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018 - Eleanors Baby

018 - Eleanors Baby

Titel: 018 - Eleanors Baby
Autoren: Linda duBreuil
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Anschließend überlegen wir gemeinsam, was wir den Leuten erzählen. Du verstehst es doch, Eleanor, nicht wahr?«
    »Ja, Vater. Ich verstehe es, aber ich muss zuerst ins Badezimmer.«
    »Das Fenster ist sehr klein«, warnte er. »Und du wirst nicht um Hilfe schreien, Eleanor, versprichst du mir das? Ich möchte mich nicht mit deinem Blut beflecken.«
    »Nein, ich werde nicht schreien.«
    »Du darfst die Tür nicht verschließen, Eleanor.«
    »Ich werde sie nicht verschließen, Dad.«
    Im Badezimmer ging sie auf die Toilette, spülte nach und wusch sich die Hände. Das Gesicht, das ihr aus dem Spiegel entgegensah, war wachsbleich. Nichts schien mehr wirklich; alles schien nur ein endloser Alptraum. Hatte wirklich ein Dämon sie geschwängert? Das würde alles erklären. Auch Sockers Bellen. Nie hätte er Mark angefallen. War dieses Wesen in Marks Körper geschlüpft? Nein, nein, das war unmöglich. Oder doch nicht? Der Flicken in Sockers Maul hatte an Marks Hose gefehlt – an der Hose, die er während des Absturzes getragen hatte.
    »Eleanor? Eleanor, ist alles in Ordnung?«
    »Jaaa …«
    In diesem Moment setzten die Wehen ein. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr ihr Rücken schon die ganze Zeit über geschmerzt hatte. Sie hielt sich am kühlen Waschbecken fest, bis der entsetzlich ziehende Schmerz vorbei war. Doch schon folgte die nächste Wehe und riss und zerrte an ihr.
    O Gott, das Baby! Sie würde es hier im Motel kriegen mit ihrem Vater als Hebamme. Und er würde es töten. Nein! Er durfte es nicht umbringen. Vielleicht war die Kette irgendwo gerissen, und Remember konnte gar nicht in den Körper ihres Kindes schlüpfen. Oder vielleicht hatte sie längst eine neue Wirtin gefunden und brauchte ihr Baby nicht mehr.
    Ich denke schon gar nicht mehr vernünftig, erkannte sie zwischen den in immer schnelleren Abständen folgenden Wehen.
    Sie quetschte eine Hand zwischen die Zähne, um nicht aufzuschreien.
    »Eleanor, ich komme hinein!«
    Sie spürte seine Arme um ihre Schultern. Er half ihr aufs Bett.
    »Dad«, keuchte sie, »ich brauche die Spritze nicht mehr. Die Wehen kommen immer häufiger.«
    Sie erinnerte sich an Dr. Formans Worte, der scherzend gesagt hatte, das Baby könnte sich, während sie noch mit ihm telefonierte, einen Weg bahnen. War das erst heute Mittag gewesen?
    Sie fühlte ihr Blut zu Kopf steigen, während sie mit den Wehen presste.
     

     

Zehn Minuten? Zwölf Minuten? Eine Ewigkeit? Nein, nicht so lange; doch es schien ihr eine endlose Zeit vergangen zu sein, seit die Wehen eingesetzt hatten. Nun gab es für sie nur noch eines: zu pressen, um das ins Freie drängende Baby auszustoßen.
    Der irre Ausdruck in ihres Vaters Augen war völlig verschwunden. Sie war so erleichtert, dass er sie mit klarem, ungemein besorgtem Blick betrachtete.
    »O Eleanor! Es müsste verboten werden, dass eine Frau bei der Geburt solche Schmerzen auszuhalten hat. Das ist ja grauenhaft!«
    Sie versuchte ein Lächeln, aber es wurde eine verzerrte Grimasse.
    »Was willst du, Dad? Es ist eine leichte Geburt. Bei manchen Frauen dauert es Stunden. Bei Benjie sechs, obwohl auch das eine leichte Geburt war.«
    »O Gott, so wie jetzt?«
    »Aber nein, das sind ja schon die Presswehen. Daher weiß ich auch, dass es nicht mehr lange dauern kann.«
    Er stand auf und schaute zum Fenster hinaus. Liebevoll blickte sie ihm nach und erinnerte sich an das Buch, das sie vor langer Zeit gelesen hatte. Die Schlangengrube. Es beschrieb den recht barbarischen Versuch, Irre zu heilen, indem man sie in eine Schlangengrube stieß und hoffte, der Schock würde sie wieder gesund machen. In den meisten Fällen half die Therapie.
    Ihr Haar hing in wirren, nassen Strähnen herunter. Wie Schlangen, dachte sie und wusste, dass sie ihren Vater in die Wirklichkeit zurückgeschockt hatte. Aber vielleicht wurde sie nun verrückt? Warum dachte sie an uralte Bücher und bildete sich ein, die Fensterjalousie öffnete und schloss sich, öffnete und schloss sich.
    »Dad, du tötest es doch, nicht wahr?«
    »Nein. Ich könnte es gar nicht. O doch! Ich muss es aber!«
    »Gut, aber lass es mich zuerst sehen.« Seine Antwort schien ihr völlig logisch.
    Die Presswehen wurden noch intensiver, aber der Schmerz nicht größer. Gewöhnte sie sich bereits daran? Die Badewanne! Steril! Jemand hatte ihr einmal gesagt, dass Polizisten instruiert würden, überraschend kommende Babys in der Badewanne zu entbinden, weil sie sauberer und bakterienfreier sei als ein
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