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0144 - Nacht über Manhattan

0144 - Nacht über Manhattan

Titel: 0144 - Nacht über Manhattan
Autoren: Heinz Werner Höber
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Straße und fuhr ab, ohne seine freundlichen Dankesworte zu beachten. Was es nicht alles für große und kleine Halunken gibt, dachte ich. Er sah aus wie ein Gelehrter und ist in Wirklichkeit nichts anderes als ein kleiner Betrüger. Na ja, die Menschheit besteht nun einmal nicht nur aus goldigen Exemplaren. Idi vergaß den Alten so schnell wieder, wie er in meinem Leben plötzlich aufgetaucht war. Und das war entschieden ein Fehler.
    ***
    Phil mußte in der Bude einmal in der Reihe der Fahrten aussetzen, weil er auf der Rückkehr von seiner ersten Fahrt auf der Straße zweimal von Leuten abgewinkt worden war, die ein Taxi suchten, und somit zu insgesamt drei Fahrten gekommen war.
    Das hatte Anthony McPhers angeordnet, der am Union Square so etwas wie ein Vormann unter den Taxifahrern war. Die Zentrale des riesigen Taxi-Betriebes unterhielt über vierzig Standorte mit je zwei bis sechzig Wagen. An jedem Standort gab es einen Fahrer, der das besondere Vertrauen den Zentrale genoß und kleinere, innerbetriebliche Fragen und Zwischenfälle selbst regelte, während er Fälle von größerer Bedeutung der Zentrale zu melden hatte.
    Von Anthony McPhers erzählte man sich, daß er nicht nur der Vertrauensmann der Zentrale, sondern auch ihr Spitzel sei. Angeblich gab er der Zentrale nicht nur größere Zwischenfälle bekannt, sondern er meldete ihr auch unvorsichtige Äußerungen von Kollegen über die Leitung des Unternehmens. Solche Spitzelmeldungen sollten schon mehrfach die Entlassung von Fahrern zur Folge gehabt haben. Daß Anthony McPhers bei dieser Lage der Dinge nicht gerade beliebt war, ist leicht einzusehen.
    Phil begriff durchaus, daß er für die erste Dienststunde dieser Nacht mit be7 reits drei Fahrten gut abgeschnitten hatte, und er war, deshalb damit einverstanden, daß er in der Reihe der Fahrten einmal ausscheiden sollte, damit auch die anderen ihre Chance bekamen. Nur äußerte er dies mit der scherzhaften Bemerkung:
    »Na gut, für einmal befreie ich euch von meiner gefährlichen Konkurrenz.« Anthony McPhers lief sofort rot an: »Du bildest dir wohl ein, daß du ein besserer Taxifahrer als alle anderen hier bist, was?« fauchte er.
    Phil zuckte die Achseln.
    »Davon habe ich nichts gesagt.«
    Er drehte sich um, weil er sich wieder hinsetzen wollte. Aber McPhers riß ihn an der Schulter herum.
    »Wenn ich mit dir rede, bleibst du gefälligst stehen, bis ich dir sage, daß ich mit dir fertig bin!« brüllte er aufgebracht.
    Er hatte anscheinend Minderwertigkeitskomplexe und kehrte deshalb bei jeder Gelegenheit den Vorgesetzten heraus.
    Phil sah ihn einen Augenblick schweigend an, dann sagte er leise: »Diese Tonart paßt mir gar nicht, Anthony!«
    »Für dich immer noch Mister Mac-Phers. Mister McPhers, klar?«
    »Schön. Und ich bin Mister Holden. Sonst noch was?« (Als Holden war Phil als Taxifahrer eingestellt worden; ich hieß im Augenblick Green. Die Vornamen hatten wir nicht verändert.)
    Phil Stimme war ruhig geblieben. Um so lauter war McPhers geworden. Jetzt versteifte er sich sogar zu der gebrüllten Behauptung:
    »Du sitzt auf meinem Platz! Das hier war immer mein Platz! Verschwinde von meinem Platz! Setz dich da hinten hin!«
    Es war eine glatte Lüge, denn niemand hatte hier einen bestimmten Platz. Aber Phil wollte den blödsinnigen Streit mit einem hysterischen Mann abbrechen und stand auf, um nach hinten zu gehen.
    Mindestens vier der anwesenden Fahrer haben genau gesehen, wie Mae-Phers Phil ein Bein stellte, so daß Phil das Gleichgewicht verlor. Im Augenblick, da Phil strauchelte, brüllte Mac-Phers:
    »Er greift mich an!«
    Davon konnte weiß Gott keine Rede sein. Aber McPhers schlug zu. Mit einem lederüberzogenen Totschläger.
    Der Hieb traf Phil zum Glück nur seitlich im Genick, aber er reichte doch aus, um ihn für fast zwei Minuten in einen Zustand der Lähmung zu versetzen. Dann ächzte er und stand benommen wieder auf.
    »Noch was gefällig?« grinste McPhers und spielte mit dem Totschläger.
    Phil verschnaufte. Er rieb sich über den Hals und sammelte sich. Dann ließ er plötzlich die Hände sinken und sagte:
    »Jeder Mann in diesem Raum weiß, daß ich dich nicht angegriffen habe, McPhers. Jeder müßte gesehen haben, daß du mir ein Bein gestellt hast. Aber jetzt werde ich dich angreifen. Das von eben macht keiner ungestraft mit mir Paß auf, McPhers, jetzt greife ich wirklich an!«
    Mit hängenden Armen ging Phil langsam auf den Vormann zu. McPhers war ein Hüne von vielleicht
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