebuch in meinen Wagen gelegt, nicht wahr?« fragte sie so ruhig wie möglich, um ihre Angst nicht zu zeigen.
    Sie wusste wenig über den Umgang mit Geistesgestörten, aber sicher durfte man sie nicht merken lassen, dass man sie fürchtete.
    »Setz dich dort auf das Doppelbett, Eleanor, wo ich dich im Auge behalten kann. Ja, ich habe das Buch in dein Auto gelegt. Ich musste so lange warten, bis du es gelesen hast.« Wieder fuhr er sich mit der Hand über die Bartstoppeln und mit der Zunge über die immer noch trockenen Lippen. »Ja, so ist es gut. Bleib nur sitzen und versuche ja nicht, davonzulaufen. Und schrei nicht! Siehst du diese Pistole? Ich möchte sie nicht gern benützen, Eleanor. Weil du meine Tochter bist – und ich dich liebe. Aber du musst vernünftig sein. Du wirst sicher verstehen, dass das Kind nicht leben darf.« Er lachte unbarmherzig. »Schließlich wusstest du ja vom ersten Augenblick an Bescheid, nicht wahr? Und ich, o Gott, war ich ein hirnverbrannter Narr!«
    »Dad, jetzt kannst du nichts mehr gegen das Baby tun. Weißt du welchen Monat wir haben?«
    »November.« Er runzelte die Stirn. »Ich bin nicht verrückt, Eleanor. Sicher, ich sehe verwahrlost aus, aber ich bin nicht verrückt. Geistesgestörte verlieren jegliches Zeitgefühl, ich jedoch weiß genau, dass heute der 19. November ist. Und ich weiß, dass es sehr gefährlich für dich ist, wenn wir die Geburt des Kindes forcieren. Aber du musst an die gesamte Menschheit denken. Es ist fast wie im Krieg. Wenn ich einen Krieg beenden könnte, indem ich mein eigenes Kind opfere – ich täte es. Das verstehst du doch, Eleanor, nicht wahr?«
    »Ein wenig. Ich weiß, dass meine Mutter besessen war. Ich las dreißig Seiten ihres Tagebuchs.«
    »Sie tötete ihr eigenes Kind. So weit hast du noch nicht gelesen, oder?«
    »Nein.«
    »Gut. Dann wirst du jetzt weiter lesen. Du warst immer ein sehr vernünftiges Kind, Eleanor. Hübsch und intelligent und … Ach, lies!«
    Er reichte ihr das Buch, und sie nahm es gehorsam. Sie wollte sehr langsam lesen, vielleicht schlief er währenddessen ein; dann konnte sie die Tür erreichen und sich und das Kind in Sicherheit bringen.
    Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, zog er den Schlüssel ab, schob ein paar der schweren Sessel vor die Tür und stellte obendrauf noch einen runden Tisch.
    »Das ist nur, falls ich einnicken sollte«, sagte er dumpf. »Und versuche nicht, um Hilfe zu schreien. Ich müsste dann die Pistole benützen – und glaube mir, ich würde nicht zögern.«
    Seine Augen funkelten irr, und sie wusste, dass es keine leere Drohung war.
    Sie tat, als würde sie lesen, beobachtete ihn aber aus den Augenwinkeln. Er hatte den kleinen elektrischen Wasserkocher entdeckt und die Päckchen Nescafe.
    »Lies, Eleanor!« ermahnte er sie. »Ich werde mir Kaffee machen. Möchtest du auch welchen? Er wird mich wach halten. Außerdem habe ich auch noch Benzdrin.« Er zeigte ihr die Kapseln. »Seltsam. Mein ganzes Leben war ich ein gesetzestreuer Bürger, und auf einmal stehle ich drei Wagen hintereinander, klaue Benzin aus einem Garagenlager und breche in eine Apotheke ein, um mich mit Medizin zu versorgen. Übrigens hatte ich mich in einem leer stehenden Haus einquartiert, gleich gegenüber dem
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