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0159 - Seance des Schreckens

0159 - Seance des Schreckens

Titel: 0159 - Seance des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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feuchte, klebrige Masse an, die sich in der Hülle befand und die Biologen gemeinhin als Blut bezeichneten.
    Das Biest stank. Obwohl er rund fünfzig Meter entfernt gewesen war, als er schoß, roch er den pestilenzialischen Gestank des brennenden beziehungsweise kokelnden Ungeheuers.
    Normalerweise war es unmöglich, auf dieser Distanz eine Signalpistole als zielsichere Waffe zu benutzen, zumal solche Pistolen nur dazu nützten, Leuchtpatronen in den Himmel zu schießen.
    Jens Walker hatte seine Waffe ein wenig verändert. Ein gezogener Lauf, der die Patrone rotieren ließ und damit die Flugbahn erheblich stabilisierte, half ebenso wie das nachträglich angebrachte Zielfernrohr. Und der Erfolg gab seinem Experiment recht. Er hatte selbst auch die fürchterliche Fünfzig-Meter-Distanz exakt getroffen.
    Jetzt glühte sie innerlich. Der Brandsatz der Leuchtpatrone war nicht so einfach zu löschen. Die Spinne starb an dem chemischen Feuer. Jens hatte aus dieser Richtung keine Gefahr mehr zu befürchten.
    Wohl aber von dem Netz.
    Mochte der Himmel wissen, was das Mädchen dazu bewogen hatte, in der Gegend herumzukraxeln und ausgerechnet in das Spinnennetz zu rennen. Jedenfalls saß sie jetzt fest, klebte in den Maschen, und jede Bewegung verstrickte sie nur noch fester in das teuflische Gewebe.
    »Ganz ruhig bleiben«, rief er ihr zu. »JJicht bewegen!«
    Instinktiv erstarrte sie. Nur langsam wandte sie den Kopf.
    Jens Walker lächelte, obwohl er das Entsetzen in ihrem Gesicht sah. Doch die Spinne zerfiel. Sie war tot.
    Aber das Mädchen lebte. Und das war das einzige, was wichtig war.
    Langsam ging er auf das Netz zu.
    ***
    »Wenn wir am Chiemsee vorbeikommen«, sagte Helga, »springe ich glatt hinein.«
    »Das tut mir nun wirklich leid«, bekannte Iljuschin. »Auf unserem Kurs werden wir ihn nicht einmal zu sehen bekommen, weil ein paar Kilometer Land und einige Bäume die Sicht versperren.«
    »Wie hinterhältig«, murmelte das Mädchen und schielte sehnsüchtig in die Richtung, in der der See liegen mußte. Der schwarze Diplomat verließ die Autobahn und tastete sich jetzt über die Landstraße weiter vor. An einer Kreuzung grinste der Schriftsteller breit.
    »Wenn du nach Übersee möchtest, müssen wir uns jetzt links halten.«
    »Hä?« machte Helga. »Gibt’s da den Hafen der reitenden Gebirgsmarine?«
    Der Russe schüttelte den Kopf. »Siehst du das Schild dort nicht?« fragte er. »Übersee acht Kilometer. Sag mal - ein Kilo Meter - ist das soviel wie tausend Gramm Meter…?«
    Helga hob nur die Schultern. »Was weiß ich? Bayerische Maßeinheiten habe ich nie studiert…«
    Der Wagen arbeitete sich über erträgliche Straßen durch Marquartstein immer näher auf Unterwössen zu, dem Ziel der Reise, nur ein paar Kilometer von der Grenze entfernt. Dort fand ein Convent von Leuten statt, die man gern als »Spinner« bezeichnete, weil ihr großes gemeinsames' Hobby die fantastische Literatur war. Jedes Jahr fand dieser große Clubtreff in einem anderen Ort statt. Ein lustiges Völkchen traf sich dann, um bei mehr oder weniger hochprozentigen Getränken über eben ihr Hobby zu debattieren oder zu streiten - die große Gemeinde jener, die sich als »Science-Fiction-Fans« bezeichnete.
    Auch Iljuschin gehörte dazu, allerdings interessierte ihn mehr die professionelle Seite der Aktion. Selbst in diesem Metier tätig, hoffte er prominenten Autorenkollegen zu begegnen -und einem französischen Parapsychologen, einem gewissen Professor Zamorra, der sein Erscheinen ebenfalls angekündigt hatte.
    »Dieser Zamorra - wer ist das eigentlich?« erkundigte Helga sich, während vor dem Wagen das Ortsschild von Unterwössen auftauchte.
    »Ein Dämonenjäger«, erklärte Iljuschin knapp. »Ich hoffe ihn endlich kennenzulernen, nachdem ich schon so allerlei über ihn gehört und gelesen habe. Er hat ein paar interessante Sachbücher verfaßt, und er soll einen Dhyarra-Kristall besitzen.«
    »Ach ja, deine Wundersteine aus der Dinosaurier-Zeit«, lachte das Mädchen auf.
    »Erstens sind es nicht meine und zweitens keine Wundersteine«, schnappte der Russe. »Ich habe lediglich alte Legenden aufgegriffen und ein wenig auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft…« Dann unterbrach er sich. »Hotel zur Post, na, da sind wir wohl.«
    Er lenkte den Wagen mit einigem Geschick in eine schmale Parklücke. Sie waren am Ziel angekommen.
    Als er ausstieg, sah er im Hoteleingang einen hochgewachsenen Mann stehen. Obgleich er ihn nie zuvor gesehen
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