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0121 - Ich suche Jerry Cotton

0121 - Ich suche Jerry Cotton

Titel: 0121 - Ich suche Jerry Cotton
Autoren: Heinz Werner Höber
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ihn sofort zum Distriktgebäude. Der Dpc steht schon bereit für den Fall der Fälle.«
    Ich drehte mich um und schaltete die Scheinwerfer ein.
    Gleißende Helle überflutete die Baracke.
    Aus allen Fenstern quoll milchiggelblich-weißer Qualm. Dazwischen sah man die herumtorkelnden Gestalten bewaffneter Männer, die nichts mehr sehen konnten und sich brüllend vor Schmerzen die Augen rieben, während sie husteten, als wollten sich ihre Eingeweide umdrehen.
    Ich lief zum Lautsprecherwagen und griff nach dem Mikrophon:
    »Hallo!« rief ich. »Die Leute der Snyder-Gang sollen einzeln und mit erhobenen Armen herauskommen, sonst setzen wir euch die zweite Ladung Tränengas in die Bude! Wer mit einer Waffe kommt, wird sofort beschossen! Ohne Anruf! Hebt die Hände, laßt die Waffen fallen und kommt einzeln heraus!«
    Ich warf das Mikrophon auf den Sitz und richtete mich auf.
    Da kamen die ersten.
    .Ich wischte mir mit der Hand über die schweißnasse Stirn. Plötzlich merkte ich, daß mein Arm schmerzte. Ich hielt ihn ins Scheinwerferlicht. Blut um ein Loch im Ärmel.
    Ich spuckte aus. Jähe Übelkeit war in meinem Magen. Erst jetzt merkte ich, daß ich eine Kugel im rechten Arm hatte. Der Henker mochte wissen, wann ich sie erhalten hatte. Bisher hatte ich es jedenfalls nicht gemerkt.
    Mit der linken Hand steckte ich mir eine Zigarette zwischen die Lippen, knipste das Feuerzeug an und hielt die Flamme an den Tabak. Tief sog ich den Rauch in die Lunge.
    Ich setzte mich auf den nächstbesten Kühler und beobachtete, wie unsere Leute mit schnellen, hundertfach geübten Griffen die Leute der Snyder-Gang in Empfang nahmen, abtasteten, verborgene Waffen zutage förderten und Handschellen anlegten.
    Es ging alles sehr flott, innerhalb von kaum zwanzig Minuten hatten wir sechsundzwanzig organisierte Berufsverbrecher entwaffnet, gefesselt und in den Wagen verstaut.
    Ich übergab das Kommando an einen Kollegen, teilte ihm die Hälfte unserer Leute zu und fuhr mit der anderen Hälfte und den verhafteten Gangstern zurück zum Distriktgebäude.
    Unterwegs klemmte ich mir den Hörer des Sprechfunkgerätes ans Ohr.
    »Henry 4 ruft Zentrale! Hallo, Zentrale, bitte melden!«
    »Zentrale an Henry 4: Bitte sprechen Sie!«
    »Hier ist Decker. Sagen Sie dem Chef Bescheid. Die Sache in der 134sten Straße ist überstanden. Auf unserer Seite keine Toten. Bei den Gangstern zwei. Allerdings steht noch nicht fest, ob diese beiden wirklich von FBI-Kugeln getötet worden sind. Verletzte nicht bei den Gangstern. Aber bei uns. Rock Hurry hat einen Schultersteckschuß. Ich selbst eine Schußverletztung am rechten Arm. Es sieht nicht gefährlich aus. Sagen Sie’s dem Chef!«
    »Okay, Kamerad, wird bestellt. Gratuliere zum Erfolg!«
    »Danke.«
    Ich legte den Hörer auf. Auch als G-man muß man manchmal lügen können. Mein Arm brannte wie die leibhaftige Hölle selber.
    ***
    Der Doc verpflasterte mich.
    Danach ruhte ich mich auf einem Bett im Bereitschaftsraum aus. Auf unsere Vernehmungsbeamten kann man sich verlassen. Die sind mit Kriminalpsychologie, Verhörtaktik und anderen schönen Sachen auf den FBI-Schulen gefüttert worden.
    Es war nachts um halb zwei, als Mister High auf Zehenspitzen den Bereitschaftsraum betrat und zu meinem Bett schlich.
    »Ich schlafe nicht, Chef«, sagte ich.
    Er gab sich keine Mühe mehr, lautlos zu gehen.
    »Wir haben einen soweit«, sagte er nur.
    Ich stand auf.
    »Aber Sie sollten besser liegen bleiben, Phil«, meinte der Chef besorgt.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich will dabeisein, Chef. Kein Grund zur Besorgnis. Ich fühle mich großartig. Das liegt an Ihrem Whisky. Sie haben eine verdammt feine Marke.«
    Mister High lächelte nur.
    Er führte mich in den Vernehmungsraum. Wie ich später erfuhr, hatten sechzehn Vernehmungsspezialisten die Gangster einzeln vorgenommen und jeden auf dieselbe Art behandelt. Sie beschuldigten den Gangster jeweils, den Special Agent Jerry Cotton ermordet zu haben.
    Der neunzehnte wurde weich und brüllte, daß er es nicht wäre, daß er aber genau wüßte, wer es getan hätte. Und er wollte es ihnen genau erklären. Bei diesem Stand der Vernehmungen holte mich der Chef.
    Wir betraten das Vernehmungszimmer. Vor einem Schreibtisch saß einer der Gangster auf einem Stuhl, der von zwei Standscheinwerfem angestrahlt wurde. Der ganze übrige Raum lag im Dunkeln.
    Der Chef führte mich zu einem Sessel. Wir setzten uns. Unser Kollege wartete einen Augenblick, dann sagte er zu dem Gangster, den
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