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0177 - Melinas Mordgespenster

0177 - Melinas Mordgespenster

Titel: 0177 - Melinas Mordgespenster
Autoren: Jason Dark
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geworden. Das mußte geschehen, denn sie hatte den Tod ihres Vaters nicht verkraftet.«
    Dumpf klang die Stimme der Frau, als sie sagte: »Damals habt ihr mir meine Tochter genommen. Heute habe ich euch den Sohn entrissen.«
    »John!« schrie Mary. »Was ist mit ihm!«
    »Er ist ersoffen wie eine elende Ratte, dieser dreckige, miese Bulle!«
    »Neiinnn!« Der Schrei der alten Dame zitterte durch die Halle. Mary Sinclair schwankte. Sie preßte ihre Hände gegen die Brust, wo das Herz schlug.
    »Mary!« rief ihr Mann. »Mary, ich…«
    Er wollte zu seiner Frau eilen, doch Ednas Befehl stoppte ihn. »Ich bin noch nicht fertig, Horace F. Sinclair, du sollst alles wissen. Denke mal nach. Wer war alles damals dabei? Wer hat dafür gestimmt, daß Melina in die Anstalt kam?«
    Mein Vater antwortete mit tonloser Stimme. »Der Nachtwächter, dann McGovern, der Küster und meine Frau.«
    »Genau, vier Personen.«
    »Aber warum habt ihr dann Vic getötet und nicht seinen Vater?«
    »Der Alte ist nicht greifbar. Er befindet sich auf einer Geschäftsreise. Wir nahmen ihm den Sohn, denn er hat dafür gesorgt, daß man mir die Tochter wegholte.«
    Der Anwalt schüttelte den Kopf. »Das kann man doch alles nicht so sehen…«
    »Wir können es!« Die Antwort klang hart, unerbittlich und endgültig.
    Horace Sinclair wurde bewußt, daß er mit Gnade nicht zu rechnen hatte.
    Wie brutal die beiden waren, hatten die drei Morde schließlich bewiesen.
    Horace F. Sinclair war ein mutiger Mann. Das hatte er in seinem Leben schon des öfteren unter Beweis gestellt. Er reckte sich und fragte mit fester Stimme: »Was haben Sie vor?«
    Edna zog die Lippen zurück, grinste wölfisch und erwiderte: »Wir werden Sie töten. Ich gebe Ihnen die Kugel, aber Ihre Frau nehmen wir mit. Sie wird Melinas Geheimnis kennenlernen und einen netten Platz auf dem Totenacker bekommen.«
    »Sie sind verrückt!« stieß mein Vater hervor.
    Edna Carrington lachte böse.
    Und Melina sang das kleine Lied. »My Bonny is over the Ocean…«
    Ja, Sinclair kannte es. Sie hatte es auch gesungen, bevor sie in die Anstalt eingeliefert wurde. Es war das Lieblingslied des verstorbenen Vaters gewesen. Er hatte es ihr beigebracht, sie den Text gelehrt, und zusammen hatten sie es gesungen.
    »My Bonny is over the Ocean«, sagte Edna hart. »Für Sie, Sinclair, wird es die letzte Reise…«
    »Nein, bitte, ich…«
    Die Frau schoß.
    Mein Vater sah vor der Mündung die kleine Flamme. Er wollte es nicht glauben, hörte den Schrei seiner Frau und spürte den Einschlag der Kugel.
    In die Brust traf ihn das Geschoß. Er bekam einen furchtbaren Stoß, der ihn durchschüttelte, dabei riß er den Mund auf und holte röchelnd Luft. Plötzlich konnten seine Beine die Last des Körpers nicht mehr tragen. In den Knien knickte er ein, Schwindel erfaßte ihn, das Zimmer drehte sich vor seinen Augen, und er krachte schwer zu Boden, wobei er auf der Seite liegenblieb.
    Aus der Schußwunde quoll Blut und versicherte im Jackett des Mannes.
    Mary Sinclair hatte den Vorgang mitbekommen. Jede Einzelheit prägte sich bei ihr ein. Sie zitterte vor Angst, dann, als sie ihren Mann fallen sah, öffnete sich ihr Mund.
    Der Schrei drang nicht hervor. Zum ersten Mal bekam meine Mutter zu spüren, wie kalt und erbarmungslos Melina Carrington reagieren konnte.
    Mit zwei Sprüngen hatte sie die ältere Frau erreicht. Dabei fauchte sie wie eine Wildkatze und zog ihr gefährliches Messer, dessen Klinge noch die Reste des getrockneten Blutes aufwies.
    Im nächsten Augenblick zitterte die Messerspitze nur eine Daumenbreite vor der Kehle der Frau.
    »Sei ruhig, Alte!« flüsterte das Mädchen. »Sonst zerschneide ich dir die Kehle!«
    Wie sie das sagte, ließ keinen Zweifel aufkommen, daß sie es auch ernst meinte.
    Meine Mutter hatte Angst. Sie stand stocksteif da und wagte nicht, sich zu bewegen.
    »Alles Okay?« fragte Edna.
    »Ja, wir können.«
    »Dann laß sie vorgehen.«
    Steinern war Mary Sinclairs Gesichtsausdruck, als sie auf die Tür zuschritt. Sie passierte ihren am Boden liegenden Mann und spürte in ihrem Rücken den Druck der Messerklinge.
    Horace war tot, John, ihr Sohn, ebenfalls. Lohnte es sich für sie überhaupt noch, am Leben zu bleiben?
    »Öffne die Tür!« befahl Edna. Sie ging neben der Frau und hielt ihre Waffe schußbereit.
    Meine Mutter gehorchte. Kühlere Luft traf ihr Gesicht, und der Wind brannte in den von Tränen umflorten Augen…
    ***
    Ich hatte alles versucht umsonst.
    Jede
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