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0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

Titel: 0139 - 200 Minuten um Leben und Tod
Autoren: 200 Minuten um Leben und Tod
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diesen Zettel«, sagte sie mit fester Stimme.
    Sie schob den Zettel in den Türspalt.
    Er wurde ihr aus der Hand genommen, und die Greisenstimme murmelte: »Warten Sie, bitte.«
    Die Tür schlug zu und wurde abgeschlossen.
    Daisy seufzte. Es war doch recht umständlich, in der Unterwelt auf Entdeckungsreisen zu gehen. Andererseits war es natürlich ungeheuer spannend.
    Nach einer Weile, die ihr unendlich lange vorgekommen war, aber in Wirklichkeit nur eine halbe Minute gedauert hatte, wurde die Tür wieder aufgeschlossen und eine Sperrkette zurückgelegt.
    »Treten Sie bitte ein!«, sagte der Alte.
    Daisy trat über die Schwelle und hörte, wie der Alte die Tür hinter ihr wieder sorgfältig mit Kette und Schlüssel versperrte.
    Für einen Augenblick wurde sie ängstlich. Wenn mir hier etwas zustieße, schoss es ihr durch den Kopf -wer weiß, ob es jemals bekannt würde. Niemand weiß, dass ich hier bin. Niemand sah mich dieses Haus betreten.
    Unsinn!, schalt sie sich sogleich. Warum sollte man dir etwas anhaben wollen? Sei nicht auf einmal ängstlich. Du willst doch eine große Reporterin werden! Dazu.gehört Mut, also nimm dich zusammen!
    Sie wartete, bis der Alte hinter ihr mit der Tür fertig geworden war, und folgte ihm dann in ein Zimmer, in dem ein Duft von starkem Kaffee auf angenehme Weise den muffligen, fast modrigen Geruch uralter Plüschmöbel übertönte.
    »Wollen Sie bitte Platz nehmen?«, sagte der Alte und zeigte auf einen hochlehnigen Stuhl.
    »Danke«, sagte Daisy und setzte sich.
    Sie musterte den Alten. Zweifellos war er ein Chinese, wenn man das auch an der Aussprache kaum hören konnte. Sein Alter allerdings wagte sie nicht zu schätzen. Er hatte bereits jene Grenze erreicht, wo die Zahl der Jahre anfängt, unerheblich zu werden.
    Er trug eine enge schwarze Hose, deren Stoff glänzte, als ob es Seide sei. Aber in dem düsteren Zwielicht, das auch in diesem Raum herrschte, konnte sie das nicht mit Sicherheit entscheiden. Seine ebenfalls schwarze Jacke war bis an den Hals hinauf zugeknöpft.
    »Darf ich mir die Frage erlauben, was Sie zu mir führt?«, fragte der Alte höflich.
    Daisy nickte. Mit aller Anstrengung, deren sie fähig war, riss sie sich von dem Anblick dieses uralten Greises los, dessen Erscheinung etwas Faszinierendes für sie hatte.
    Sie räusperte sich. Dann sagte sie entschlossen: »Ich möchte eine Pistole kaufen.«
    »Eine Pistole?«
    »Ja. Und Munition dazu.«
    »Haben Sie einen Waffenschein?«
    »Nein.«
    »Warum beantragen Sie keinen Waffenschein?«
    Daisy zögerte einen Augenblick. Dann entschloss sie sich zur Ehrlichkeit.
    »Ich bin in Gefahr«, sagte sie. »In Lebensgefahr.«
    »Sie?«
    Ein leichter Unterton von Zweifel schwang in diesem einen Wort mit. Daisy bemerkte ihn wohl.
    »Das wundert Sie vielleicht«, sagte sie. »Aber es ist so. Es hängt mit meinem Beruf zusammen.«
    »Was für einen Beruf haben Sie?«
    »Warum müssen Sie das alles wissen?«, fragte sie ärgerlich zurück.
    Der Alte kreuzte die Arme auf der Brust und verneigte sich: »Wenn ich Ihnen zu neugierig bin, empfiehlt es sich vielleicht, wenn Sie wieder gehen, Miss.«
    Daisys Stolz wollte sich aufbäumen. Für einen Augenblick war sie nahe daran, hochzufahren und beleidigt das Haus zu verlassen. Aber ihr Verstand gewann im letzten Augenblick die Oberhand.
    »Entschuldigen Sie«, murmelte sie. »Ich wollte Sie nicht kränken.«
    »Ich Sie gewiss auch nicht«, sagte artig der Alte. »Sehen Sie, wenn ich nicht weiß, wofür Sie die Waffe brauchen, laufe ich Gefahr, dass Sie vielleicht mit der Waffe verhaftet werden. Dann sagen Sie, von wem Sie die Pistole haben. Und ich habe Unannehmlichkeiten.«
    »Glauben Sie, dass jeder Ihnen die Wahrheit sagt, der bei Ihnen eine Waffe kauft?«
    Seine Stimme war völlig überzeugend, als er in bescheidenem Ton sagte: »Ich weiß sofort, wenn mich jemand belügt.«
    Daisy seufzte. Sie war durchaus geneigt, diesem Alten zu glauben.
    »Was sind Sie von Beruf?«, fragte der Alte noch einmal.
    »Reporterin.«
    »Seit wann ist dieser Beruf lebensgefährlich?«
    »Ich bin Gerichtsreporterin. Und ich bereite eine Reportage vor über eine Gangsterbande.«
    »Weiß die Bande.davon?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Trotzdem leben Sie noch?«
    »Ich wundere mich selbst ein bisschen darüber. Aber ich war natürlich auch sehr vorsichtig. Aber ich würde mich wohler fühlen, wenn ich eine Waffe hätte.«
    »Wenn Sie diese Gründe angeben, werden Sie wahrscheinlich einen Waffenschein
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