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0177 - Melinas Mordgespenster

0177 - Melinas Mordgespenster

Titel: 0177 - Melinas Mordgespenster
Autoren: Jason Dark
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Mary Sinclair schritt an dem vor ihr liegenden Grab vorbei.
    Dahinter lag ein blühender Unkrautgürtel, jenseits davon fiel der Hang zum Bach hin ab.
    Melina ging vor. Sie hatte es auf einmal eilig, weil sie es kaum erwarten konnte, früh genug den Platz zu erreichen, der zu ihren Lieblingsorten gehörte.
    Schon bald standen sie am Ufer. Das Wasser hüpfte über hochkant stehende Steine, wurde gebrochen, und auf seiner Oberfläche bildete sich heller Schaum. In Streifen lief er davon, und die kleinen Blasen zerplatzten irgendwann.. Der Boden war naß. In den Trittstellen sammelte sich das Wasser.
    Sie wandten sich nach rechts. Parallel zum Ufer gingen sie, und bereits nach wenigen Schritten war der etwas dunklere Hügel zu erkennen, der sich wie ein gewaltiger Ameisenhaufen vom Boden abhob.
    Melina lief vor, denn sie hatte es jetzt noch eiliger. Fast wäre sie ausgerutscht. Mit den ausgebreiteten Armen fand sie das Gleichgewicht zurück.
    Mary Sinclair ging langsamer. Eine Fluchtchance hatten ihr die beiden Frauen nicht gelassen. Zu nahe war ihr Edna Carrington auf den Leib gerückt.
    »Kommt, kommt!« flüsterte Melina heiser. Sie stand neben dem Hügel und konnte es kaum erwarten. Ihr Gesicht leuchtete in der Dunkelheit wie ein blasser Fleck.
    Als Mary Sinclair näherkam, sah sie, daß es kein normaler Hügel war, vor dem sich Melina aufhielt, sondern ein selbst erstellter, gebaut aus Buschwerk, Zweigen und starken Ästen. Ähnlich den Behausungen der Naturvölker.
    Sogar einen Eingang gab es. Vor der Öffnung hing ein altes Stück Sackleinen, daß sich im Nachtwind bewegte und dabei seltsame Schatten warf.
    Melina hatte ihre rechte Hand in den Stoff gekrallt. Als die beiden Frauen zwei Schritte entfernt waren, riß sie ihn zur Seite und gab eine düstere Öffnung frei.
    »Da hinein!« flüsterte sie.
    Edna Carrington reagierte. Mit der linken Hand stieß sie Mary Sinclair vor, so daß diese auf die Öffnung zutaumelte.
    Dann verschwand sie in der primitiven Behausung.
    Im nächsten Augenblick gellte ihr Schrei auf!
    Bisher hatte sich meine Mutter beherrschen können, nun war es damit vorbei, denn was sie sah, war so schrecklich, daß ihr Gehirn es nicht fassen konnte.
    Trotz der Dunkelheit konnte Mary Sinclair erkennen, daß das Wesen vor ihr ein Mensch war.
    Nein, gewesen war, denn nur die Augen schimmerten seltsam hell wie zwei kleine Birnen.
    Es war ein Monster, ein Skelett! Oder?
    Melina huschte an ihr vorbei. Sie war kaum zu hören, nur ihr Atem flog.
    »Gleich«, flüsterte sie, »gleich wirst du ihn genau sehen können. Warte noch, du kannst ihn begrüßen!« Sie kicherte irr.
    Ja, sie war wahnsinnig. Sehr deutlich kam dies nun zum Vorschein.
    Und Edna Carrington sagte kein einziges Wort. Sie stand stumm hinter Mary Sinclair und hielt die alte Armeepistole in der rechten Hand.
    Melina bewegte sich. Etwas ratschte, ein winziges Flämmchen zuckte auf und wanderte weiter, bis es größer wurde und an einem Kerzendocht weiterbrannte.
    Meine Mutter konnte nicht viel sehen, denn Melina schritt vor der Kerze her. Abermals zündete sie ein Streichholz an, das gleiche Spiel begann von vorn, und rechts neben dem grausamen Spukbild brannte der zweite Kerzendocht.
    Melina Carrington warf das Zündholz zu Boden und drehte sich um.
    Sie breitete die Arme aus.
    »Da!« rief sie. »Sieh ihn dir genau an. Es ist der, den ihr begraben habt. Mein Vater!«
    ***
    Wieder rannte ich.
    Die Kleidung war noch längst nicht trocken. Feucht klebte sie an meinem Körper, aber das waren Kleinigkeiten, um die ich mich jetzt nicht kümmern konnte. Ich mußte retten, was noch zu retten war.
    Mein Atem ging keuchend. Es war auch kühler geworden, und ich sah die Wolke vor meinem Mund. Manchmal rutschte ich aus, wobei ich mit beiden Armen ruderte, um das Gleichgewicht zu halten, doch ich blieb auf den Beinen.
    Bisher hatte ich den alten Friedhof noch nicht gesehen, sondern nur von ihm gehört. Ich mußte an den unheimlichen Totengräber denken.
    Der Fall lag erst kurz zurück, auch er hatte mich auf einen alten Friedhof geführt. [3]
    Doch da hatte ich es mit einem Zombie, mit einem lebenden Toten zu tun gehabt, während dieser Fall hier bisher ohne dämonische Einflüsse verlaufen war. So etwas hatte ich selten genug erlebt.
    Ich jagte weiter.
    Nach weiteren zwei Minuten hatte ich den Rand des Friedhofs erreicht. Ich hörte auch den Bach. Er lag links von mir. Vor mir befand sich der Totenacker.
    Am liebsten hätte ich ihn gestürmt, denn
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