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0159 - Seance des Schreckens

0159 - Seance des Schreckens

Titel: 0159 - Seance des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Nicole den Vortritt. »Und jetzt erzählen Sie mir erst einmal, was los war, Djewotschka.«
    Er schloß die Zimmertür, Niemand war auf dem Korridor. Wohl hatten einige Schlafende oder noch auf den Zimmern diskutierende den Knall der Tür vernommen, aber niemand achtete sonderlich darauf.
    Auch nicht auf das, was jetzt geschah, Lautlos senkte sich die Klinke von Zamorras und Nicoles Zimmertür. Dann schwang die Tür nach innen auf.
    Doch niemand berührte sie. Wie von Geisterhand bewegt, öffnete sie sich, bis diese Öffnung breit genug war, einen massigen, schweren Körper hindurchzulassen, der nur mühsam seine Benommenheit abschüttelte.
    Krallenbewehrte Pfoten bewegten sich über den roten Läufer auf dem Korridor.
    Die Riesenratte kam!
    ***
    »Können Sie mir ein paar Sachen borgen?« fragte die Französin. Der Sibirer öffnete die Schranktür. »Bedienen Sie sich«, forderte er sie auf. »Fühlen Sie sich fast wie zu Hause. Anbieten kann ich Ihnen allerdings nur Wodka, außerdem habe ich nur ein Glas hier. Aber wenn Sie…«
    »Schütten Sie schon ein. Auf den Schrecken kann ich wohl einen kleinen Schluck vertragen.« Sie zog eine Jeanshose und ein kurzärmeliges Hemd aus seinem Schrank und begann sich anzukleiden. »Schade«, brummte der Sibirer, füllte das Glas zur Hälfte und nahm selbst einen Schluck aus der Flasche. Dann schüttelte er sich, weil das Zeug wie Feuer brannte. Iljuschin war kein Trinker, konnte aber große Mengen Wodka vertragen und dabei dennoch stocknüchtem bleiben.
    »Gut, daß Sie gerade auf dem Korridor waren«, sagte Nicole und begann das Hemd zuzuknöpfen. »Diese verdammte Ratte…«
    »Gut?« brummte Iljuschin. Er ließ sich auf der Tischkante nieder und wies mit der Rechten einladend auf den Sessel. »Für mich war es weniger gut. Weiß der Teufel, warum ich nach draußen gegangen war, aber da hat mir irgendwer ein Ei verpaßt. Ich bin erst jetzt wieder aufgewacht und fühle mich hinterrücks leicht zerknüllt. Aber was ist jetzt mit Ihrer Halluzina-äh, Ratte?«
    Nicole begann zu erzählen, soweit sie Bescheid wußte. Iljuschin nickte sinnend.
    »Der ganze Abend ist überhaupt irgendwie merkwürdig«, fuhr Nicole fort, stopfte das Hemd in die Hose und nippte jetzt endlich an dem Wodka. »Teufelszeug«, entsetzte sie sich. »Was ist das denn für ein Wahnsinns-Sotff?«
    »Selbstgebrannt«, verriet der Schriftsteller. »Ich habe ihn zwar noch nicht ausgespindelt, aber meiner Schätzung nach muß er etwa siebzig Prozent Alkohol enthalten…«
    »Oh«, stieß Nicole hervor und stellte das Glas auf den Tisch. »Nun, Zamorra erzählte etwas von einer Rieseneule… aber da war gar keine. Und jetzt ist er spurlos verschwunden, und in unserem Zimmer lauerte diese verdammte Riesenratte…«
    »Seltsam«, brummte Iljuschin. Er sah Nicole prüfend an. Konnte es sein, daß die Französin ihm etwas vorflunkerte? Er glaubte es plötzlich nicht mehr. Irgendwo tief in ihr steckte die Angst. Das, wovon sie sprach, hatte sie wirklich erlebt!
    Dennoch fiel es ihm schwer, an die Existenz der Riesenratte zu glauben. Er erinnerte sich an die »Straße der Götter«. In jener Dimension, in der die Legenden und Sagen über Damon und Byanca und die Dhyrra-Kristalle angesiedelt waren, mochte es solches Viehzeug gegeben haben - aber jene Welt war vor Äonen versunken! Sie konnte einfach nicht mehr existieren, um so weniger aber auch solche Riesen wuchs-Bestien !
    »Ich sollte eigentlich doch einmal in Ihrem Zimmer nachsehen«, sagte er. Aber als er von der Tischkante aufstand, begann ihm wieder der Schädel zu dröhnen. »Oh, verdammt, ich glaube, ich muß doch zu einem Arzt gehen…«
    Da war Nicole aufgesprungen.
    Da stand wieder die Todesangst in ihren Augen - weit aufgerissene Augen, die auf die Tür des Zimmers gerichtet waren.
    Da senkte sich die Klinke!
    Da entsperrte sich das Schloß, in dem der Schlüssel steckte, der herumgedreht worden war!
    Da wurde Magie wirksam!
    Und ohne jegliches Quietschen oder Knarren schwang die Tür auf.
    Die Ratte, an die Iljuschin nicht glauben wollte, kauerte draußen auf dem Korridor!
    ***
    Tückisch lauerten die Augen des gefährlichen Tieres. Das Maul öffnete sich und entblößte scharfe Nagezähne, die sich tief in Fleisch schlagen konnten.
    »Bogossuzedat«, fluchte der Sibirer. Blitzschnell sah er sich nach Nicole um. Die wich ein paar Schritte zurück in Richtung Fenster.
    War Zamorra auf die gleiche Weise verschwunden - durch das Fenster? fragte Iljuschin
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