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0174 - Der Teufelsdiener

0174 - Der Teufelsdiener

Titel: 0174 - Der Teufelsdiener
Autoren: Werner Kurt Giesa
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übertrug nicht nur die Stimme des Sprechers, sondern auch anfallende Nebengeräusche, und als nach einem lautstark aus den Lautsprechern dröhnenden Rülpston Zamorras trockener Kommentar folgte: »Das war unser Herr Fahrer«, kamen die Zuhörer in den anschließenden Genuß einer Mordandrohung. »Du solltest nicht soviel Cola trinken«, bemerkte der Professor trocken, nachdem er wieder auf Musik umgeschaltet hatte.
    Jetzt warteten sie zwischen Simmers- und Wilhelmshausen auf das Nahen der Sänfte und ihres »Gefolges«. Zamorra kletterte aus dem Wagen und reckte seine mächtige Gestalt. »Denk bei deinen wilden Blitzfahrten mal daran, daß es da hinten keine Polster gibt«, beschwerte er sich. »Das Ding ist der Versuch eines Autos und kein Bronco, den du zureiten mußt, auch wenn du 'nen Cowboyhut trägst…«
    Michael grinste. »Na, wer hat denn vor ein paar Stunden noch geschrien, die heutige Jugend sei total verweichlicht und müsse wieder zu spartanischer Lebensführung zurückkehren?«
    »Ich zähle mich ja auch nicht mehr zur Jugend«, belehrte ihn der Professor. »Ich befinde mich bereits in etwas reiferem Alter.«
    »Hallo, Opa«, sagte Michael.
    Rolf war ein paar Meter weitergeschlendert und machte die beiden anderen auf ein Ruderboot aufmerksam, das sich auf der Fulda bewegte. »Na, ist das nicht ein herrlicher Anblick? Das wäre glatt eine Sache für das nächste Jahr: Weltrekord im Galeerenrudern…«
    »Fehlt nur der Mann mit der Trommel, der den Takt angibt«, stellte Zamorra sachkundig fest. »Unserer Zeit entsprechend allerdings im Disco- Takt!«
    »Aber nur, wenn der Galeerenkapitän Wasserski fahren will«, schränkte Rolf ein. »Aber wozu eine Trommel? Die Peitsche tut's auch…«
    »Da hinten kommt der Würfel schon wieder«, machte Michael aufmerksam und hatte damit unbewußt Zamorras Namensgebung übernommen. In einiger Entfernung war das zuckende Rundumlicht aufgetaucht, dahinter schwach erkennbar die roten Farbflecke der Sportlerkleidung.
    Rolf sah auf die Uhr und verglich unwillkürlich mit dem Zeitplan. »Die haben ein mordsmäßiges Tempo drauf… Wenn sie so weitermachen, sind wir noch heute abend wieder am Wehlheider Platz.«
    »Über Nacht werden sie dann mordsmäßig abfallen«, vermutete Zamorra. Der Enddreißiger mit dem markanten Gesicht und den grauen Augen starrte in die Ferne. »Vor allem, weil dann nichts los ist. Das Monotone wird sie kleinmachen.«
    »Möglich«, brummte Rolf. »Aber ich werde ihnen ein Liedchen singen, das bringt sie wieder in Schwung.«
    »O je…«, murmelte Michael.
    »Kulturbanause!« stellte Rolf fest. »Was verstehst du schon von wahrer Sangeskunst? Eh, da hat es aber wer eilig…«
    Ein roter Kleinwagen hatte die Kolonne mit nicht unerheblichem Tempo überholt und konnte gerade noch in einem Notmanöver dem Gegenverkehr ausweichen. Jetzt preschte der Wagen heran und führte eine geradezu unverschämt laute Vollbremsung durch.
    »Der will was von uns«, stellte Rolf trocken fest. Da erkannte Zamorra, wer in dem Wagen saß.
    »Alte Bekannte aus Unterwössen«, stellte er fest und ging langsam auf den Escort zu. Dessen Türen flogen auf und spien außer Erik und Johannes noch jemanden aus - Nicole.
    Noch bevor sie etwas sagen konnte, wußte Zamorra, daß es nach Unheil roch. Ihr Gesicht verriet ihm alles.
    »Sag's nicht«, murmelte er bestürzt.
    ***
    Davon, daß er tot war, spürte der Magier Thomasius herzlich wenig. Es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, daß er seinen Körper aus einigen Metern Distanz betrachtete. Da erst ging ihm auf, daß etwas Unvorhergesehenes geschehen sein mußte.
    Er sah, wie die Sänfte im kalten Feuer verbrannte und mit ihr der Dicke verging, der sich an seinem Triumph über den Konkurrenten nicht lange hatte erfreuen können. Gleichzeitig wunderte er sich, warum er vom Teufel nicht in die Hölle gerissen worden war, als das Schwert ihn tötete.
    Seine Seele hatte lediglich den Körper verlassen und schwebte jetzt in dem Gelände, das zur Prunkvilla des Grafen gehörte. Ja, sie schwebte. Thomasius sah an sich herab. Seine »Füße« berührten den Boden nicht.
    Niemand achtete auf ihn. Offenbar war er als Geist, Seele, Bewußtsein, oder wie auch immer man es nennen konnte, für normale Menschen unsichtbar. Seinen Buckel hatte er behalten.
    Warum hatte ihn der Teufel nicht geholt?
    Da klang dessen Stimme mit kicherndem Flüstern in ihm auf. Zu sehen war für Thomasius nichts, nur die Stimme war da, die aus dem Nichts
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