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0174 - Der Teufelsdiener

0174 - Der Teufelsdiener

Titel: 0174 - Der Teufelsdiener
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Beifahrersitz grinste. Johannes startete den Wagen und ließ ihn zur nächsten Seitenstraße zweigen, von der aus er in ungefährlichere Gefilde vorstoßen konnte.
    »Und?« fragte er.
    Nicole sah an ihm vorbei in den Rückspiegel. Vom Rücksitz aus sah sie etwas anderes als der Fahrer. Unwillkürlich verstummte sie, ihre Augen weiteten sich, während ihr sechster Sinn Alarm schlug.
    Deutlich hatte sie im Rückspiegel eine verwachsene, bucklige Gestalt gesehen!
    ***
    Für Thomasius, den Magier, wurden die letzten Sekunden zu einer Ewigkeit. Die Soldaten zerrten ihn mit sich nach draußen, hinaus aus der Prunkvilla.
    Kalt glitzerten Sterne am Himmel, oftmals von jagenden Wolkenfetzen verdeckt. Thomasius hatte das Zeitgefühl verloren. Es mochte der Beginn der Nacht sein oder auch Mitternacht - Geisterstunde… Der Mond fehlte; es war Neumond. Von der Villa her warfen blakende Fackeln ein gespenstisches Zwielicht. Thomasius erkannte vor sich den Prügelbock, an den der Dicke jene binden ließ die ausgepeitscht werden sollten.
    Thomasius blieb die Peitsche erspart, nicht aber das Schwert. Kräftige Fäuste rissen ihn zu dem Bock. Er versuchte, sich zu wehren und um sich zu schlagen, doch sein verwachsener Körper vermochte nicht, die Kräfte zu entfesseln, die dazu nötig gewesen wären.
    Sie banden ihn fest.
    Da nahte aus der Villa der dicke Graf. Wie um Thomasius zu verhöhnen, ließ er sich in seiner Sänfte tragen, deren Vorhänge ganz zurückgeschlagen waren. Ein paar Meter vor der Hinrichtungsstätte stoppte die Sänfte.
    Einer der Soldaten näherte sich mit einem breiten Schwert. Thomasius war blaß geworden. Alle Farbe war aus seinem hakennasigen Gesicht gewichen. Der Tod kam unaufhaltsam auf ihn zu, und da hockte dieses fette Ungeheuer in der Sänfte und lachte - lachte, weil ein Konkurrent auf sehr einfache Weise ausgeschaltet wurde!
    »Denke an meine Worte!« kreischte der Verwachsene. »Satan wird mich rächen!«
    Er schrie es, obwohl er sich letzterer Tatsache gar nicht sicher sein konnte. Aber der Teufel hatte ihn hereingelegt, warum sollte sich das Spielchen nicht in anderer Form auch an dem Dicken wiederholen?
    Das Schwert sauste herab.
    Im gleichen Moment flammte die Sänfte auf.
    Schreiend versuchte der Graf, sich herauszuwälzen, wurde aber im nächsten Augenblick ebenfalls von den Flammen erfaßt. Weißblau loderten sie und strahlten dennoch eine entsetzliche Kälte aus! Und im kalten Feuer vergingen der Graf und seine Sänfte. Die Hölle hatte ihn verschlungen.
    Schlaff hing der Torso des toten Magiers in den Fesseln. Und die Soldaten wichen entsetzt zurück. Sie alle hatten den Fluch Thomasius' vernommen - und sie alle hatten miterlebt, wie blitzschnell er sich erfüllt hatte.
    Das Schweigen des Entsetzens legte sich über den Platz.
    ***
    Am frühen Nachmittag hatte der Sänftekonvoi bereits Simmershausen hinter sich gelassen und bewegte sich entlang der Fulda auf Wilhelmshausen und Hannoversch Münden zu. Zwischendurch hatte es eine Art Mittagspause für das »Begleitpersonal« gegeben; Der Verpflegungswagen war zum Gulaschsuppenspender geworden. Die Läufer selbst hatten lediglich unterwegs im Versorgungsfahrzeug Gelegenheit, einen Happen zu sich zu nehmen, der in ihrem Fall aus erheblich kräftigenderer Nahrung, als es ein scharf gewürztes Süppchen darstellte, bestand. Der Vereinsarzt, der sich rührend um seine »Kundschaft« kümmerte, hatte nicht unter Arbeitsmangel zu leiden, um die Läufer fit zu halten. Erst ein geringer Teil der Strecke war geschafft, das Ziel noch in schier unendlicher Ferne.
    Zwischen den Orten setzte sich der Lautsprecherwagen regelmäßig ab, fuhr voraus und machte die Anwohner des nächsten Ortes aufmerksam auf das, was ihnen »drohte«. Zwischendurch war auch Zamorra ans Mikrofon gegangen und löste Rolf ab; Michael Müller am Lenkrad zeigte keine Ermündungserscheinungen.
    Zwischenzeitlich erlaubte er sich kleine Sondereinlagen zur Publikumsbelustigung. Wenn der Wagen vor der Kolonne her durch die Dörfer rollte, pflegte er auszusteigen, nebenherzumarschieren und, eine Hand am Lenkrad, so zu tun, als schöbe er das Fahrzeug. Vor allem bergauf war es ein besonderes Gaudium; durch das hoch eingestellte Standgas fuhr der Wagen von selbst, bloß ahnte das keiner der Zuschauer, die sich fragten, wieso er den Wagen mit dieser spielerischen Leichtigkeit bergauf schieben konnte.
    Zwischendurch gab es noch kleine Sondereinlagen auf akustischer Basis. Das Mikrofon
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