Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0159 - Seance des Schreckens

0159 - Seance des Schreckens

Titel: 0159 - Seance des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
sich. Das Biest gab es tatsächlich! Welche Laune der Natur hatte das Monster hervorgebracht?
    Im gleichen Moment brach etwas in ihm durch. Im Gegensatz zu Nicole erinnerte er sich wieder!
    Die Riesen-Fledermaus!
    Draußen hatte er sie aus einem Fenster schweben sehen, und dann hatte ihm einer, den er nicht kommen hörte, den mörderischen Schlag verpaßt!
    Ein Mensch also!
    Ein Mensch steckte hinter diesen Dingen? Vielleicht ein verrückter Wissenschaftler, der Monster züchtete? Iljuschin ahnte nicht, daß seine Gedanken sich auf der gleichen Ebene bewegten wie die Zamorras - aber auch nicht, daß beide damit falsch lagen.
    In Sekundenbruchteilen hatten sich diese Gedanken abgespielt. Jetzt sah er wieder die Riesen-Ratte an, die sich langsam, tödlich langsam, vorwärts bewegte und auf die beiden Menschen zu kam.
    Der junge Schriftsteller sah sich nach etwas um, das er als Waffe benutzen konnte. Doch es gab nichts. Sie hatten nur eine Chance: die Flucht!
    Aber in der Tür befand sich die Bestie.
    In Nicole kam Bewegung. Mit zwei raschen Schritten war sie am Fenster, riß es auf und sah nach unten.
    Fünf Meter…
    »Aus dem Fenster!« rief sie. »Schnell!« Im nächsten Moment schwang sie sich hinaus, hielt sich am Fensterbrett fest und ließ sich baumeln. Iljuschin begriff sofort, daß sie auf diese Weise die Distanz nach unten um eindreiviertel Meter verkürzte. Aber das reichte immer noch, sich die Knochen zu verstauchen oder zu brechen, wenn man falsch aufkam.
    Er sah Nicoles Hände verschwinden. Sie hatte sich fallengelassen.
    Doch für ihn selbst gab es diese Fluchtmöglichkeit nicht mehr.
    Er hatte für Sekunden auf Nicole, nicht aber auf die Riesenratte, geachtet. Und diese Sekunden entschieden alles.
    Die Bestie sprang.
    Wie eine Raubkatze schnellte sie sich ab. Die Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten. Wie in Zeitlupe sah der Russe das Ungeheuer, das es eigentlich gar nicht geben durfte, auf sich zufliegen. Er hatte keine Gelegenheit mehr, auszuweichen.
    Aus! zuckte es durch sein Bewußtsein.
    ***
    Nicole glaubte, mindestens zehn Zentimeter kürzer gestaucht zu werden, als sie unten aufkam, sich wie ein Fallschirmspringer abrollte und damit einen Teil der Aufprallwucht milderte. Für ein paar Sekunden blieb sie liegen, dann aber richtete sie sich wieder auf.
    Warum kam Iljuschin nicht nach?
    Sie sah nach oben und lauschte. Keine Kampfgeräusche waren vernehmbar, aber bei Zamorras spurlosem Verschwinden hatte sie auch nichts gehört. Allerdings war da das Wasserrauschen gewesen…
    War dort oben jetzt der Schriftsteller ebenso spurlos verschwunden wie Minuten vorher Zamorra?
    Sie konnte den Ruf nicht mehr unterdrücken. »Iljuschin…«
    Zu ihrer Überraschung erschien er am Fenster!
    »Entwarnung«, rief er leise. »Die Gefahr ist vorbei, Sie können wieder heraufkommen.«
    »Was ist passiert?« fragte sie, den Kopf weit in den Nacken gelegt, um ihn besser sehen zu können. War es eine Falle?
    »Ich erzähle es Ihnen hier oben. Die Ratte ist verschwunden.«
    Nicole nickte und setzte sich in Bewegung, um nach der Haustür zu suchen. Nach ein paar Minuten war sie wieder oben und klopfte vorsichtig an Iljusehins Zimmertür.
    Er öffnete. Vorsichtig warf sie einen Blick hinein. Die Riesenratte war tatsächlich verschwunden. Langsam trat sie ein.
    »Was ist passiert?« wiederholte sie ihre Frage. Der Sibirer lächelte. »Es ist etwas kompliziert. Es war ein unglaublicher Zufall, ein unglaubliches Glück. Sehen Sie hier den Spiegel?«
    Nicole nickte. »Was sehen Sie in dem Spiegel, wenn Sie sich dorthin stellen, wo die Ratte lauerte?« forschte Iljuschin weiter.
    Nicole begab sich an die bezeichnete Stelle.
    »Die Wand«, sagte sie.
    »Und?«
    »Ein lustiges Tapetenmuster.«
    »Und ein Kruzifix«, ergänzte Iljuschin. »Irgend jemand muß es hier an die Wand gehängt haben, der besonders fromm war. Tatsache ist, daß in dem Augenblick, in dem die Ratte sprang, draußen eine Wolke den Mond freigab und ein Lichtstrahl genau das Kruzifix traf. Die Ratte muß es im Spiegel aufleuchten gesehen haben und hat diesen Anblick nicht ertragen. Mitten im Sprung löste sie sich in eine Rauchwolke auf.«
    »Also ein dämonisches Biest«, stellte Nicole fest.
    Der Russe nickte. »Sie ist vernichtet worden. Ich weiß nicht, ob es wirklich nur ein Zufall oder vielleicht ein göttlicher Eingriff war. Auf jeden Fall hätte es mich sonst voll erwischt.«
    Nicole sah nachdenklich das Kruzifix an. Lächelte die geschnitzte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher