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0177 - Melinas Mordgespenster

0177 - Melinas Mordgespenster

Titel: 0177 - Melinas Mordgespenster
Autoren: Jason Dark
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glänzende Augenausdruck dabei verschwand. Auch ihre Arme bewegten sich. Das Messer hatte sie nicht losgelassen. Die Finger der rechten Hand umklammerten es, und wenn die lange Klinge vom Lichtschein getroffen wurde, dann blitzte sie auf.
    Sie sang und tanzte. Die Haare flogen dabei sie wurden regelrecht abgehoben, und das Mädchen befand sich in einer gewissen Euphorie.
    Es war die überschäumende irreale Freude einer Wahnsinnigen.
    Urplötzlich verstummte der Gesang. Gleichzeitig blieb sie stehen, verbeugte sich vor der Leiche und drehte sich um.
    Ihr flackernder Blick traf Mary Sinclair. »Jetzt bist du dran!« sagte sie mit fester Stimme. »Nun wirst du für das büßen, was du mir angetan hast. Komm näher, Mary Sinclair, er und ich erwarten dich mit großer Freude.«
    Die Frau blieb stehen.
    »Mach schon!« zischte Edna Carrington und verstärkte den Druck der Mündung.
    Das gab den Anstoß. Mary Sinclair schritt auf Melina zu, die sie mit stoßbereitem Messer erwartete. Sie war eine Teufelin, den Maßstab für Recht und Unrecht hatte sie verloren, sie lebte in ihrer eigenen, gefährlichen Welt.
    Mary spürte die Angst. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Todesangst. Ihre Knie zitterten, wollten nachgeben, und das schien auch die hinter ihr gehende Edna Carrington zu merken, denn sie stieß Mary härter an.
    »Warum so langsam?« fragte Melina flüsternd. »Freust du dich nicht darauf, ihn in die Arme schließen zu können? Er wartet auf dich.« Sie griff mit der linken Hand zu und hob einen skelettierten Arm des Toten an.
    Die knöcherne Klaue fiel nach unten. Es sah aus, als würde der Tote winken.
    »Da, er grüßt dich. Er heißt dich willkommen, Mary Sinclair. Umarme ihn!«
    Es waren nicht einmal zwei Schritte, die Mary Sinclair von dem Skelett trennten. Stocksteif blieb sie stehen, als sie die Worte vernahm. Es störte sie auch nicht, daß Edna die Mündung hart in ihren Rücken drückte.
    »Umarme ihn!« zischte Melina.
    »Nein!«
    »Hast du nicht gehört?« Edna lachte kalt. »Oder willst du eine Kugel, verdammtes Weib?«
    Da senkte Mary den Kopf. Sie schaute auf ihre Zehenspitzen, alles verschwamm vor ihren Augen, und ein Faustschlag traf ihren Rücken, der sie auf das Skelett zutrieb.
    Sie fiel gegen den Stuhl; streckte ihre Arme unwillkürlich aus und legte ihre Hände auf die Schultern des Skeletts.
    Rauh fühlte sich der Stoff an, und sie sah das halbverweste Gesicht des Toten dicht vor ihren Augen.
    Mary Sinclair wurde fast wahnsinnig.
    Kreischend lachte Melina. Sie hob einen Arm der Leiche an und legte ihn auf Marys Schulter. Dann lief sie hastig um die Frau herum und machte das gleiche mit dem rechten Arm.
    »Sie hat ihn umarmt!« schrie sie in ihrem Wahn. »Sie liebt ihn, sie liebt ihn wirklich…«
    Edna Carrington war zurückgetreten. »Jetzt!« keifte sie. »Los, mach es, Melina!«
    Das Mädchen fuhr herum. Gebückt blieb es stehen, funkelte seine Mutter an, ein raubtierhaftes Knurren drang aus ihrem halboffenen Mund, die Augen glänzten in einem irren Wahn.
    »Jaaaa…!« brüllte sie, hob den rechten Arm und wollte das Messer in den Rücken der Frau stoßen…
    ***
    Ich schoß.
    Plötzlich zuckte Melina zusammen. Blut sprudelte aus ihrer rechten Schulter und rann den Rücken hinab. Der Arm mit dem Messer fiel nach unten, ohne daß die Klinge meiner Mutter auch nur die Haut einritzte.
    Ich war im rechten Augenblick erschienen. Die Stimmen hatten mir letztendlich den Weg gewiesen, und so hatte ich diesen schrecklichen Mord an meiner Mutter verhindern können.
    Auch ich war geschockt von diesem grauenhaften Anblick, der sich meinen Augen bot.
    Meine eigene Mutter in den Armen eines halbverwesten Toten! Das war kaum zu verkraften.
    Edna Carrington erfaßte als erste, daß sich die Situation zu ihren Ungunsten verändert hatte. Sie fuhr herum und schwang die Armeepistole. Auf einmal schaute ich in die Mündung und sah das verzerrte Gesicht der Frau.
    Sie drückte ab.
    Ich war zur Seite gesprungen, die Kugel fehlte, aber sie hätte mich wahrscheinlich auch so nicht getroffen. Edna hatte wohl nie in ihrem Leben geschossen. Sie kalkulierte den Rückstoß der Waffe nicht ein, und beim Abschuß wurde ihr die Hand mit der Waffe hochgerissen, so daß die Kugel durch das dünne Dach der primitiven Hütte in den dunklen Himmel pfiff.
    Aber sie schwenkte die Pistole, diesmal richtete sie die Mündung nach unten.
    Nahe genug stand sie ja. Mein gezielter Karatetritt hämmerte ihr die Waffe aus der
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