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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan
Autoren: Heinz Werner Höber
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ausgerechnet bei sich selber tun?«
    McPhers drehte sich ruckartig um. Die anderen sprangen auf. Einen Augenblick lag offene Feindschaft in Mac-Phers' Blick, dann grinste er hämisch: »Vielleicht will er sich gerade dadurch unverdächtig erscheinen lassen, he?«
    Ich ging an ihm vorbei nach hinten. »Sag mal, Renaldo«, bat ich, »was war hier eigentlich los?«
    Der Italiener berichtete von dem Zwischenfall, der sich zwischen Mac-Phers und Phil zugetragen hatte. Ich hörte ihn ruhig an, dann drehte ich mich auf dem Absatz um und ging hinaus.
    McPhers fuhr den Wagen 6589, das wußte ich. Ich fand ihn als vierten in unserer Reihe. Mit ein paar Handgriffen hatte ich den Kofferraum geöffnet.
    Vier Zwanzig-Liter-Benzinkanister lagen im Kofferraum — und drei davon waren voll.
    Ich beugte mich vor und leuchtete mit meiner Taschenlampe den Kofferraum aus. Ein Stück roter Gummischlauch lag hinter den Kanistern. Ich roch daran.
    Der Schlauch roch ganz eindeutig nach Benzin.
    Ich schloß den Kofferraum und ging zurück zur Bude. Die anderen, namentlich McPhers, sahen mich gespannt an.
    Ich warf McPhers einen ernsten Blick zu.
    Er wandte den Kopf weg.
    Ich ging zum Telefon und rief unsere Zentrale an. Die Taxi-Gesellschaft unterhielt in ganz Manhattan sieben eigene Tankstellen, und wir hatten strikten Befehl, nur an den betriebseigenen Tankstellen unseren Bezinvorrat aufzufüllen.
    »Ja, was ist los?« sagte eine mürrische Männerstimme.
    »Hier spricht Green, 3313«, sagte ich. »Es geht um die Benzindiebstähle, die hier am Union Square in den letzten Wochen vorgekommen sein sollen. Stellen Sie doch mal fest, ob Holden, Wagen 4211, heute abend an einer unserer Tankstellen getankt hat.«
    »Aber er hat doch einen vollgetankten Wagen übernommen?«
    »Sie merken auch alles«, sagte ich. »Trotzdem rufen Sie mal unsere Tankstellen an.«
    »Himmel, ich kann doch jetzt nicht sieben Tankstellen anrufen!«
    »Warum können Sie nicht? Wollen Sie mir mal den Grund sagen?« bohrte ich.
    »Zum Teufel, bin ich Ihnen Rechenschaft schuldig?«
    Ich schwieg. Der Bursche, der da jetzt ln der Zentrale am Telefon saß, konnte keine Ahnung haben, daß der Taxifahrer 3313 in Wirklichkeit ein FBI-Beamter war, denn das wußte nur der Boß des ganzen Unternehmens.
    »Geben Sie mir den Boß!« sagte ich. »Den…«
    Ihm blieb vor Ehrfurcht und Verblüffung die Luft weg.
    »Den Boß, ja«, sagte ich.
    »Aber…« fing er an, doch ich unterbrach ihn sofort:
    »Der Boß wird Sie teeren und federn, wenn ich ihm morgen früh beim Frühstück erzähle, daß Sie mich nicht mit ihm verbunden haben«, erklärte ich mit kaltschnäuziger Frechheit.
    »Bei — beim Frühstück?«
    »Klar. Ich frühstücke immer bei ihm, wußten Sie das noch nicht? Er ist nämlich mein Onkel.«
    Eine solche Lüge zieht immer. Im Ton größter Höflichkeit sagte er: »Mister Green« — er nannte mich jetzt tatsächlich ›Mister‹ — »Mister Green, wenn es sich nur um die Anrufe bei den Tankstellen handelt, dann kann ich doch die Sache erledigen! Deswegen brauchen Sie den Boß nicht zu stören!«
    Ich grinste.
    »Na schön«, sagte ich. »Dann rufen Sie die Tankstellen an. Ich will wissen, ob Holden den Wagen 4211 heute abend nach der Ablösung wieder aufgetankt hat. Klar?«
    »Jawohl, Mister Green. Ich rufe Sie in der Bude an, sobald ich Bescheid weiß. Einverstanden?«
    »Okay.«
    Ich legte den Hörer auf. McPhers trat neben midi und sagte verlegen: »Hören Sie mal, ich wußte ja nicht, daß Sie der Neffe vom Boß…«
    »Das wußte ich bis eben auch noch nicht«, sagte ich, ließ ihn stehen und ging zu eien anderen.
    Renaldo sah mich erwartungsvoll an. »Wie wär's mit einer Partie Poker?« Ich zuckte die Schultern. »Meinetwegen.«
    Wir setzen uns an einen der Holztische und Renaldo zog die Spielkarten aus der Hosentasche. So etwas hatte er immer bei sich.
    Zwei andere Kollegen beteiligten sich ebenfalls und ein paar sahen zu. Es wurde eine mittelmäßig interessante Partie, denn die beiden Kollegen verstanden nicht zu bluffen, und Renaldo war zu unbeherrscht. Sobald er ein paar Karten hatte, wagte er es nicht mehr, mich anzusehen, aus Angst, sein Blick könnte ihn veraten. Da ich das wußte, stellte ich mich jedesmal darauf ein, sobald er nur den Kopf senkte.
    Wir spielten um sehr kleine Einsätze, zehn Cent, höchstens zwanzig — und so kam es, daß ich am Ende drei Dollar zwanzig gewonnen hatte, Renaldo vierzig Cent, und die anderen beiden hatten verloren.
    Wir
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