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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan
Autoren: Heinz Werner Höber
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Sprechfunkgerätes, das an einer Gabel vorn am Armaturenbrett hing, knipste den Schalter ein und sagte:
    »Hier ist Wagen 4211. Ich befinde mich auf der Fünften Avenue mit Fahrtrichtung Norden. Ist besetzte Rückfahrt möglich?«
    Es war der von den Cops vorgeschlagene Satz. Die Zentrale schien auch sofort den Zusammenhang zu begreifen, denn nach einem unmerklichen Zögern kam die Antwort aus dem Lautsprecher:
    »Melden Sie sich noch einmal, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben. Wir verständigen Sie dann, ob ein Taxiruf in der Nähe vorliegt.«
    »Danke«, sagte Phil.
    Jede Muskel in ihm war jetzt gespannt. Er konnte sich vorstellen, wie der weitere Weg seiner Meldung war. Von der Taxizentrale würde man sofort das Hauptquartier der Stadtpolizei anrufen und seine Meldung weitergeben. Im Hauptquartier würde der Einsatzbefehl an die Funkleitstelle weitergegeben, und dort kommandierte man die in der Nähe befindlichen Streifenwagen in die Fünfte Avenue, indem man ihnen Befehl gab, das Taxi 4211 zu suchen und zu stoppen.
    Wenn Phils Vermutung zu traf, daß er den gesuchten Mörder einer dreißigjährigen Frau im Wagen hatte, dann mußte er mit allem rechnen. Zwar machte der junge Mann auf dem Rücksitz für Phil keineswegs den Eindruck eines Mörders, aber Vorsicht war auf jeden Fall geboten.
    Sie hatten die Fünfte Avenue bereits bis zum Beginn des Central Parks passiert, als der Motor auf einmal anfing, unregelmäßige Töne zu spucken. Wenige Sekunden später setzte er völlig aus.
    »Was ist denn das?« brummte Phil.
    Und jetzt sah er erst, daß sein Benzinvorrat restlos erschöpft war. Er schüttelte verwundert den Kopf.
    Nach Menschenermessen war das einfach unmöglich. Er hatte einen bis an den Rand vollgetankten Wagen übernommen und noch keine dreißig Meilen zurückgelegt. Und schon sollte der ganze Sprit verfahren sein?
    Plötzlich hörte man in der Ferne eine Polizeisirene. Phils Taxi stand mitten auf der rechten Fahrbahn der Fünften Avenue. Es war abends gegen halb elf, und Phils Wagen hielt einen Verkehrsstrom auf, der eine noch recht beachtliche Dichte hatte. Zwar hörte er hinter sich das empörte Hupen der anderen Wagen, aber was sollte er ohne Benzin anfangen?
    Er suchte seine Zigaretten, als der Fahrgast in seinem Rücken plötzlich zischte:
    »Das haben Sie sich verdammt fein ausgedacht, Sie Hund! Erst geben Sie Ihrer Zentrale Bescheid, wo wir sind, und jetzt lassen Sie die Karre einfach stehen, damit mich die Cops kriegen, was?«
    Phil hob den Kopf und sah in den Rückspiegel. Aber er hätte auch so gespürt, daß sich der kühle Stahl einer Pistolenmündung in seinem Genick befand.
    ***
    Ich fuhr meinen Wagen an die Reihe der zurückgekehrten Taxis heran, stieg aus und steckte mir eine neue Zigarette an. Ich war ein bißchen müde und überquerte die Straße, um in einer Drugstore schnell eine Tasse Kaffee zu trinken.
    Danach ging ich zu unserer Bude. Es herrschte ein bemerkenswerter Lärm darin, und ich öffnete gespannt die Tür. Breitbeinig stand McPhers mitten in der Bude, den Rücken zur Tür gekehrt, und redete auf die anderen ein. Ich bekam nur noch das letzte Stück seiner Ansprache mit:
    »… das steht fest! Niemand anders als Holden kann der Benzindieb sein! Ihr wißt alle, daß bei uns seit Wochen Benzin aus den Wagen gestohlen wird! Holden ist es! Er muß jetzt schon tanken, obgleich er einen vollgetankten Wagen übernommen hat! Wollt ihr mir vielleicht einreden, das ginge mit rechten Dingen zu?«
    »McPhers, du regst mich auf!« erklärte Renaldo, der genau dort sitzen mußte, wo mir McPhers breite Gestalt den Blick verwehrte, denn ich konnte Renaldo nicht sehen.
    »Erst hat dich Holden knock out geschlagen, und jetzt entdeckst du auf einmal, daß ausgerechnet er der Benzindieb sein soll! Hat Holdens Kinnhaken deinen Geist so plötzlich erleuchtet?«
    Ich hörte interessiert zu. Da erfuhr man ja schöne Neuigkeiten. Also Phil mußte mit McPhers eine Auseinandersetzung gehabt haben. Warum aber?
    Auch die nächsten Sätze gaben mir darüber noch keinen Aufschluß. Mac-Phers brüllte wütend:
    »Ich rede nicht grundlos daher! Wenn ich sage, daß Holden der Kerl ist, der unseren Wagen immer Benzin abzapfte, dann könnt ihr das glauben! Wieso ist sein Tank schon wieder leer, wo er noch keine fünfzig, ach, noch keine fünfundzwanzig Meilen gefahren ist, he?«
    Die anderen schwiegen.
    »Wenn er wirklich Benzin stehlen wollte«, sagte ich ganz ruhig in die tiefe Stille hinein, »würde er es
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