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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan
Autoren: Heinz Werner Höber
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Bill!« versicherte Jeff, während er sich hinters Steuer setzte.
    »Wir fahren doch nur den Broadway rauf, nicht?« vergewisserte sich Bill Chester noch einmal.
    »Klar.«
    Bill Chester setzte sich beruhigt neben den früheren Kollegen. Am Broadway, besonders in dem Abschnitt, wo die Vergnügungszentren lagen, bestand wirklich die geringste Gefahr, daß eine Streife sie anhalten könnte. Dort ist allnächtlich soviel Betrieb, daß eine Streife kilometerlange Verkehrsstauungen verursachen würde, wollte sie einen Wagen anhalten.
    Während sie im vorgeschriebenen Tempo für den Stadtverkehr die breite Prunk- und Prachtstraße Manhattans entlangfuhren und kaum einen Blick für die Kaskaden von bunten Reklamelichtern hatten, schnüffelte Bill Chester einmal kurz durch die Nase.
    Ein eigenartiger Geruch hing in der Luft. Der Duft eines seltsamen Rasierwassers oder von etwas Ähnlichem. Aber Bill Chester vergaß diesen Duft schnell. Er unterhielt sich mit Jeff Anderson, dessen Gesicht sich regelrecht entspannt hatte, seit er wieder am Steuer eines Taxis saß.
    Nur einmal fuhr Bill noch zusammen, als Jeff mitten in einer Erzählung von einem flotten Nachtlokal sich selbst mit dem abrupten Satz unterbrach:
    »Sag mal, hat man noch keine Spur von dem Taximörder?«
    Bill schrak auf. Er schüttelte langsam den Kopf:
    »Nein. Ich glaube nicht. Dieses verfluchte Biest geht zu raffiniert zu Werke, als daß man Spuren von ihm finden könnte.«
    Jeff Anderson lachte völlig unmotiviert. Bill Chester beschlich ein leises Grauen bei diesem Lachen, obgleich er selbst nicht hätte sagen können, warum eigentlich. Bills einfacher Wortschatz hatte auch keine treffende Bezeichnung für die Art dieses Lachens. Er konnte keine treffende Bezeichnung haben. Wie hätte er ahnen sollen, daß es das triumphierende Lachen des gesuchten Mörders war?
    ***
    Ich hatte gewartet, bis der Alte ohne Fahrgeld in dem Haus verschwunden war, zu dem ich ihn gebracht hatte. Dann nahm ich den Hörer meines Sprechfunkgerätes und sagte:
    »Hier Wagen 3313. Ich befinde mich in der 18. Straße Ost.«
    Diese Meldung war üblich, sobald wir einen Fahrgast abgesetzt hatten. Man brauchte nicht auf eine Antwort der Zentrale zu warten, denn man bekam doch keine. Wenn ein Anruf eines Kunden vorlag, der ein Taxi in der Nähe suchte, wurde man ein bis zwei Minuten später über das Sprechfunkgerät angerufen.
    Genauso erging es mir.
    Plötzlich flammte das Lämpchen auf meinem Sprechfunkgerät auf. Ich nahm den Hörer.
    »Wagen 3313«, sagte ich.
    »47, Irving Place.«
    Das war alles. Eine Hausnummer, ein Straßenname.
    Ich brummte mein ,Okay‘ und bog nach links ab. Die angegebene Adresse lag nicht weit von meinem augenblicklichen Standort entfernt, und ich brauchte bestimmt nicht mehr als drei oder vier Minuten, um zum Ziel zu gelangen, trotzdem fauchte mich der Mann, der in meinen Wagen kletterte, noch bevor ich richtig angehalten hatte, wütend an:
    »Von Tempo haben Sie noch nie etwas gehört, he?«
    »No«, erwiderte ich ungerührt. »Fremdwörter kenne ich nicht.«
    Er schnaufte, sagte aber nichts. Ich zog in einer Schleife von der Bordsteinkante weg und fragte:
    »Wohin?«
    »Bellevue Hospital!«
    »Okay.«
    Ich schlug die Richtung ein. Nach zwanzig Yard schrie der Kerl auf dem Rücksitz schon wieder:
    »Menschenskind, nun fahren Sie doch schon ein bißchen schneller! In dem Tempo kann ich auch zu Fuß gehen.«
    »Das steht Ihnen frei«, sagte ich.
    Dann verstellte ich den Rückspiegel so, daß ich seinen Kopf darin sehen konnte. Wenn der Lichtschein eines entgegenkommenden Wagens oder die bunten Reflexe einer vorüberhuschenden Reklame sein Gesicht trafen, löste es sich aus der Dunkelheit.
    Er mochte dreißig Jahre alt sein und hatte ein offenes, energisches Männergesicht. Die Haare waren kurz geschnitten. Auf seiner Stirn schimmerte Schweiß. Seine Augen irrten unstet umher.
    Fühlte er sich verfolgt? Oder wovor hatte er sonst Angst?
    »Ist Ihnen nicht wohl?« fragte ich.
    »Wie?« fragte er, aus seinen Gedanken auffahrend.
    »Ich fragte, ob Ihnen nicht wohl sei.«
    »Mir geht's gut. Kümmern Sie sich nicht um mich. Achten Sie lieber auf die Straße und auf diese verflucht lahme Geschwindigkeit, mit der Sie , durch die Straßen kriechen,«
    »Zugelassene Höchstgeschwindigkeit«, murmelte ich und betrachtete mir sein Gesicht noch einmal.
    Es schien sich nicht um den Burschen zu handeln, den die Cops suchten, weil er jemand erschossen hatte. Aber mit dem da
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