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0174 - Der Teufelsdiener

0174 - Der Teufelsdiener

Titel: 0174 - Der Teufelsdiener
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Benzindämpfe gelegt. Sie können nicht in Funkennähe kommen.«
    Rolf tippte sich an die Stirn. Erst jetzt kam er wieder heran. Zamorra folgte ihm bedächtig. »Der Würfel kommt bereits in Sicht«, stellte er fest.
    »Was?« fragte Rolf.
    »Der blaue Morris«, übersetzte der Parapsychologe trocken. »Da hinten kommen sie.«
    »Die haben ja ein Tempo drauf«, brummte Rolf. »Los, Leute. Einsteigen. Es geht gleich weiter.«
    Sie kletterten in die »Zitronenkiste«, während sich der seltsame Konvoi näherte. Rolf hatte in seinen Lautsprecherdurchsagen nicht übertrieben. Etwas Derartiges hatte die Welt noch nicht gesehen. Es war einmalig in der Geschichte der Menschheit.
    Wider Erwarten sprang der Motor des Lautsprecherwagens sofort an. Als Michael den Gang einlegte, krachte es erneut furchterregend. »Geht das nicht leiser?« fragte Rolf. »Denke an meine schwachen Nerven!«
    Michael grinste. »Gangschalten ist kein Geheimnis«, behauptete er. »Warum sollte man es also leise tun?«
    Das gelbe Fahrzeug machte einen Satz nach vorn. Zamorra, der noch keinen festen Halt im Heckteil gefunden hatte, fühlte sich vorwärts katapultiert und kollidierte mit Rolfs Sitz.
    »He, immer diese plumpen Annäherungsversuche«, protestierte Rolf. »Du sollst mir nicht immer in den Nacken beißen, verflixt…«
    »Yippieeh!« schrie Michael, schwenkte den Hut aus der geöffneten Schiebetür und ließ den Lautsprecherwagen auf die ersten Häuser zudröhnen.
    ***
    Die Gedanken des Verwachsenen rasten. Er suchte nach einer Lücke in den Maschen, in denen er sich verstrickt hatte. Aber es schien keine zu geben.
    Sicher, der Dicke war nicht allmächtig. Er war kein Kaiser und kein Landesfürst, aber dennoch besaß er eine nicht unbeträchtliche Macht. Bester Beweis dafür waren die Soldaten, die in seinen Diensten standen. Auch die Prunkvilla zeugte nicht gerade von Machtlosigkeit. Geld und Macht gingen Hand in Hand.
    Der dicke Graf grinste Thomasius spöttisch entgegen.
    »Ah«, kicherte er. »Da ist Er ja, Zauberer!«
    »Ich bin kein Zauberer!« schrie Thomasius. »Das ist eine Verleumdung!« Er wußte, daß er nach dieser öffentlichen Anschuldigung nichts mehr zu verlieren hatte, und startete seinen Gegenangriff. »Nicht ich bin der Schwarzen Künste fähig, sondern Ihr, Graf!«
    Das Grinsen in dem feisten Gesicht des Adligen gefror. Langsam erhob er sich aus seinem Sessel. »Wag Er, dies noch einmal zu behaupten!« sagte er gefährlich leise. »Was erdreistet Er sich, seinen Grafen der Hexenkunst zu bezichtigen? Mir dünkt, Er will auf die billigste aller Methoden seinen Kopf aus der Schlinge ziehen!«
    Du Heuchler, dachte Thomasius. »Und ob Ihr ein Zauberer seid!« schrie der Verwachsene. »Ich weiß es! Ihr habt einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und…«
    Jetzt lachte der Graf, aber es war kein lustiges Lachen. Unheil schwang in ihm mit.
    »Wir werden die Probe aufs Exempel machen«, kündigte er barsch an. Sein Blick ging in die Runde und wurde von Soldaten und Offizieren erwidert und auch von einigen Bürgern, die sich in dem Saal eingefunden hatten, der verblüffend dem Thronsaal eines Herrschers glich. Die Prunkvilla des Grafen bot genügend Raum für solche architektonischen Spielereien.
    »He, Hobertos!« keifte der Dicke und klatschte in die Hände. »Nähere Er sich!«
    Der Angesprochene, ein grauhaariger, alter Offizier in roter Jacke, kam heran. »Nehme Er seinen Dolch!« befahl der Feiste.
    Hobertos zögerte. Er sah in die Runde, wußte nicht genau, was von ihm erwartet wurde.
    »Es gibt genügend Zeugen hier«, stellte der Graf fest. »Thomasius, würde ich Ihn der Inquisition übergeben, wartete ein gar erschröckliches Ende auf Ihn. Doch ich werde mich gnädig erweisen. Er wird einen leichten Tod haben.«
    »Verfluchter Teufelsdiener!« schrie der Verwachsene.
    »Beschimpfe Er nicht unbescholtene Herren mit Verwünschungen, die Ihm selbst eher anstünden!« gab der Dicke grimmig zurück. »Hobertos, benutze Er seinen Dolch, und achte Er auf die Farbe des Blutes, die aus meinen Adern rollt.« Und der Graf entblößte seinen linken Unterarm. Der weiße Ärmel mit dem Spitzenbesatz wurde bis zum Ellenbogen hochgeschoben.
    Der Offizier zeigte leichte Verwirrung. »Ich - ich soll Euch verletzen, Graf?« stieß er bestürzt hervor.
    »Ritze Er die Haut bei mir, anschließend bei jenem Kerl dort!« Der Dicke deutete auf Thomasius.
    Hobertos setzte den Dolch an. Ein leichter Schnitt, ein winziges Zucken des Grafen.
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