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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan
Autoren: Heinz Werner Höber
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hörten auf, als der Anruf kam. Ich ging an die Strippe und kam gerade noch zurecht, um McPhers den Hörer aus der Hand zu nehmen.
    »Ich dachte, ihr wolltet euer Spiel nicht unterbrechen«, sagte er.
    »Falsch gedacht, wie du siehst«, erwiderte ich und meldete mich.
    »Mister Green, ich habe alle unsere Tankstellen durch. Holden hat seinen Wagen nicht wieder auf getankt, seit er ihn vollgetankt von der Ablösung übernahm. Ich hätte mich auch gewundert.«
    »Ich auch«, sagte ich und bedankte mich. Dann legte ich den Hörer auf.
    In der Bude war es auf einmal totenstill. Ich steckte mir eine Zigarette an, sog den ersten Rauch ein und blies ihn langsam aus.
    McPhers wollte zur Tür hinaus. Ich rief ihn an.
    Er drehte sich um.
    »Ja?« fragte er gedehnt.
    »Ich möchte ein paar Kleinigkeiten mit dir besprechen«, sagte ich gedehnt.
    »Ich — ich wollte mal gerade eine Tasse Kaffee trinken. Nachher vielleicht, ja? Ich…«
    Er machte Anstalten, zu verschwinden. '
    »McPhers!« rief ich schneidend.
    Er fuhr zusammen und kam zurück.
    »Du bleibst jetzt hier. Du wirst mir Rede und Antwort stehen!«
    Er grinste unsicher.
    »Aber — ich weiß ja gar nicht, um was es sich dreht, Was ist denn auf einmal los, Green?«
    Er war das verkörperte schlechte Gewissen, und um das zu erkennen, brauchte man kein Untersuchungsrichter mit zwanzigjähriger Berufserfahrung zu sein.
    »Woher weißt du eigentlich, daß Phil Holden heute abend wird nachtanken müssen?« fragte ich langsam. »Die Zentrale hat gerade festgestellt, daß er bis jetzt nicht getankt hat!«
    McPhers stotterte unverständliches Zeug heraus. Ich unterbrach ihn:
    »Es ist doch sehr interessant, daß du so genau zu wissen scheinst, daß Holden nachtanken muß!« sagte ich. »Wer kann das eigentlich nur so genau wissen, McPhers? Doch der, der ihm das Benzin abgezapft hat, nicht wahr?«
    McPhers bekam auf einmal einen Hustenanfall. Ich wartete ein paar Sekunden, bis er mit seinem Gebell aufgehört hatte, dann fuhr ich fort:
    »Außerdem würde mich interessieren, woher drei volle Benzinkanister in deinem Kofferraum kommen. Und was du mit einem Gummischlauch machst, der nach Benzin riecht.«
    Ein paar Herzschläge war es so still, daß man jede fallende Stecknadel gehört hätte, dann erhob sich ein tumultartiger Lärm. Die Kollegen waren von ihren Plätzen hochgesprungen und kamen heran.
    »Und dieser Saukerl bringt uns alle in Verdacht, daß wir das Benzin der Gesellschaft unter der Hand verkaufen!« schrie Renaldo empört. »Dieser Halunke nennt sich Vertrauensmann der Gesellschaft! Man sollte ihm die Quittung mit blauen Flecken auf die Rippen schreiben!«
    Die anderen stimmten empört in die Schreierei ein. Ich stellte mich schnell vor McPhers und hob die Arme.
    »Halt!« rief ich. »Zum Donnerwetter, wollt ihr stehenbleiben! Was habt ihr vor? Wollt ihr ihn totschlagen? Kommt davon ein Tropfen Benzin wieder herbei? Seid vernünftig. Gegen diese Indizien kommt er mit den geschicktesten Lügen der Welt nicht an.«
    Ich wandte mich McPhers zu.
    »Ich bin nicht Ihr Richter, McPhers, und ich bin nicht der Boß der Gesellschaft, die geschädigt worden ist. Aber ich bin einer von den Kollegen hier, die alle unter den Verdacht standen, Benzin illegal zu verkaufen. Und ich bin der Freund des Mannes, dem du die Diebstähle in die Schuhe schieben wolltest. Deshalb habe ich ein Recht, mich um diesen widerlichen Kram zu kümmern. Ich gebe dir einen guten Rat: Bis zur Ablösung morgen früh wirst du die ganze Angelegenheit mit der Zentrale bereinigt haben — sonst melde ich selbst dich dem Boß. Ich werde morgen früh sofort nach der Ablösung die Zentrale anrufen und Rückfrage halten, ob du wirklich dagewesen bist. Richte dich danach.«
    Ich wandte mich von ihm ab. Auch die anderen gingen zurück in den hinteren Teil der Bude und setzten sich wieder. McPhers schlich hinaus, fast unhörbar.
    Ein paar Sekunden später kam Bill Chester mit hochrotem Kopf hereingestürmt. Er schwang ein Päckchen in der Luft:
    »Seht mal her!« rief er mit krebsrotem Gesicht aufgeregt: »Seht mal alle her, was ich hier habe!«
    Er hielt uns das Päckchen hin. Ich stutzte.
    Es waren Geldscheine, ausländische Geldscheine, das konnte man sofort erkennen, da sie größer als unsere Dollar-Noten waren. Ich stand auf und ging zu ihm.
    »Wo hast du denn das her?« fragte Renaldo.
    Bill fuhr sich mit der anderen Hand über- die schweißnasse Stirn:
    »Das muß der letzte Fahrgast liegengelassen
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